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Reportagen & Analysen

 

SPECIAL 'Land grabbing': News

Coca-Cola verspricht "Null Toleranz" bei 'Land grabs'

8. November 2013: Gerade einmal rund 225.000 Unterschriften reichten aus, um dem Giganten Coca-Cola die Zusage abzuringen, Land grabs in seiner Versorgungskette zu verhindern. Die Aktion war Teil der Behind the Brands-Kampagne von Oxfam America, anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober die Süßgetränkehersteller Coca-Cola, nach Oxfam-Angaben der weltweit größte Zuckeraufkäufer, PepsiCo und Associated British Foods aufzurufen, gegen Menschenrechtsverletzungen durch ihre Lieferanten vorzugehen. Jetzt darf man darauf gespannt sein, wie der Konzern, der seinen Zucker wohl ganz überwiegend aus Land grabs beziehen dürfte, als sie noch nicht so genannt wurden, sein Versprechen von "Null Toleranz" gegenüber Vertreibungen und Landnahme umsetzen will, zum Beispiel in Kambodscha - sonst bleibt das Ganze ein netter PR-Gag von Coca-Cola und Oxfam America.

Quelle:Pressemitteilung  von Oxfam America vom 7. November 2013. Siehe dazu die Stellungnahme der Clean Sugar Campaign.

Landgewinnung auf die unschöne Art

19. Oktober 2013: Im Rahmen einer Reihe von Veröffentlichungen zum Thema 'Konkurrenz um Land' hat SÜDWIND eine weitere Studie vorgelegt: "Sieh zu, dass Du Land gewinnst" beschäftigt sich mit den Fragen, wie viel Land zur Verfügung steht, wie dieses genutzt wird und welche Probleme sich aus Nutzungskonflikten ergeben. Während auf der einen Seite Flächen durch Klimaveränderungen und Bodendegradierung verloren gehen, werden durch Waldrodung und andere, oft klimaschädliche Landnutzungsänderungen neue Flächen nutzbar gemacht. In vielen Entwicklungsländern werden große Flächen für den Anbau von Exportprodukten, durch Minengesellschaften und durch wachsende Städte und Industrieansiedlungen genutzt, was höhere Gewinne abwirft als die Produktion von Grundnahrungsmitteln. Bisherige Publikationen untersuchen diese Flächenkonkurrenz am Beispiel von Fleisch, von Kakao, von Baumwolle und von Palmöl. Die Reihe soll demnächst mit einer Veröffentlichung zum Thema "Agrarinvestitionen" ergänzt werden.

Quelle:Pressemitteilung vom 29. Oktober 2013

GPS hilft, gegen Vertreibungen vorzugehen

3. September 2013: Bei einer Konferenz Ende August 2013 in Nord-Sumatra haben VertreterInnen von indigenen Organisationen aus Afrika, Asien und Lateinamerika ihre Erfahrungen mit der Erstellung von Landkarten und der Bestandsaufnahme von Ressourcen ausgetauscht, mit denen Land grabbing und der Ausbeutung von Bodenschätzen besser begegnet werden kann. Sie stützen sich dabei unter anderem auf GPS und Internet-Apps. "Wir müssen den Vorteil neuer Instrumente nutzen, um die über 30 Millionen Hektar Land, die bislang nicht erfasst sind, zu dokumentieren - bevor sie von Plantagen verschluckt worden sind", erklärte Abdon Nabadan, Generalsekretär der Indigenous Peoples' Alliance of the Archipelago (AMAN) aus Indonesien, die neben Tebtebba und der Rights and Resources Initiative (RRI) zu den Organisatoren gehörte.

Siehe dazu den Bericht "Indigenous communities deploy high-tech mapmaking to staunch global land grab", in: ScienceCodex vom 30. August 2013

Weltbank-Rezept für Wohlstand für alle in Afrika

28. August 2013: Endlich hat die Weltbank den Königsweg gefunden, um Landnutzungsrechte in Afrika zu "transformieren", die Landwirtschaft zu revolutionieren und die Armut zu beenden: In dem Aktionsplan "Securing Africa's Land for Shared Prosperity", der im Juli vorgestellt wurde, werden zehn Schritte für eine verbesserte Landpolitik vorgeschlagen. Im Zentrum steht dabei die flächendeckende Registrierung gemeinschaftlicher und individueller Nutzungsrechte, die auch eine Voraussetzung für Investitionen in die landwirtschaftliche Entwicklung sei. Gleichzeitig würden so Land grabbing und damit einhergehende soziale Konflikte beendet. Zudem setzt sich die Weltbank für Umverteilung von Land ein, wenn auch nach wie vor nur auf freiwilliger und marktwirtschaftlicher Grundlage. Am Ende steht dann "schnelles wirtschaftliches Wachstum und dessen Umsetzung in signifikant weniger Armut und mehr Chancen für Afrikas Bevölkerung, einschließlich Frauen", verspricht Makhtar Diop, der für Afrika zuständige Weltbank-Vizepräsident.

Quelle:Pressemitteilung der Weltbank vom 22. Juli 2013

Unternehmens-PR als Entwicklungshilfe

13. August 2013: In einem Brief fordert Entwicklungsminister Dirk Niebel die Menschenrechtsorganisation FIAN auf, die Unterstützung für die Vertriebenen der Kaffee-Plantage Kaweri in Uganda zu beenden und die Kritik an der Muttergesellschaft, der Neumann Kaffee Gruppe aus Hamburg, einzustellen. Das Tochterunternehmen wird dafür verantwortlich gemacht, dass im August 2011 vier Dorfgemeinschaften vom Militär von ihrem Land vertrieben wurden. Im März 2013 hat ein ugandisches Gericht die Vorwürfe teilweise bestätigt. Dennoch klagt Niebel, der vor einem Monat Uganda besucht hat, der Einsatz von FIAN würde dem "angesehenen" Unternehmen und der ugandischen Kaffeewirtschaft insgesamt schaden.

Mehr dazu bei FIAN. Siehe auch den Beitrag of Zeit.Online

Zahlenspiele beim 'Land grabbing'

8. Juli 2013: Als Teil seiner Serie über kommerzielle Investitionen in Land hat das Journal of Peasant Studies (JPS) eine weitere Sonderausgabe (JPS Forum Global Land Grabbing Part 2, Volume 40, Issue 30, 2013) herausgebracht. Einige Beiträge daraus, die sich intensiv und kritisch mit den Versuchen und Methoden auseinander setzen, diese Investitionen zu erfassen (beispielsweise Land Matrix), stehen vorübergehend als kostenlose Downloads zur Verfügung.

Siehe dazu auch JPS Forum on Global Land Grabbing Part 1, Volume 38, Issue 2, 2011 (Downloads), und den Globe-spotting-Blogpost: 'Transparenz-Initiative durch Land Matrix'

Aktualisierte Version der 'Land Matrix'

11. Juni 2013: Mit dem Projekt Land Matrix Global Observatory soll die Transparenz rund um die umstrittenen Investitionen in Land gefördert werden. Gegenwärtig werden 1.071 Fälle großflächiger Landnahmen erfasst. Die gestern veröffentlichte aktualisierte Auswertung bestätigt, dass das größte Interesse in Afrika südlich der Sahara (vor allem in der DR Congo, in Mosambik und Äthiopien) und in Südostasien besteht. Europäische und zentralasiatische Länder werden trotz wachsender Bedeutung als Zielländer anscheinend kaum erfasst. Die weitaus meisten Investoren kommen aus den USA (8,2 Millionen Hektar), mit großem Abstand gefolgt von Malaysia (3,3 Millionen Hektar), den Arabischen Emiraten und Großbritannien, während China (1,2 Millionen Hektar) eine geringere Rolle spielt als oftmals angenommen. Die neuen Kategorisierungen zeigen, dass bislang mindestens 755 Verträge für 32 Millionen Hektar Land abgeschlossen wurden. Dabei steht die Intention, Grundnahrungsmitteln zu erzeugen, mit rund 8,5 Millionen Hektar zwar an erster Stelle. Doch die Flächen, die für den Anbau von Energiepflanzen (gut 6 Millionen Hektar), für Holz (knapp 6 Millionen Hektar) und Tourismus (knapp drei Millionen Hektar) erworben werden, sind mit zusammen 15 Millionen Hektar weitaus größer. Bislang, so die Daten, wurde auf lediglich 1,7 Millionen Hektar eine landwirtschaftliche Produktion aufgenommen. Anhaltspunkte dafür, in welchem Ausmaß durch die Konzessionen ansässige Kleinbauern oder nomadische Tierhaltung betroffen oder gar vertrieben wurden, liefern die Daten kaum. Siehe dazu den Blog-Beitrag: 'Transparenz-Übung durch Land Matrix'.

Quelle:Land Matrix

Transparenz-Initiative der G8 stößt auf Ablehnung

17. Mai 2013: Beim G8-Gipfel im Juni in Belfast soll ein Vorschlag vorgelegt werden, die Transparenz bei Land-Transaktionen und -besitz zu verbessern. Die Initiatoren, darunter die deutsche Regierung, versprechen sich von einer freiwilligen Offenlegung der Verträge durch Investoren und Regierungen, Land grabbing einzudämmen und "produktive Investitionen" zu fördern. In einer internationalen Erklärung bezweifeln Organisationen von Bauern, Fischern und Indigenen nicht nur, dass Transparenz allein ausreicht, um Vertreibungen zu verhindern. Der Vorstoß würde zudem die Initiativen zu einer Regulierung von Landfragen im Committee on World Food Security (CFS) der UN-Agrarorganisation FAO unterminieren, das eher als die G8 für die Verhandlung dieser Themen legitimiert sei. Sie fordern daher die G8-Mitglieder auf, statt eigener Vorschläge die Arbeit des CFS zu unterstützen und die Umsetzung der dort beschlossenen Richtlinien zur Landbesitz-Politik umzusetzen.

Deutsche Bank investiert in "Kautschuk-Barone"

13. Mai 2013: Eine neue Studie analysiert die Investitionen von zwei vietnamesischen Unternehmen in riesige Kautschuk-Plantagen in Laos und Kambodscha, Hoang Anh Gia Lai (HAGL) und dem Staatsunternehmen Vietnam Rupper Group (VRG). Absatzmarkt ist vor allem China. Der Bericht 'Rubber Barons' von Global Witnessbeschreibt sowohl die enge Zusammenarbeit mit korrupten einheimischen Partnern bei der Konzessionsvergabe, als auch die Auswirkungen für Bevölkerung und Umwelt, beispielsweise durch Abholzung der Wälder. Die Deutsche Bank ist unter anderem durch DWS Vietnam Fund Ltd an den Investitionen beteiligt, die International Finance Corporation, IFC, der Finanzier der Weltbankgruppe für die Privatwirtschaft, über eine vietnamesische Investment-Gruppe.

Masterplan für die Agrarindustrie in Mosambik

April 2013: Mit dem Programm ProSAVANA planen Mosambik, Brasilien und Japan eine umfassende agroindustrielle Entwicklung im Norden Mosambiks. Eine aktuelle Version des Masterplans vom März 2013 für dieses Projekt, die jetzt bekannt wurde, bestätigt Befürchtungen zivilgesellschaftlicher Organisationen, dass damit Land grabbing verstärkt und die Kontrolle von Konzernen über die Landwirtschaft massiv ausgeweitet werden. Siehe dazu auch den Beitrag: "Zivile Kanonenbootpolitik"

Agrarinvestitionen im Dienst der Ernährungssicherheit

22. April 2013: Das Committee on World Food SecurityCFS bei der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO hat einen ersten Entwurf der 'Prinzipien für verantwortungsbewusste Agrarinvestitionen' (Principles for responsible agricultural investments, rai - nicht zu verwechseln mit den RAI-Prinzipien der Weltbank) vorgelegt, bei denen nicht nur im Titel die Ernährungssicherheit eine zentrale Rolle spielt. Sie sollen die im Mai vergangenen Jahres beschlossenen 'Freiwilligen Leitlinien' (Voluntary Guidelines) für staatliche Regelungen zu Besitzverhältnissen an Land, Fischgründen und Wäldern in dem besonders umstrittenen Bereich der industriellen Agrarwirtschaft ergänzen. Die neun Prinzipien und ein erklärendes Hintergrundpapier werden im Mai in Rom in einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung zivilgesellschaftlicher Organisationen weiter diskutiert und sollen im Oktober 2014 verabschiedet werden.

Die Landfrage in der Konferenz-Maschinerie

20. April 2013: Vom 8. bis 11. April fand die 14. Weltbank-Konferenz zu 'Land und Armut' statt - mit einem gewaltigen Programm. Beiträge und Präsentationen stammen vor allem von VertreterInnen der Weltbank und staatlichen Entwicklungsorganisationen westlicher Industrieländer, von UN-Institutionen und Ministerien, sowie von Universitäten. Zudem erweist sich das Thema als Tummelfeld für Beratungsunternehmen, Grundbuch- und Rechtsexperten. Einige wenige Unternehmensvertreter sprachen zu ihren Erfahrungen und zur Frage, wie private Investitionen gefördert werden könnten. Die Beteiligung entwicklungspolitischer NGOs war minimal, die Sichtweisen von Bauernbewegungen und Betroffenen fanden bestenfalls durch die entwicklungspolitische, staatliche oder akademische Brille Eingang. Zusätzlich zu den Kurzfassungen im Programm sind die Beiträge teilweise auch bei ConfTool eingestellt. Rob Nash war bei der Konferenz und hat darüber für Oxfamblogs einen Kommentar über die "doppelzüngige" Weltbankpolitik veröffentlicht.

Widerstand gegen Landkonzentration in Europa

19. April 2013: Bauern in Brandenburg erleben seit längerem, dass Agrarinvestoren die Landpreise so hoch treiben, dass ihre eigenen Betriebe gefährdet sind. Ähnlich sind Agrarunternehmen in Osteuropa unterwegs, wo vielfach durch großflächige Ländereien, EU-Agrarförderung und Zugang zum europäischen Markt attraktive Bedingungen herrschen. Aber auch in Spanien, Italien, Frankreich und Österreich nimmt die Konzentration von Landbesitz zu, stellt ein neuer Bericht des Transnational Institute fest ("Land Concentration, land grabbing and people's struggles in Europe"). Die Landnahme in Europa sei durchaus vergleichbar mit den Entwicklungen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Neben der Bestandsaufnahme werden in den Beiträgen auch der Widerstand und Perspektiven für Alternativen aufgezeigt.

Quelle:Pressemitteilung des TNI vom 17. April 2013; siehe dazu den Artikel in The Guardian vom 17. April 2013

Beschränkungen für ausländische Investoren

28. Februar 2013: Brasilien, Benin, Rumänien und einige weitere Länder haben Beschränkungen für Landbesitz durch Ausländer eingeführt. Wirksam seien diese allerdings kaum, heisst es in einem neuen Bericht von GRAIN, sondern sollen nur der einheimischen Kritik an Land grabbing Wind aus den Segeln nehmen. Zum einen gebe es zu viele Schlupflöcher, zum anderen hätten sie auf Dauer keinen Bestand angesichts bilateraler Investitionsabkommen und internationaler Regelungen, die eine Gleichbehandlung von einheimischen und ausländischen Unternehmen vorschreiben. 

Landkonzessionen in Laos - eine Bestandsaufnahme

28. Januar 2013: Unter Beteiligung hochrangiger Regierungsvertreter wurde am vergangenen Samstag in Vientiane ein umfassender Bericht (pdf-Datei 8,6mb) über die Landvergabe an in- und ausländische Investoren in Laos vorgestellt ("Concessions and Leases in the Lao PDR: Taking Stock of Land Investments"). Aufgeschlüsselt werden darin die verfügbaren Informationen über mehr als 2.600 Konzessionen und Verträge für insgesamt 1,1 Millionen Hektar, was fünf Prozent der Landfläche entspricht. 72 Prozent der Verträge, deren Zahl zwischen 2000 und 2009 um das Fünfzigfache gestiegen ist, wurden mit ausländischen Investoren abgeschlossen, vor allem aus Vietnam, Thailand und China. Wie im Forstbereich, in dem drei Viertel der rund 300.000 Hektar für Kautschuk- und Eukalyptusplantagen genutzt werden, dominieren dabei Monokulturen. "Es kann als sicher gelten, dass weitere Monokulturen im Forstbereich unterbunden werden", sagte ein Regierungsvertreter und bekäftigte das Moratorium vom Juni 2012, das bis 2015 den Abschluß weiterer Verträge aussetzt.

Quelle:Vientiane Times vom 26. Januar 2013 (pdf-Datei 409kb).

Nachrichten 2012:

Dezember 2012: Online-Dokumentation von Landnahme in Kambodscha

19. Dezember 2012: MitOpen Development Cambodia steht jetzt eine interaktive Online-Datenbank zur Verfügung, die aktuelle Informationen über Agrarinvestitionen in Kambodscha aufbereitet. Die Daten und anschaulichen Karten machen nicht nur das ganze Ausmaß der Landnahme deutlich, sie können auch helfen, die Diskussion zwischen den unterschiedlichen Beteiligten auf eine Faktenbasis zu stellen.

Dezember 2012: Tansania begrenzt Agrarinvestitionen

12. Dezember 2012: Tansania will die Flächen für Agrarinvestoren begrenzen - auf 5.000 Hektar für Reis, auf 10.000 für Zucker. Das erklärte Premierminister Mizengo Pinda nach einem Treffen, bei dem in der Hauptstadt Dar es Salaam Investoren für die Agrar-Sonderwirtschaftszone SAGCOT, den Southern Agricultural Growth Corridor of Tanzania, geworben werden sollten. Die Regierung erhofft sich davon mehr Konkurrenz und höhere Investitionen. Außerdem sollen Bewerber Pläne vorlegen, wie sie kleinbäuerliche Betriebe einbeziehen wollen. Als Vorbild für die Vertragslandwirtschaft gelten die Zuckerplantagen von Kilombero, die in den 1980er Jahren mit Entwicklungsgeldern, unter anderem der Niederlande und der Weltbank, aufgebaut und dann privatisiert worden waren. Der südafrikanische Eigentümer Illovo Sugar, eine Tochtergesellschaft von Associated British Foods, istder führende afrikanische Zuckerproduzent mit Ambitionen, die Äthanolproduktion auszuweiten. In den vergangenen Jahren wurde er mehrfach wegen Land grabbingkritisiert.

Quelle:Tanzania Daily News vom 26. November 2012

November 2012: Aufbauhilfe für Agrarkonzerne in der Ukraine

29. November 2012: Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, EBRD, investiert 15,9 Millionen US-Dollar in Expansion und vertikale Integration der Londoner Gruppe ED&F Man, einem der führenden Handelshäuser, das auf Verarbeitung, Vermarktung und Vertrieb von Zucker, Kaffee und anderen Agrarprodukten spezialisiert ist. Finanziert werden sollen damit im Süden der Ukraine, wo das Unternehmen eine Zuckerfabrik betreibt, eine Ausweitung des Zuckerrübenanbaus und weitere modernste Verarbeitungsanlagen, die den bestehenden Fabriken Konkurrenz machen werden. ED&F Man arbeitet dabei zusammen mit Contential Farming Group, einem an der Londoner Börse notierten Unternehmen, das auch in Polen aktiv ist.

Quelle: EBRD-Pressemitteilung vom 28. November 2012

November 2012: Freunde in der Not ....

22. November 2012: Formeln wie "Gemeinsame Anstrengungen in der Hungerbekämpfung" und "Afrikas Ernährungssicherheit als zentrale Priorität" klingen immer gut. Bei einem Treffen der Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union, Nkosazana Diamini Zuma, des Generalsekretärs der UN-Agrarorganisation FAO, dem Brasilianer da Silva, und des früher brasilianischen Präsidenten 'Lula' da Silva wurden sie vollmundig benutzt. Gemeinsam kündigten sie nicht weniger als einen "neuen, geeinten Anlauf zur Beendigung des Hungers in Afrika" an, der bei einer "hochrangigen" Konferenz im März 2013 in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba losgetreten werden soll. Afrikas Potenzial an "ungenutztem Land" für "agroindustrielle Produktion" wurde da beschworen. Dafür sollen "bestehende Initiativen und Programme" aufgewertet werden, wozu sicherlich die Versuche brasilianischer Konzerne gehören, in Mosambik (ProSavana) und anderen afrikanischen Ländern Fuß zu fassen. Die Idee ist, das Modell der agrarindustriellen Entwicklung des Cerrado, der zentralbrasilianischen Savanne, auf den afrikanischen Kontinent in "neuen Formen innovativer Partnerschaft und Solidarität" zu übertragen. Spätestens seit der Weltbank-Studie "Awaking Africa's Sleeping Giant" gilt es als ein Vorbild, um Afrika zum neuen Lieferanten für agrarische Rohstoffe zu machen.

Quelle: FAO-Pressemitteilung vom 21. November 2012

November 2012: FAO plädiert für Vertragslandwirtschaft

14. November 2012: Großflächige Agrarinvestitionen, bei denen lokale Bevölkerungen vertrieben werden, "sollten vermieden werden", heisst es in einer neuen Studie der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO. "Trends and Impacts of Foreign Investment in Developing Country Agriculture" analysiert ausführlich unterschiedliche "Geschäftsmodelle" in neun Ländern, darunter sechs in Afrika sowie Thailand, Kambodscha und Brasilien. So würden die negativen Auswirkungen kaum durch neue Arbeitsplätze auf Plantagen kompensiert, stellt der Bericht fest. Stattdessen plädiert er für Vertragslandwirtschaft: Investitionen, die lokalen Bauern eine aktive Rolle einräumen und ihnen die Kontrolle über ihr Land belassen, hätten die positivsten wirtschaftlichen und sozialen Ergebnisse.  

November 2012: Myanmar lockt ausländische Agrarinvestoren

6. November: Myanmar entwickelt sich anscheinend zum neuen Eldorado für Agrarinvestoren. Wie jetzt bekannt wurde, bieten neue Gesetze Steuerfreiheit, Vertragslaufzeiten bis zu 70 Jahren und den Schutz vor Enteignung. Ausländer können zukünftig 100prozentige Eigentümer von Konzessionen sein. Über Verpflichtungen der Investoren wurde nichts berichtet.

Quelle:Reuters vom 3. November 2012

November 2012: Tansania erkennt indigene Landrechte an

5. November 2012: Die Hazda sind ein kleines Volk von Jägern und Sammlern, das im Nordwesten Tansanias lebt. Im Oktober erhielten sie Eigentumsurkunden, um sicherzustellen, dass sie "nicht durch landhungrige Eindringlinge gestört werden", wie eine Regierungssprecherin sagte. Erstmals werden damit die Bodenrechte einer indigenen Minderheit offiziell anerkannt. Nun besteht die Hoffnung, dass auch andere indigene Gemeinden Landtitel erhalten, die einen gewissen Schutz gegen das Vordringen von Tierhaltung und Landwirtschaft bringen könnten.

Quelle:Survival International

November 2012: RAI oder rai, Weltbank gegen FAO

4. November 2012: Der Konflikt um die Definitionsmacht, was "verantwortliche Agrarinvestitionen" sind, ist voll entbrannt. Unter Führung der Weltbank, die sich auf ein Mandat der G20 berufen kann, wurden sieben Grundsätze für "Responsible Agricultural Investment (RAI)" formuliert, die auch für die umstrittenen Landkonzessionen gelten sollen. Jetzt hat die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO, die an der Erarbeitung der RAI-Prinzipien beteiligt war, eine Arbeitsgruppe des Committee on World Food Security (CFS) beauftragt, ebenfalls Prinzipien für "responsible agricultural investments (rai)" zu erarbeiten. Zivilgesellschaftliche Gruppen und Bauernbewegungen halten es mit dem Komitee für Ernährungssicherheit, weil sie dort Möglichkeiten zur Mitwirkung haben und hoffen, dass die ausgearbeiteten Leitlinien eher zugeschnitten sein werden auf die Interessen der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und der Zielländer ausländischer Agrarinvestoren. Daran wird sich dann zeigen, wie groß am Ende der 'kleine Unterschied' sein wird.

Quelle: FAO-Pressemitteilung vom 22. Oktober 2012

November 2012: Alles ausser Waffen - und Landraub-Zucker

3. November 2012: Das Europa-Parlament hat die Regierung Kambodschas aufgefordert, Zwangsräumungen von Land für Großinvestoren zu beenden. Bedeutsamer als ein derartiger Appel ist die Empfehlung an die Europäische Kommission, den zollfreien Import von Agrarerzeugnissen aus Kambodscha unter der "Everything But Arms-Initiative" auszusetzen, sofern bei ihrer Produktion Menschenrechte verletzt wurden. Zivilgesellschaftliche Organisationen klagen, dass dieses entwicklungspolitische Förderinstrument, das den zollfreien Import von Agrarprodukten in die EU ermöglicht, missbraucht wird, um bäuerliche Landnutzer zu vertreiben und Plantagen anzulegen, um Zucker gewinnbringend nach Europa zu exportieren.

Quelle:Phnom Penh Post vom 29. Oktober 2012

November 2012: Vertreibung für Asiatisch-Europäisches Spitzentreffen

2. November 2012: Für das "Asia-Europe Meeting" (ASEM9), zu dem ab Montag Staatspräsidenten, Regierungschefs und Minister aus 48 europäischen und asiatischen Ländern in Vientiane, der Hauptstadt der Volksrepublik Laos, zusammen kommen, haben chinesische Unternehmen zwei Konferenzzentren und 50 Villen errichtet. Dafür mussten 102 Familien Haus und Hof verlassen, ohne eine ausreichende Entschädigung oder anderes Land zu erhalten. "Es ist schockierend, dass europäische Politiker auf geraubtem Land schlafen", sagt Patrick Alley von der Kampagnenorganisation Global Witness und erwartet, dass sich die Teilnehmer, darunter EU-Ratspräsident Van Rompuy und Außenminister Westerwelle, klar gegen Land grabbing aussprechen, das nicht nur in Laos, sondern auch in Nachbarländern wie Kambodscha und Myanmar großflächig stattfindet.

Siehe auch: The Telegraph vom 1. November 2012 und ein TNI-Fact Sheet (pdf-Datei 1mb)

Oktober 2012: Chinas Agrarinvestitionen konzentrieren sich in Asien

7. Oktober 2012: Die Diskussion über das tatsächliche Ausmaß ausländischer Direktinvestitionen in die Landwirtschaft ist besonders kontrovers im Falle Chinas. Eine Studie des International Institute for Sustainable Development (iisd) kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass von 86 gemeldeten chinesischen Agrarprojekten mit insgesamt mehr als 9 Millionen Hektar 55 Vorhaben mit knapp fünf Millionen Hektar bestätigt werden können. Mehr als die Hälfte dieser Flächen liegt in Asien, über eine Million Hektar in Zentralasien, knapp zehn Prozent in Afrika, wo allerdings mehrere Großprojekte mit jeweils 100.000 Hektar und mehr in der Pipeline sein könnten. Während es bislang seinen steigenden Bedarf an Agrarrohstoffen auf dem Weltmarkt deckt, so die Studie "Farmland and Water: China invests abroad", gehe China jetzt zunehmend zu Direktinvestitionen über.

Oktober 2012: Oxfam fordert Moratorium für Landnahme

5. Oktober 2012:Oxfam fordert die Weltbank auf, großflächige Land-Akquisitionen für sechs Monate zu stoppen. Die Weltbankgruppe spielt nicht nur als Investor eine wichtige Rolle, sondern beeinflusst auch die Landvergabe-Politik in vielen Ländern und versucht, mit ihren Prinzipien für "Verantwortungsbewusste Agrarinvestitionen" (RAI) die Standards zu drücken (Zur Kritik siehe Focus on the Global South). Mit einer Überprüfung ihrer Politik könne die Bank ein Zeichen für Investoren und Regierungen setzen und helfen, Menschenrechtsverletzungen zu stoppen, glaubt Oxfam. Gleichzeitig mit dem Aufruf, der die Diskussion über ein Moratorium für kommerzielle Landnahme beleben könnte, legt Oxfam einen neuen Bericht über die Rolle der Bank beim Land grabbing vor: "Our Land,Our Lives".

September 2012: China sichert sich Maislieferungen aus der Ukraine

21. September 2012: Im Gegenzug für einen Kreditrahmen von 3 Milliarden US-Dollar wird die Ukraine jährlich 3 Millionen Tonnen Mais an China liefern. Ein entsprechendes Abkommen soll im kommenden Monat unterzeichnet werden, sagte der Landwirtschaftsminister der Ukraine. Beobachter vermuten, dass die Kredite für den Kauf chinesischer Agrartechnologie verwendet werden sollen. Die Getreidemenge reicht aus, um Chinas Bedarf an Maiseinfuhren für das kommende Jahr zu decken. Allerdings wird erwartet, dass die Nachfrage schnell steigen wird und das Land möglicherweise in zehn Jahren der größte Mais-Importeur weltweit sein könnte.

Quelle:Agrimoney vom 20. September 2012

September 2012: Freiwillige Richtlinien und/oder Land-Souveränität?

18. September 2012: Mit zwei Diskussionspapieren greift das Transnational Institute, TNI, aktuelle Aspekte der Diskussion um Land grabbing und mögliche Perspektiven von Zivilgesellschaft und sozialen Bewegungen auf: Ein Überblick über die im Mai vom UN-Komitee für Ernährungssicherheit, CFS, verabschiedeten "Freiwilligen Richtlinien" fragt nach deren "Potenzialen und Herausforderungen für die Umsetzung". Jun Borras und Jennifer Franco entwerfen mit "A 'Land Sovereignty' Alternative?" Vorschläge für einen Übergang von der Forderung nach Land durch 'Landreformen' und 'Landnutzungssicherheit' zu einem umfassenderen Konzept von 'Land-Souveränität', das den neuen Bedingungen im globalen Agrarsektor Rechnung trägt. 

Juli 2012: Beschwerde-Instanzen für 'Land grab'-Opfer

29. Juli 2012: Die Weltbank und andere internationale Finanzinstitutionen unterstützen die Investitionen in- und ausländischer Investoren in die industrielle Landwirtschaft in vielerlei Hinsicht, unter anderem ganz direkt als Geldgeber für private Unternehmen. Für Betroffene gibt es eine Reihe von Beschwerdemöglichkeiten, um sich dagegen zu wehren. Ähnliche Möglichkeiten gibt es, wenn staatliche Organisationen beteiligt sind, etwa durch die Vergabe von Exportkrediten. Einen Überblick über die verschiedensten „Accountability Mechanisms“ bietet ein neuer Eintrag bei farmlandgrabvom 25. Juni 2012.

Juli 2012: Kleinbauern sollen für Klimaschutz zahlen

27. Juli 2012: Mehrfach wird aus Thailand berichtet, dass Kleinbauern Abgaben zahlen müssen, weil sie mit ihrem Reisanbau zu Klimaveränderungen beitragen. Berechnungsgrundlage ist die Temperaturdifferenz zwischen Forst- und Farmland und die Energiekosten eines Airconditioners, um den Unterschied auszugleichen. Da die Bauern das Geld nicht aufbringen können, ist die Methode ein Mittel, um sie im Namen des Klimaschutzes von ihrem Land zu vertreiben.

Quelle:The environmental blog vom 12. Juli 2012 und die Nachrichtenagentur ips vom 19. Juli 2012

Juli 2012: Mosambik "strategisch günstig" für Agrarinvestoren

10. Juli 2012: Mosambik rückt immer stärker in den Fokus ausländischer Agrarinvestoren. So wurde nach brasilianischen Presseberichten am 6. Juli mit Brasilien und Japan ein Kooperationsabkommen über die Entwicklung der Agrarindustrie im Nacala-Korridor abgeschlossen. Unter Führung der Stiftung Getúlio Vargas (FGV) sind daran staatliche Entwicklungsorganisationen und Ministerien aus den drei Ländern sowie die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO und die brasilianisch-mosambikanische Handelskammer beteiligt. Ein Investitionsfonds (Fundo Nacala) soll zunächst zwei Milliarden US-Dollar in Japan und Brasilien einsammeln. Das Projekt gleicht der Vorgehensweise bei der Erschließung des brasilianischen Cerrado in den 1970er Jahren, der ähnliche agro-ökologische Bedingungen wie Afrikas Savannen aufweist.

Quelle:Macauhub vom 6. Juli 2012

Juli 2012: Länderbezogene Informationen zu Landpolitik

2. Juli 2012: Das Land Portal, das von der International Land Coalition (ILC) aufgebaut wird, versteht sich als globaler Internet-Referenzpunkt für Informationen rund um Landfragen. In einer neuen Rubrik werden für einzelne Länder und Regionen Verträge, Gesetze und Regulierungsmaßnahmen zusammengefasst, die sich auf Ernährung, Landwirtschaft und erneuerbare Ressourcen beziehen. Zunächst werden hier vor allem Informationen, die die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) gesammelt hat, eingestellt. Später sollen weitere Datenbanken integriert werden - der Weltbank, der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und des Internationalen Forschungsinstituts für Ernährungspolitik (IFPRI). Link

Juni 2012: Laos verhängt Moratorium für Agrarkonzessionen

28. Juni 2012: Laos wird in den nächsten drei Jahren keine neuen Investitionen in Bergbau oder Kautschukplantagen erlauben, meldet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf staatliche Medien. Nach zahlreichen Berichten über Landkonflikte und Umweltschäden sollen jetzt alle laufenden Vorhaben überprüft und die bestehende Landverteilung erfasst werden.

Quelle:farmlandgrab vom 26. Juni 2012

Mai 2012: Vereinte Nationen stricken Zaumzeug für 'Land grabs'

11. Mai 2012: Das Komitee für Ernährungssicherheit (Committee on World Food Security, CFS) der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, FAO, hat seine erste große Bewährungsprobe bestanden: Heute verabschiedete es die Freiwilligen Richtlinien, wie Regierungen die Nutzung von Land, Fischgründen und Wäldern politisch regeln sollten. Während sich Vertreter der Zivilgesellschaft davon besseren Schutz gegen Vertreibung durch Land grabbing und großflächige kommerzielle Agrarinvestitionen für die Exportproduktion sowie eine Unterstützung für Alternativen erhoffen, erwarten Unternehmensvertreter Landnutzungsregeln, die Investitionen sichern. Nachdem das Komitee jetzt das Zaumzeug geschaffen hat, ist der nächste Schritt, es den Investoren anzulegen und in nationale Gesetzgebung umzusetzen - und wenn das geschehen ist, die Zügel bei Bedarf auch anzuziehen. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie FIAN und La Via Campesina, die an der Erarbeitung der Richtlinien intensiv beteiligt waren, begrüßen die Verabschiedung, auch "wenn sie in einigen Bereichen, die für die Existenzbedingungen von kleinen Nahrungsmittelproduzenten entscheidend sind, zu kurz greifen", so Ángel Strapazzón aus Argentinien.

Quelle: FAO-Pressemitteilung vom 11. Mai 2012

Mai 2012: Uganda - Regierung droht 'Land grab'-Kritikern

10. Mai 2012: Aufgrund einer Studie ("Land and Power") vom September 2011, in der der Regierung eine direkte Beteiligung an Land grabbing vorgeworfen wurde, drohen Regierungsvertreter, den Entwicklungsorganisationen Oxfam und Uganda Land Alliance ihre Arbeitserlaubnis zu entziehen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, wächst der Druck auf die beiden Organisationen, die Behauptungen zu widerrufen und sich zu entschuldigen. In dem Bericht war unter anderem die gewaltsame Vertreibung von über 20.000 Menschen in den Distrikten Kiboga und Mubende für ein Forstprojekt der britischen New Forests Company kritisiert worden, das unter anderem von der International Finance Corporation IFC mitfinanziert wird, die in der Weltbank-Gruppe für die Förderung der Privatwirtschaft zuständig ist.

Mai 2012: Dokumentation der Nyéléni-Konferenz zu 'Land grab'

9. Mai 2012: Im November 2011 organisierten das internationale Bauernnetzwerk La Via Campesina und der Verband von Bauernorganisationen in Mali (CNOP) eine Konferenz in Nyéléni, um über die soziale Mobilisierung gegen Land grabbing zu diskutieren. An historischem Ort (siehe Nyéléni-Erklärung) diskutierten Bauern und Bäuerinnen, Delegationen von 15 afrikanischen Bauernorganisationen und über 40 Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Universitäten und Institutionen über Erfahrungen und Strategien. Eine Zusammenfassung liegt jetzt als pdf-Datei vor, ausserdem wird die Konferenz auf der Website von Via Campesina dokumentiert.

Mai 2012: Sind Chinas Agrarprojekte in Afrika 'lebende Tote'?

3. Mai 2012: Die erste Kritik an der ehrgeizigen neuen Datenbank zu ausländischen Investitionen in Agrarland (Land Matrix) hat nicht lange auf sich warten lassen: Nach Auffassung der Afrika-Expertin Deborah Brautigam ("The Dragon's Gift: The Real Story of China in Africa") sind die Angaben, nach denen China in Afrika mit über drei Millionen Hektar neben Indien der größte Land grabber sei, falsch. Großprojekte wie ein Ölpalmenprojekt in der Demokratischen Republik Kongo von 2,8 Millionen Hektar wären "seit Jahren tot", andere würden lediglich von chinesischen Baufirmen im Auftrag anderer Investoren durchgeführt.

Quelle:farmlandgrab vom 30. April 2012. Siehe dazu auch farmlandgrab vom 2. Mai 2012.

April 2012: Neue Datenbank zu großen Agrarprojekten online

30. April 2012: Seit dem Wochenende ist die bislang umfassendste Datenbank zu großflächigen Landnahmen online. Die Land Matrix, ein Projekt von Land Portal, das von fünf Entwicklungs- und Forschungsorganisationen, darunter die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, GIZ, und GIGA in Hamburg, getragen wird, registriert über 1.000 landwirtschaftliche Investitionsprojekte seit 2000 mit einer Fläche von mindestens 76 Millionen Hektar, davon knapp die Hälfte in Afrika. Gut ein Viertel hätten inzwischen mit der Umsetzung begonnen. Ein Bericht bietet eine erste Auswertung dieser Datenfülle und bestätigt eine Reihe bisheriger Beobachtungen und Befürchtungen, beispielsweise dass es sich bei der Hälfte der Flächen, die an kommerzielle Interessenten vergeben werden, um besonders gutes Land handelt, das von lokalen Bevölkerungen genutzt wird. Die Sammlung soll kontinuierlich und interaktiv fortgeschrieben werden.

März 2012: Einigung auf Freiwillige Leitlinien für 'Land grabs'

26. März 2012: Nach dreijährigen Verhandlungen hat eine Arbeitsgruppe des UN-Komitees für Ernährungssicherung, CFS, Leitlinien verabschiedet, wie Regierungen den Besitz von Land, Fischgründen und Wäldern regeln sollten, um bestehende Nutzungsrechte, die durch großflächige Agrarinvestitionen (Land grabbing) gefährdet sind, zu schützen (Voluntary Guidelines for the Responsible Governance of Tenure of Land, Fisheries and Forests). Die Einigung, an der auch zivilgesellschaftliche Organisationen mitgearbeitet haben, soll im Mai bei einer Sondersitzung des Komitees verabschiedet werden. Vorgeschlagen werden unter anderem Flächenbegrenzungen für Verpachtungen und eine stärkere Beteiligung der Parlamente. Während die Financial Times ungenannte "offizielle Vertreter" mit der Aussage zitiert, die Empfehlungen seien "weitgehend Unternehmensfreundlich", bedauern zivilgesellschaftliche Organisationen in einer Erklärung, dass Regierungen nach wie vor daran festhalten, großfläche Agrarinvestitionen seien notwendig für die Entwicklung. Sie hoffen aber dennoch, dass die Leitlinien helfen können, den Hunger zu verringern - Begeisterung klingt anders.

März 2012: E10 - Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben

1. März 2012: VertreterInnen afrikanischer Bauernorganisationen fordern von der EU, alle Anreize für die Expansion der Produktion von Agrartreibstoffen abzuschaffen. Denn die Beimischungsquote trägt dazu bei, riesige Plantagen wirtschaftlich lukrativ zu machen und damit bäuerliche Betriebe und den Anbau von Nahrungsmitteln zu verdrängen. Dies belegt die Studie '(Bio)fueling Injustice?' über Agrarinvestitionen europäischer Unternehmen in Afrika, die von der Menschenrechtsorganisation FIAN in Auftrag gegeben wurde. Die Studie zeigt zudem, dass die Richtlinien und Vorschriften der EU nicht ausreichen, bei diesem Land grabbing Verstöße gegen das Recht auf Nahrung wirksam zu verhindern.

Februar 2012: Westafrika im Visier der Palmölindustrie

28. Februar 2012: Nach Einschätzung der Analysten von Agrimoney steht die Palmölindustrie "am Anfang einer neuen Expansionsphase". Diese Prognose basiert auf einem zunehmenden Auseinanderdriften von Nachfrage nach Palmöl und Angebot, das vor allem auf die Agrartreibstoff-Politik zugeführt wird. Ein Ziel dieser Flächenausdehnung ist Westafrika, für das die Analysten geplante Investitionen von 6 Milliarden US-Dollar errechnen, darunter Investitionsvorhaben des malaysischen Palmölgiganten Sime Darby in Höhe von 3,1 Milliarden US-Dollar in Liberia und der Erwerb von 45.000 Hektar Land in Sierra Leone durch die in London ansässige Agriterra. Dazu passt die Klage des Unternehmens Asian Plantations über Schwierigkeiten, in Malaysia, bislang ein führender Palmöl-Produzent, Ländereien für neue Plantagen zu finden, sei es aufgrund heftiger Konkurenz, sei es aufgrund von Umweltschutzauflagen.

Quellen:CTA Agritrade, 6 February 2012; Agrimoney, 28 February 2012

Februar 2012: Die lange Liste ausländischer Agrarinvestoren

24. Februar 2012: Unternehmen aus den USA führen die Liste der Investoren an, die in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa große Ländereien erwerben, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien. Dies geht aus einer aktuellen Übersicht über mehr als 400 Fälle von Land Grabbing durch ausländische Investoren hervor, die GRAIN heute vorgelegt hat. Die Bestandsaufnahme, die auch detaillierte Angaben zu den einzelnen Vereinbarungen umfasst, deckt die Jahre seit 2006 ab und beschränkt sich auf Nahrungs- und Futtermittel, Ölpalmen und Zuckerrohr.

Januar 2012: Agrarinvestitionen - BMZ möchte "nur Gewinner"

24. Januar 2012: Gestern stellte das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ, ein Positionspapier für seinen Umgang mit privaten Investitionen in Land vor. Dabei legt es die Messlatte der Anforderungen dafür, dass diese Landnahme nicht zu Land Grabbing, also zu großflächigen Vertreibungen führt, sehr hoch: Partizipation, Transparenz und Rechenschaftslegung, die Anerkennung bestehender Land- und Wasserrechte, ein Menschenrechtskonformer Umgang mit Umsiedlungen und Entschädigungen, Achtung der Menschenrechte auf Nahrung und Wasser, Schutz der natürlichen Ressourcen und eine gerechte Beteiligung am Nutzen der Investition. Allerdings bestehen diese Voraussetzungen für "verantwortungsvolle Investitionen", die gewährleisten würden, dass es "nur Gewinner, aber keine Verlierer gibt", nur unzureichend. Konsequenterweise müsste das BMZ daher ein Moratorium für Direktinvestitionen in Land und deren Unterstützung durch die internationale Entwicklungszusammenarbeit vorschlagen, bis diese Bedingungen geschaffen sind. Stattdessen will es sich auf die Schaffung einer Informationsgrundlage, die Erarbeitung internationaler Leitlinien, die Unterstützung von Partnerländern bei Bodenpolitik und Landmanagement, die Ausbildung von Fachkräften, die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und die "Einforderung von Nachhaltigkeit" konzentrieren - und im Juli kommenden Jahres einen Erfolgsbericht vorlegen.

Investitionen in Land und das Phänomen des "Land Grabbing". Herausforderungen für die Entwicklungspolitik. BMZ-Strategiepapier 2, 2012. Link

Siehe dazu den Gastbeitrag des FIAN-Agrarexperten Roman Herre.

Nachrichten 2011:

Dezember 2011: Entwicklungsorganisationen fördern Landnahme

11. Dezember 2011: Während sich die Verabschiedung der 'Freiwilligen Richtlinien für eine verantwortungsbewusste Landbesitz-Politik' der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) verzögert, gehen unregulierte Landgeschäfte großer ausländischer Unternehmen und Spekulanten ungebremst weiter, wie das Oakland Institute berichtet. Entwicklungsinstitutionen wie USAID und die Weltbank-Gruppe fungieren oftmals als Wegbereiter für derartige Landnahmen. Das Oakland Institute belegt diese Vorwürfe mit vier neuen Länderberichten (Mosambik, Tansania, Süd-Sudan und Sambia), die zeigen, dass die Investitionen weder Ernährungssicherheit noch Arbeitsplätze bringen, sondern fruchtbares Land zu Plantagen für die Energieversorgung in den USA und Europa umwandeln.

Dezember 2011: GRAIN fordert "Rückrufaktion" für 'Land grabber'

6. Dezember 2011: Bei der Verleihung des Right Livelihood Award an GRAIN rief der Koordinator der Lobbyorganisation, Henk Hobbelink, gestern im schwedischen Parlament dazu auf, die großflächigen kommerziellen Investitionen in die Landwirtschaft in vielen Ländern des globalen Südens sofort zu beenden. GRAIN setzt sich seit Jahrzehnten für die Erhaltung der bäuerlichen Landwirtschaft ein und hatte vor drei Jahren die öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses 'Land grabbing' gelenkt. Pensionsfonds, Investoren und Agrarkonzerne müssten daran gehindert werden, ihr "heißes Geld" für die Spekulation mit Land und Nahrungsmitteln einzusetzen. Das sei eine der Voraussetzungen, um der Ernährungskrise und dem Klimawandel zu begegnen. Der Link zur Rede

November 2011: Wasserrechte für Investoren gefährden Millionen

29. November 2011: Bekanntlich vergeben Regierungen in vielen Fällen großzügig Landnutzungsrechte an Investoren, ohne viel Rücksicht zu nehmen auf bestehende Rechte lokaler Bevölkerungsgruppen. Das gilt erst recht für die Vergabe von Wassernutzungsrechten, ohne die die Landvergabe oft gar keinen Sinn machen würde.  Auf diese vielfach ausgeblendete Gefahr, die zum Beispiel mit großen Staudamm- und Bewässerungsprojekten wie dem Gibe III-Projekt in Äthiopien einhergeht, macht ein Briefing des International Institute for Environment and Development, iied, aufmerksam und warnt davor, dass dadurch die Lebensbedingungen von Millionen Menschen beeinträchtigt werden.

November 2011: Zielkonflikt - Investitionsförderung vs Gewohnheitsrechte

Gewohnheitsrechte haben, selbst wenn sie gesetzlich verankert sind, meist einen geringeren Schutz als formelle Eigentumsrechte und helfen damit oft nicht gegen Vertreibung und Benachteiligung. Dies ist die Kernaussage der Studie 'Contemporary processes of large-scale land acquisition by investors' des Center for International Forestry Research, CIFOR, über die Umsetzung großflächiger Agrarinvestitionen in Ghana, Mosambik, Tansania und Sambia, allesamt beliebte Zielländer für ausländische Unternehmen. So fand eine echte Beteiligung der betroffenen Bevölkerungen nicht statt, obwohl sie vorgeschrieben ist. Stattdessen stellte die Studie einen "hohen Grad an Zwang" fest. Dadurch wird verhindert, dass der versprochene Nutzen von Investitionen die lokalen Bevölkerungen erreicht. Anfänglich positive Erwartungen werden daher rasch enttäuscht und schlagen in Widerstand oder offenen Konflikt um.

November 2011: Aufruf aus Nyeleni: Widerstand organisieren!

20. November 2011: Bei einem dreitägigen Treffen in Nyeleni (Mali) tauschten Bauern und Bäuerinnen, Vertreter nomadischer Viehhalter und indigener Völker aus aller Welt ihre Erfahrungen mit Land grabbing und ihrem Widerstand dagegen aus. In einer Abschlusserklärung fordern sie einen sofortigen Stop der Landvergabe an kommerzielle Investoren und schlagen Maßnahmen vor, wie der lokale Widerstand gestärkt werden kann.Download (doc-Datei 36 kb)

Oktober 2011: Neues Großprojekt eines US-Investors in Tansania

25. Oktober 2011: Tansanias Landwirtschaftsminister hat die Verhandlungen mit dem US-amerikanischen Agrarunternehmen AgriSol Energy über eine 32.000 Hektar große Farm verteidigt. Neben Mais und Soja sollen dort auch Vieh, Geflügel und Energiepflanzen erzeugt werden. Kleinbauern würden als Vertragslandwirte eingebunden. Nach offiziellen Angaben der Regierung, die massiv um ausländische Investitionen wirbt, seien gegenwärtig nur drei Viertel der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche des Landes bebaut. Dagegen befürchtet das  Oakland Institute, dass durch die geplante großflächige Mechanisierung bis zu 162.000 Menschen vertrieben würden, die Beteiligung der Kleinbauern sei lediglich ein "PR-Trick".

Quelle:Africanagricultureblog

Siehe auch Oakland Institute Brief zu Tansania und AgriSol

Oktober 2011: Grundbuchamt in Sierra Leone abgebrannt

21. Oktober 2011: Gestern wurden durch ein Feuer im Ministerium für Land, Wohnungsbau und Landesplanung alle Unterlagen im Büro für Landregistrierung vernichtet. Ein Regierungssprecher versichert, es gebe von allen Dokumenten Kopien. Dennoch wird in Blogs heftig über politische Hintergründe spekuliert. Sierra Leone gehört zu den Ländern, die sich besonders intensiv um ausländische Agrarinvestoren bemühen, wobei die Proteste zunehmen, etwa gegen die beiden europäischen Unternehmen SOCFIN oder Addax Bioenergy. Quelle:Sierra Express Media

Zu Agrarinvestitionen in Sierra Leone siehe die Studie des Oakland Institute

Oktober 2011: UN-Leitlinien gegen 'Land grabbing' verzögern sich

19. Oktober 2011: Das Komitee für Ernährungssicherheit, CFS, hat bei seiner jüngsten Sitzung nicht wie geplant die 'Freiwilligen Richtlinien zu Landbesitz' verabschiedet, von denen sich die Befürworter eine bessere Regulierung großflächiger Agrarinvestitionen erhoffen. Während über Fragen wie die Anerkennung bestehender Nutzungsrechte, des Rechts auf Nahrung und eines gleichberechtigten Zugangs von Frauen zu Land Einigkeit besteht, ist unter anderem die Haftung von Investoren für Menschenrechtsverletzungen strittig. Jetzt soll in einigen Monate eine weitere Sitzung stattfinden.

Quelle: Die Tageszeitung, 18. Oktober 2011

Oktober 2011: Aktionsplan von Nairobi zu Agrarinvestitionen in Afrika

14. Oktober 2011: Auf einem Forum, das von der Land Policy Initiative (LPI) organisiert wurde, wurde Anfang Oktober der 2-seitige 'Nairobi Action Plan'verabschiedet, mit dem afrikanische Regierungen versuchen, ausländische Direktinvestitionen in den Agrarsektor zu kontrollieren. Die Initiative wurde von der Afrikanischen Union (AU), der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) und der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA) gestartet, um eigene Richtlinien für eine neue Landpolitik zu entwickeln. Eine Einschätzung dazu bei Schattenblick

Oktober 2011: Prinzipiengläubige Investmentsfonds

7. Oktober 2011: Einige der größten Investmentsfonds haben sich auf einen eigenen Katalog von fünf 'Prinzipien verantwortungsbewusster Investitionen in Agrarland' verständigt, darunter der holländische Pensionsfonds APG, BT Pension Scheme und Hermes aus Großbritannien und TIAA-CREF aus den USA. Sie versprechen eine Orientierung auf ökologische Nachhaltigkeit, die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten sowie von bestehenden Nutzungsrechten an Land und anderen Ressourcen, die Aufrechterhaltung hoher geschäftlicher und ethischer Standards und eine Berichterstattung über die Umsetzung dieser Prinzipien - und erwarten sich davon eine "Werterhaltung oder sogar Maximierung" ihrer Investitionen.

Quelle:Euromoney

Oktober 2011: Jatropha-Plantagen in Tansania in Schwierigkeiten

4. Oktober 2011: Anfang des Monats entließ das britische Agrarunternehmen Sun Biofuels mehr als 300 Arbeiter seiner Plantage in Kisarawe fristlos. Ein Manager rechtfertigte die Kündigungen mit Dürre. Aber auch andere Betreiber von Plantagen für Agrartreibstoffe haben Probleme, beispielsweise Europas größte Äthanol-Firma Sekab AB aus Schweden, die in Bagamoyo Zuckerrohr anbaut. Und vor zwei Jahren warf BioShape Holdings, ein holländisches Unternehmen, das 34.000 Hektar Land im Distrikt Kilwa gepachtet hatte, das Handtuch, angeblich wegen der weltweiten Krise.

Quelle:Tanzania Daily News

September 2011: Neue Schätzungen über den Ausverkauf von Land

22. September 2011: Ländereien von der Größe Westeuropas wurden in den vergangenen zehn Jahren von kommerziellen Agrarinvestoren gekauft oder gepachtet, berichtet Oxfam. Mit 227 Millionen Hektar sei diese Fläche vier- bis fünfmal größer als bislang angenommen. Gleichzeitig würden sich die Fälle häufen, in denen lokale Bevölkerungen durch diese Landnahmen von ihrem Land vertrieben würden. In fünf Ländern - Uganda, Indonesien, Honduras, Guatemala und Südsudan - analysiert die Studie "Land and Power" den Ablauf und die Auswirkungen dieses 'Land grabbing'. Link (pdf-Datei)

September 2011: Plantagen in Äthiopien bedrohen Pastoralisten

14. September 2011: Äthiopiens Regierung will im Westen des Landes mehr als 350.000 Hektar Zuckerrohr- und Baumwollplantagen anlegen, überwiegend im Staatsbesitz. Das riesige Bewässerungsprojekt im Omo-Tal, dessen Kernstück der umstrittene Staudamm Gibe III ist, würde die Lebensbedingungen von bis zu 500.000 Menschen in der Grenzregion mit Kenia bedrohen, schätzt das Oakland Institute in einer Studie, und schwerwiegende ökologische Auswirkungen, zum Beispiel auf den Turkana-See, haben. In dem dünn besiedelten Gebiet leben überwiegend Angehörige indigener Volksgruppen, die extensive Viehhaltung betreiben. Der Staudamm ist nur einer von vielen, die gegenwärtig in Äthiopien geplant oder im Bau sind. Mehr: 'Äthiopien will Zuckerbaron werden - trotz Hungerkrise'

Siehe dazu den Beitrag "Äthiopien: Wasser für Entwicklung": Download (pdf-Datei 182 kb) und den Artikel von David Turton: "Concerns about Gibe 3 Dam" in Pambazuka News vom 1.2.2012

August 2011: Schriftsteller verurteilen 'Land grabbing'

23. August 2011: In einem Aufruf, den der somalische Romanautor Nuruddin Farah verfasst hat, fordert eine Gruppe von SchriftstellerInnen aus Afrika, Europa und anderen Kontinenten ein Verbot des modernen "Landraubs" durch Investoren, der Spekulation mit Nahrungsmitteln und eine aktive Bekämpfung des Klimawandels. Angesichts der Hungersnot in Ostafrika mahnen sie "Rechte statt Mitleid" für die Menschen und strukturelle Veränderungen an.  Zu den 35 Unterzeichnern gehören der kenianische Schriftsteller Meja Mwangi, der Österreicher Robert Menasse und die deutsche Autorin Felicitas Hoppe.

Quelle: WDR 3, Mosaik, Kulturnachrichten, 23.08.2011. Der vollständige Aufruf und die Liste der Unterzeichner auf der Website von medico international

August 2011: Pachtvertrag im Südsudan aufgehoben

22. August 2011: Das Oakland Institute, eine US-amerikanische Entwicklungsorganisation, meldet, dass einer der größten Pachtverträge im Südsudan verhindert wurde. Nach Protesten von Regierungsvertretern und der lokalen Bevölkerung im Juli 2011 habe der Präsident von Südsudan, Salva Kiir, zugesagt, den im März 2008 abgeschlossenen Vertrag mit der in Texas ansässigen Nile Trading & Development Inc. (Info) über die Verpachtung von 600.000 Hektar Land aufzulösen. Quelle:Oakland Institute.

August 2011: Land in Mosambik für Brasiliens Exporte nach China

17. August 2011: Mosambik will brasilianischen Farmern bis zu sechs Millionen Hektar im Norden des Landes für den Anbau  von Soja, Mais und Baumwolle verpachten. "Wir wollen wiederholen, was sie vor 30 Jahren im Cerrado geschafft haben", erklärte Landwirtschaftsminister José Pacheco in der brasilianischen Zeitung Folha de Sao Paulo. Der Transport von Soja oder Baumwolle nach China, einem wichtigen Abnehmer brasilianischer Agrarprodukte, würde dadurch kostengünstiger, freut sich Carlos Ernesto Augustin, Präsident der Baumwollproduzenten im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso, ausserdem gebe es "ungenutztes Land" und weniger Umweltauflagen. In der Studie "Awakening Africa's Sleeping Giant" (Juni 2009) hatte die Weltbank die Erschließung des Cerrado durch die industrielle Landwirtschaft als Vorbild für Afrika propagiert. Siehe dazu den Globe-spotting-Beitrag "Schlafender Riese, landfressender Moloch oder hässlicher Zwerg?"

August 2011: Beijing will nicht an Hungerkrise in Afrika schuld sein

1. August 2011: In einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau hat der Afrika-Beauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke, den "umfangreichen Landverkauf an ausländische Unternehmen oder an Staaten wie China" für die gegenwärtige Hungersnot mit verantwortlich gemacht. Warum er in diesem Zusammenhang China nennt und nicht Finanzinvestoren wie die Deutsche Bank oder europäische und arabische Unternehmen, die bislang weitaus aktiver beim Landerwerb in Afrika sind als China, ist sein Geheimnis. Wenn sich umgekehrt China mit dem Hinweis wehrt, es habe "niemals Land in Afrika gekauft", wie es in einer Mitteilung des Außenministeriums in Beijing heisst, ist auch das nur die halbe Wahrheit: Regierung und Unternehmen bemühen sich durchaus um Land für den Anbau von Energiepflanzen oder Nahrungsmitteln, das allerdings in der Regel gepachtet, nicht gekauft wird.

Siehe dazu den Beitrag 'Chinas Landwirtschaft global' (Download pdf-Datei 1,4 MB)

Juli 2011: China steigert Agrarinvestitionen in Brasilien

28. Juli 2011: Da Landerwerb durch ausländische Unternehmen in Brasilien erschwert worden ist, investieren chinesische Firmen zunehmend in Infrastrukturprojekte,  im Austausch gegen Agrarprodukte, und in Agrarunternehmen. Die beiden Länder ergänzen sich ideal, da Brasilien Soja und Mais, die China dringend benötigt, in großen Mengen liefern kann und zudem als das Land mit den größten ungenutzten Landreserven gilt. Durch seine Investitionen wolle China nicht nur seine langfristige Versorgung sichern, schreibt die niederländische Rabobank in einer neuen Studie, sondern angesichts der Schuldenprobleme der USA auch sein Anlagen-Portfolio diversifizieren. Quelle: farmlandgrab, July 28, 2011

Juli 2011: UN-Berichte zu 'Land grabbing' und Preisspekulation

27. Juli 2011: Zwei Expertenberichte, erstellt für das UN Committee on World Food Security (CFS), sollen die politische Diskussion beim nächsten CFS-Treffen im Oktober 2011 bereichern. Der erste ('Price volatility and food security') untersucht die Ursachen und Auswirkungen der Preissteigerungen und -ausschläge für Grundnahrungsmittel, der zweite ('Land tenure and international investments in agriculture') soll helfen, die "ideologische Spaltung" zu klären, ob 'Land grabbing' 'schlecht' oder internationale Investitionen in die Landwirtschaft 'gut' sind. Beide Berichte machen umfangreiche Vorschläge für politische Maßnahmen, Aktionen und Institutionen. Link zu den Berichten (pdf-Dateien)des High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition (HLPE)

Juli 2011: Lufthansa fliegt auf Agrartreibstoff aus Mosambik ab

27. Juli 2011:Sun Biofuels, Agrarinvestor aus Grossbritannien, meldet die erste Lieferung von Agrartreibstoff aus Mosambik nach Europa: Demnach wurden 30 Tonnen Jatropha-Öl von Plantagen in dem ostafrikanischen Land, das ein Schwerpunkt ausländischer Agrarinvestitionen ist, an Lufthansa geliefert, um als Zusatz zu Kerosin getestet zu werden. Die Fluggesellschaft prüft seit einiger Zeit die Möglichkeit, Agro-Kerosin einzusetzen, um ihr Umwelt-Image aufzubessern und steigenden Kosten entgegen zu wirken.

Quelle:Trade Mark SA, 26 July 2011

Juni 2011: Neue Studien zu Landnahme in Afrika

4. Juni 2011: Das Oakland Institute legt drei umfassende Studien zu Landgeschäften in Afrika vor - in Sierra Leone, Äthiopien und Mali. Auf der Website auch weitere Publikationen zu Aktivitäten und Verträgen einzelner Unternehmen und Hedge Fonds in Ländern wie Mosambik , Tansania und Sambia sowie Informationen zu Nahrungsmittelkrise, Landrechten und einigen Institutionen wie der Weltbank.

April 2011: Palmöl-Strategie der Weltbank - besser, aber nicht gut

22. April 2011: Ende März hat die Weltbankgruppe ihre neue Strategie für ihre Politik im Palmölsektor veröffentlicht. Darin werden die Bedingungen und Standards festgelegt, unter denen die Bank in dem umstrittenen Wirtschaftsbereich investiert. Damit wir auch das Moratorium für Investitionen beendet, das Weltbankpräsident Robert Zoellick im September 2009 auf Druck durch Gruppen der Zivilgesellschaft und indigener Völker verhängt hatte. Obwohl die neue Politik eine Reihe von Kritikpunkten berücksichtigt, blieben mehrere Probleme ungelöst, klagen NGO-Vertreter. Dazu gehören die Rechte indigener Völker und die konsequente Anwendung von Nachhaltigkeitsstandards über die gesamte Versorgungskette hinweg. Eine Einschätzung und der Link zum Strategiepapier bei BrettonwoodsProject

April 2011: Neue Plattform für Informationen zu Landnahme

20. April 2011: Die International Land Coalition (ILC) eröffneteThe Land Portal, eine Online-Plattform, um Informationen und Aktivitäten zu 'Land grabbing' zusammen zu führen. Rund 40 Organisationen, die sich mit Landfragen beschäftigen, sind daran beteiligt. Das Portal ermöglicht den Zugang zu Informationen über einzelne Länder und Themen, zu Organisationen und Aktionen.

April 2011: Landkonferenz der Weltbank

Vom 18.-20. April 2011 fand die Annual World Bank Conference on Land and Poverty statt. Vertreter von Regierungen, Entwicklungsorganisationen, Forschung und einigen Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen diskutierten unter anderem über die kommerzielle Landnahme durch Investoren, über die Landpolitik in Äthiopien, Indien, Brasilien, China, Ghana und Ruanda und über Erfahrungen mit Richtlinien und Verhaltensregen - alles Themen, die in der Diskussion um 'Land grab' eine wichtige Rolle spielen. Viele Präsentationen können als pdf-Datei von der Konferenz-Website herunter geladen werden.

April 2011: Beratung über die Land-Leitlinien der FAO

18. April 2011: Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO lädt dazu ein, bis zum 16. Mai in einere-consultation die "Nullnummer" der unter ihrer Leitung erarbeiteten "Freiwilligen Richtlinien" für die Landbesitzpolitik (Fischgründe und Wälder eingeschlossen) zu kommentieren. Inzwischen liegen auch die gesammelten Anmerkungen zivilgesellschaftlicher Organisationen vor: Download (pdf-Datei 199 kb).

April 2011: Weltbank verstößt gegen die eigenen Richtlinien

6. April 2011: Das Inspection Panel der Weltbank, das Beschwerden über die Weltbankpolitik nachgeht, stellt in einem Untersuchungsbericht fest, dass die Bank in Kambodscha gegen ihre eigenen Richtlinien verstoßen hat. Das trug dazu bei, dass durch das von ihr unterstützte Cambodia Land Management and Administration Project (LMAP) rund 20.000 Menschen in der Hauptstadt Phnom Penh vertrieben und daran gehindert wurden, ihre Rechtsansprüche auf angemessene Entschädigung geltend zu machen. Siehe dazu den Beitrag bei BrettonwoodsProject, den Link zum Bericht und eine Zusammenfassung bei Bank Information Centre

April 2011: UN-Studie zu Landbesitz und Agrarinvestitionen

5. April 2011: Der Wissenschaftliche Beirat (High Level Panel of Experts, HLPE) des UN-Komitees für Ernährungssicherheit (Committee on World Food Security, CFS) hat eine Studie zu "Landbesitz und internationalen Investitionen in die Landwirtschaft" in Auftrag gegeben, die bei der nächsten Sitzung des Komitees im Oktober 2011 in Rom vorgelegt werden soll. Im Mai werden Stellungnahmen zu einem ersten Entwurf gesammelt, der dann im Juli vom Beirat verabschiedet werden soll. Eine weitere Studie zu "Preisvolatilität" wird ebenfalls bis Oktober 2011 erarbeitet werden. Info

März 2011: Überblick über Publikationen zu "Land grabbing"

März 2011: Annähernd 100 Publikationen zu Landkonflikten, Zugang zu Land und Besitzrechten umfasst die Liste, die der Evangelische Entwicklungsdienst zusammengestellt hat. Kurze Zusammenfassungen ermöglichen einen raschen Überblick über thematische Schwerpunkte und Regionen, direkte Links erschließen den Zugang zu den Dokumenten, darunter Fallstudien, Politikpapiere und Projekte.

Collection of Data concerning "Landgrabbing and Conflict". Link

Februar 2011: Agrarinvestoren lieben Äthiopien

25. Februar 2011: Ein halbes Dutzend aktueller Artikel auffarmlandgrab belegt einmal mehr, dass die Landnahme in Äthiopien unvermindert anhält. Nach offiziellen Angaben haben bislang 8420 ausländische Investoren Lizenzen für kommerzielle Farmen erhalten, besonders in Gambella, Benishangul und Oromia. Erstmals spricht der saudische Milliardär Al-Amoudi (Saudi Star Agriculture Development Plc.) offen über seine Pläne, die Agrarpoduktion für den Export von 10.000 auf 250.000 Hektar auszuweiten, zum Beispiel in Gambella. Die möglichen Auswirkungen in dieser dünn besiedelten Region behandelt ein Artikel von Genet Mersha ausführlich. Investoren machen anscheinend auch nicht vor 'Heiligen Wäldern' halt, die Teeplantagen weichen sollen. Andererseits gibt es auch Bauern, die glücklich darüber sind, ihr Land an Investoren aus Israel, Äthiopien und Holland abgetreten zu haben. Und auch ein hochrangiger Manager der UN-Wirtschaftskommission für Africa (ECA) lobt die "Süd-Süd-Kooperation" und die "ernsthaften Investoren", die keinerlei Anlass für Sorge geben würden. Siehe auch den Beitrag Äthiopien - Blühende Investitionslandschaften, Download (pdf-Datei 113 kb).

Februar 2011: WSF-Erklärung zu "Land grabbing"

13. Februar 2011: Beim jüngsten Weltsozialforum, das in der zweiten Februarwoche in Dakar, Senegal, stattfand, wurde eine Erklärung verabschiedet, in der unter anderem die lokalen Behörden und Regierungen im Süden aufgefordert werden, die Rechte der Landnutzer zu verteidigen, anstatt einseitig die Exportlandwirtschaft zu fördern. Die Erklärung "Appel de Dakar contre les accaparements de terres", die jetzt zur Unterzeichnung im Netz steht, auf französisch, englisch und deutsch.

Januar 2011: Virtueller 'Land grab' durch Agrarimporte

22. Januar 2011: Eine Studie (Mai 2010), die durch die Agrarkonzerne Bayer CropScience und Syngenta finanziert wurde, rechnet vor, dass die Agrarimporte in die Europäische Union in Drittländern 49 Millionen Hektar Ackerfläche beanspruchen, ein Gebiet größer als Deutschland und Ungarn zusammen. Als Antwort empfehlen die Verfasser Produktivitätssteigerungen der europäischen Landwirtschaft durch mehr industrielle Landwirtschaft, während eine Ausweitung ökologischer Landwirtschaft nach ihrer Auffassung den virtuellen Land grab weiter vergrößern würde. Link zum Download (pdf-Datei)

Nachrichten 2010:

Oktober 2010: Neuer Bericht von Olivier De Schutter

23. Oktober 2010: In einem Bericht für die 65. Generalversammlung der Vereinten Nationen weist der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung erneut auf die Problematik der Aneignung großer Ländereien durch Investoren hin. Gegenwärtig gingen jährlich mindestens 30 Millionen Hektar Agrarland durch Umweltzerstörung, durch Umwandlung für Industrien oder Urbanisierung verloren, eine Entwicklung, die durch die Ausweitung des Anbaus von Energiepflanzen und durch Spekulation verstärkt werde. Der Bericht zeigt auf, wie die Landnutzungsrechte für Bauern, Fischer und indigene Völker gesichert werden können und wie Agrarreformen die Voraussetzungen für eine Alternative zu den globalen Aneignungsprozessen schaffen könnten. Ein Schwerpunkt ist die Kritik an westlichen Konzepten von Eigentumsrechten und der Schaffung von Landmärkten. Stattdessen sollten gemeinschaftliche Nutzungsrechte gestärkt werden, die auch den Schutz von Landnutzungsrechten für Frauen und Pastoralisten verbessern könnten. Darüber hinaus sei aber auch eine Umverteilung notwendig, um die ungleiche Landverteilung zu korrigieren. Bericht "Access to Land and the Right to Food"

Oktober 2010: Jahrbuch zum Menschenrecht auf Nahrung

Oktober 2010: Mit dem Schwerpunktthema "Landraub durch Konzerne" greift die Veröffentlichung von Right to Food and Nutrition Watch Fälle von Landraub und Vertreibungen unter anderem in Mosambik, Kenia, Kambodscha und Indonesien auf und stellt Ansätze vor, um Land grabbing zu begegnen und Landkonflikte im Interesse der ländlichen Bevölkerung zu lösen. Download (in englisch, französisch und spanisch, pdf-Datei 970 kb).  

September 2010: Diskussion zum Weltbank-Bericht über Landnahme

13. September 2010: Die Weltbank lädt die Zivilgesellschaft ein, fünf Tage lang ihren am 8. September vorgelegten Bericht über das gestiegene Interesse von Investoren und Spekulanten an Land und Landwirtschaft ("Rising Global Interest in Farmland: Can it yield sustainable and equitable benefits?") zu diskutieren. Eine der Leitfragen soll sein, wie die Rechte der Armen gesichert und die Investitionen zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung beitragen können, zum Beispiel durch freiwillige Richtlinien. Zum Diskussionsforum, zum Bericht (pdf-Datei 2,47 MB), zur Kurzfassung (pdf-Datei 600 kb) und zu einem Diskussionsbeitrag von Uwe Hoering.

September 2010: Bericht der Weltbank zu Agrarinvestitionen

8. September 2010: Mit großer Verzögerung hat die Weltbank jetzt ihren mit Spannung erwarteten Bericht über das "steigende globale Interesse an Agrarland" vorgelegt. Danach fanden allein im Jahr 2009 Verhandlungen und Vereinbarungen mit privaten Investoren über 45 Millionen Hektar Land statt, über 70 Prozent davon in Afrika. In der heftigen Diskussion um Ausmaß und Auswirkungen dieser Landübernahmen und geeignete Antworten darauf kommt der Position der Weltbank als der wichtigsten Entwicklungsinstitution einiges Gewicht zu. Siehe zum Weltbank-Bericht "Rising Global Interest in Farmland" (pdf-Datei 2,47 MB, Kurzfassung pdf-Datei 600 kb) von Uwe Hoering den Beitrag in Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung, 09/September 2010 (W&E) und einen Kommentar.

Mai 2010: Schutz gegen "Land grabbing"

14. Mai 2010: Mehrere UN-Organisationen, darunter die Weltbank und die Landwirtschaftsorganisation FAO, haben Vorschläge für sieben Prinzipien vorgelegt, die sicher stellen sollen, dass ausländische Agrarinvestitionen keine bestehenden Nutzungsrechte an natürlichen Ressourcen verletzen, die Ernährungssicherheit gewährleisten und der einheimischen Bevölkerung zugute kommen. In einem Diskussionsprozess sollen jetzt Leitlinien, Anforderungen an Regierungen und Verhaltensregeln für private Investoren entwickelt werden.

Siehe dazu den globe-spotting-Kommentar: "Aus Landräubern werden keine Entwicklungshelfer"

April 2010: Kontakthöfe für Agrarinvestoren

29. April 2010: Sie wollen Geld in der Landwirtschaft anlegen? Viel Geld? Dann sollten Sie zunächst nach New York fliegen, wo am 6. und 7. Mai die Global AgInvesting2010 stattfindet, später dann nach London zur Farmland Investor Conference (25.-27. Juni). Sie treffen andere Geldanleger wie zum Beispiel Vertreter von Pensionsfonds, Spitzenvertreter von Weltbank, Welthandelsorganisation und der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO, Manager von Agrarkonzernen und EU-Kommissare. Teilnahmegebühren betragen 1.995 US-Dollar für New York und 3.484  Pfund für London (weniger für Frühbucher und Regierungsvertreter) - nicht viel angesichts der "neuen Wachstumschancen".

April 2010: Weltbank-Konferenz zum 'Griff nach dem Land'

26. April 2010: Bei der Konferenz "Land Policy and Administration" in Washington diskutieren Vertreter von Regierungen, Gebern, Forschung, Unternehmen und NGOs über Landnutzungspolitik. Ein Hauptthema werden die steigenden ausländischen Agrarinvestitionen sein, für die die Weltbank "Prinzipien" vorlegen will. In einer Erklärung fordert eine breite Koalition zivilgesellschaftlicher Organisationen an Stelle solcher freiwilligen Richtlinien einen sofortigen Stop dieses "land grabbing".

Informationen über die Weltbank-Konferenz

März 2010: Agrobusiness und das Recht auf Nahrung

5. März 2010: In seinem Bericht "Agribusiness and the right to food" untersucht der UN-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter, die Auswirkungen von Aufkäufern, Verarbeitern und Einzelhandel auf kleinbäuerliche Betriebe und Landarbeiter, die rund die Hälfte der Hungernden weltweit ausmachen. Empfehlungen an Regierungen und Unternehmen sollen dazu beitragen, dass die Ernährungsindustrie zukünftig stärker als momentan zur Beseitigung des Hungers beiträgt.

Mehr siehe Agrarkolonialismus

Februar 2010: Ausländische Agrarinvestitionen lassen die GTZ hoffen

12. Februar 2010: Nach UN-Organisationen wie der FAO und dem Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung hat nun auch die deutsche Entwicklungspolitik das Thema 'Ausländische Direktinvestitionen in die Landwirtschaft' aufgearbeitet. Eine Studie der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) stellt fest, dass diese Investitionen auch "Hoffnungen" bringen, weil sie Gelder für die Entwicklung der Landwirtschaft versprechen. Die Studie wird flankiert durch vier Länderberichte zu Laos, Madagaskar, Mali und Kambodscha. Siehe dazu globe-spotting-Liberaturübersicht

Nachrichten 2009:

Oktober 2009: Fondsmanager als Bauern

Oktober 2009: Bei zahlreichen Unternehmen, die in jüngster Zeit Ländereien in Afrika oder Asien erwerben, handelt es sich nicht um Agrarunternehmen, sondern um Investmentfirmen, wie die Lobbyorganisation GRAIN zeigt. Angesichts hoher Nahrungsmittel- und steigender Landpreise spekulieren sie auf hohe Renditen. Mit ihnen bekommt die Globalisierung der Landwirtschaft einen neuen, mächtigen Akteur. Siehe GRAIN: The new farm owners

September 2009: Neues koreanisches Agrarprojekt in Afrika

25. September 2009: Nachdem der Plan, in Madagaskar Land von der Größe Belgiens für die Versorgung von Südkorea mit Agrarprodukten zu erwerben, vorerst auf Eis liegt, will jetzt das Staatsunternehmen Korea Rural Community Corp. 100.000 Hektar Land in Tansania erschließen und Verarbeitungsbetriebe errichten. Angesichts der Proteste in Madagaskar gegen die kommerzielle Landnahme verspricht es, die Hälfte davon einheimischen Bauern zu überlassen. Die andere sollen koreanische Agrar- und Nahrungsmittelunternehmen bewirtschaften. Nach Unterzeichnung eines Vorvertrags im kommenden Monat würden zunächst 10.000 Hektar entwickelt werden, der Rest dann bis 2015 durch ausländische Finanzierungs- oder Entwicklungsfonds. Die Nachrichtenagentur Yonhap berichtet zudem, dass das Unternehmen plane, das Projekt auch durch den Abbau von Eisenerz, Gold und Kupfer in Tansania zu finanzieren. Der Landwirtschaftsminister von Tansania hat die Pläne inzwischen allerdings dementiert.

Quelle: bilaterals.org

September 2009: Landnahme als öffentlich-private Partnerschaft

September 2009:  Das Internationale Reisforschungsinstitut IRRI, Teil des öffentlichen Agrarforschungsverbundes CGIAR, kooperiert mit Saudi Arabien beim „Offshore-farming“. Wie die Lobby-Organisation GRAIN enthüllt, bietet die Regierung des Königreichs Geld für Forschungsprojekte, die nützlich sind für die 7x7-Pläne von Foros International: Der private Investor will 700.000 Hektar Land, vor allem in Senegal und Mali, erwerben, um in sieben Jahren sieben Millionen Tonnen Reis für die Versorgung Saudi Arabiens zu produzieren. Mehr über diese Öffentlich-Private Partnerschaft (PPP) bei GRAIN

Juni 2009: 400.000.000 Hektar

22. Juni 2009: Neue Studie von Weltbank und FAO: Afrikas Savanne von Senegal im Westen bis Südafrika könnte für die kommerzielle Landwirtschaft genutzt werden, so die Studie Awakening Africa's Sleeping Giant – Prospects for Commercial Agriculture in the Guinea Savannah Zone and Beyond. Durch die Erschließung von bis zu 400 Mio. Hektar Land könnten „mehrere Länder zu Global Players werden“, erklärt die Weltbank. Kleinbäuerliche Landwirtschaft sollte dabei Vorrang haben vor großflächiger industrialisierter Produktion, höherwertige Agrarprodukte Vorrang vor Grundnahrungsmitteln. Voraussetzungen wie Absatzmärkte, ein günstiges Geschäftsklima, steigende Investitionen in die Landwirtschaft und neue Technologien seien gegeben – jetzt müssten die Regierungen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen schaffen und die Infrastruktur, die Verwaltung und die politische Stabilität verbessern. Und sie sollen dafür sorgen, dass sich die „unvermeidlichen“ Umweltzerstörungen in Grenzen halten.

Besprechung der Studie (pdf-Datei 113 kb)

Juni 2009: Landnahme und Menschenrechte

11. Juni 2009: Angesichts der großflächigen Übernahme von Ländereien zum Beispiel in Afrika und Asien durch ausländische Investoren rief der UN-Sonderberichterstatter Olivier De Schutter dazu auf, dabei stärker auf Menschenrechte Rücksicht zu nehmen. Dazu gehören insbesondere das Recht auf Nahrung, das Recht auf Selbstbestimmung und das Recht auf Entwicklung.

Siehe dazu die Besprechung der FAO-Weltbank-Studie 'Awakening Africa's Sleeping Giant' und den Kommentar 'Leitlinien für Landraub'