Ein Kommentar von Uwe Hoering, Juli 2011
14. Juli 2011: Stolz verkündete die Weltbank vor drei Wochen, dass sie einen neuen Weg gefunden habe, „wie sich Bauern, Nahrungsmittelerzeuger und Verbraucher selbst gegen die Preisschwankungen für Nahrungsmittel schützen können“. Das macht neugierig, haben doch die Spekulationen mit Weizen, Reis und Mais in den vergangenen Jahren dramatische Auswirkungen gehabt und werden, so nichts Wirksames geschieht, das auch weiterhin haben. Genau deshalb „hungern die Menschen nach Nahrung und Aktion auf globaler Ebene“, wie Bankpräsident Robert B. Zoellick richtig feststellt.
Also jetzt Action: Nach dem Konzept der Weltbank sollen „arme Bauern in den Entwicklungsländern“ zukünftig „die finanziellen Zaubereien der Wall Street“ nutzen können, um sich gegen Preisvolatilität zu schützen – durch ein „neues Produkt zum Risikomanagement“, genannt Agriculture Price Risk Management (APRM). Und als privaten Partner, der die Kredite für diesen neuen Hedgefonds abwickelt, hat sie ausgerechnet die Investmentbank JP Morgan gewonnen, die selbst kräftig am Spekulationsrad mit dreht.
Die Ankündigung zeigt eindrücklich, wie internationale Finanzmanager klicken: Anstatt die Feuerwehr zu rufen oder die Brandstifter dingfest zu machen, verkaufen sie den Hausbesitzern fürsorglich neue Versicherungen. Ein wahrlich geniales Geschäftsmodell. Damit kann die Spekulation munter weiter gehen und die Spekulanten verdienen zusätzlich daran, die Auswirkungen für die Betroffenen abzufedern. Und dies legitimiert mit Hungerbekämpfung und Armutsminderung. Man sieht vor seinem inneren Auge schon die afrikanischen Bäuerinnen und asiatischen Bewohner von Squatter-Siedlungen, wie sie bei den Bankfilialen von JP Morgan Schlange stehen werden für eine Risikomanagement-Beratung. Und wenn ihnen auf diese Weise geholfen wird, „ihr Leben zu verbessern“, braucht die Spekulation ja auch nicht reguliert zu werden. (2.000 Zeichen)
Siehe dazu die Pressemitteilung der Weltbank (2011/559/EXT) vom 21. Juni 2011. Link