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Chinas globale Fischzüge

von Uwe Hoering, November 2013

Einst hatte China die mächtigste und modernste Flotte der Welt. Unter Admiral Zheng He unternahm sie Anfang des 15. Jahrhunderts Expeditionen bis nach Ostafrika.  Doch dann entschied der Kaiser angesichts der Bedrohung durch die Reitervölker aus dem Norden den Rückzug aus der Seefahrt. Die Schiffe wurden eingemottet und abgewrackt, die Weltmeere anderen überlassen, was den Aufstieg der europäischen Kolonialmächte begünstigte. Inzwischen rüstet nicht nur die Marine militärisch auf. Mehr oder minder unbeobachtet hat China auch die wohl größte Fischfangflotte der Welt aufgebaut – und die sucht nach Betätigung.

Bei der China Fisheries & Seafood Expo[1], die Anfang November in Qingdao stattfand, gab es einen neuen Besucherrekord. Denn die Geschäfte mit  Fisch, Garnelen, Hummer und anderen Meeresfrüchten boomen. „Der Absatz in China ist kein großes Problem", fasste ein Aussteller die Situation zusammen, "die Herausforderung ist, genug Ware aufzutreiben!“.

 

Global Player

China ist der weltweit größte Fischproduzent und globaler Marktführer bei Fisch-Exporten.[2] Im vergangenen Jahrzehnt hat sich der inländische Pro-Kopf-Verbrauch verdoppelt. „Um die Zukunft der Wildfischbestände, der Meeres-Ökosysteme und dementsprechend der Herausforderungen für die Ernährungssicherheit zu verstehen, ist das Verständnis der Entwicklung der chinesischen Fischproduktion, des Verbrauchs und des Handels von globaler Bedeutung“, heisst es denn auch in einem Bericht von Juni 2012 für das Europa-Parlament.[3]

In der Volksrepublik China werden nach offiziellen Angaben jährlich mehr als 60 Millionen Tonnen Fisch erzeugt und angelandet, rund 40 Prozent der weltweit registrierten Menge von 154 Millionen Tonnen (2011). Etwa zwei Drittel davon kommt aus Aquakulturen.  Auf mehr als sieben Millionen Hektar, so die Angaben der FAO, gab es vergangenes Jahr in China Fischfarmen, fast eine Million Hektar mehr als 1999. Ihre Produktion stieg im gleichen Zeitraum um 30 Prozent.[4]

Zudem fangen chinesische Fischer etwa 16 Prozent des Wildfischs, rund 15 Millionen Tonnen im Jahr, womit sie kräftig zur Überfischung der Meere beitragen. Weniger als zehn Prozent davon - etwa 1,2 Millionen Tonnen - stammen nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums, das auch für die Fischerei zuständig ist,  aus Seegebieten außerhalb der eigenen Territorialgewässer. 2007 meldete die Regierung der FAO 289.000 motorisierte Fischkutter, die Hochseeflotte, die gegenwärtig ausgebaut wird, wurde auf etwa 1.900 Trawler geschätzt. Nach der Privatisierung des Fischfangs haben das Staatsunternehmen Chinese National Fisheries Corporation und dessen Töchter daran noch einen Anteil von etwa einem Drittel. Eine Studie der University of British Columbia zählte Trawler der "vermutlich größten Hochsee-Fischereiflotte der Welt" in den Exklusiven Wirtschaftszonen von 93 Küstenanrainerstaaten und der Antarktis.[5]

Außerdem wird Chinas Fischereisektor mit Milliarden subventioniert. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Beijing beteiligte sich der Staat 2012 mit umgerechnet rund drei Milliarden Euro allein an den Treibstoffkosten der Fangflotte, eine Steigerung um mehr als 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr.[6] Damit wäre die Unterstützung für die Fischindustrie deutlich höher als die direkten Subventionen, die die Getreidebauern erhalten.[7]

 

Zahlenspiele

Allerdings gibt es den begründeten Verdacht, dass die Angaben, die die chinesischen Behörden der FAO melden, nicht das wirkliche Ausmaß widerspiegeln – wobei China nicht das einzige Land mit einer kreativen Buchführung sein dürfte: Während die Daten über Fangmengen im Gelben Meer, dem Ost- und Südchinesischen Meer und dem Golf von Bohai, die die Regierung in Beijing weitgehend als eigene Hoheitsgebiete beansprucht, als überhöht gelten, werden die Fänge in den anderen Meeren der Welt als zu niedrig angegeben. Die kürzlich veröffentlichte Studie der University von British Columbia[8] schätzt unter anderem auf Grundlage der Kapazitäten der Hochseeflotte, dass der Wert der Fänge in Wirklichkeit mehr als zehn Mal höher liegt: Demnach hätte allein Festlandchina, also beispielsweise ohne Hongkong, außerhalb seiner eigenen Hoheitsgewässer zwischen 2000 und 2010 jährlich rund 4,6 Millionen Tonnen Fisch im Wert von 11,6 Milliarden US-Dollar gefangen, davon rund 3,1 Millionen Tonnen in Gewässern vor Westafrika - also vier Mal so viel wie offiziell verkündet.

Richard Grainger, Chef-Statistiker bei der FAO, hält diese Ergebnisse dagegen für weit überhöht und beruft sich auf eine Studie der University of California von 2009, die die nicht gemeldeten Fischmengen in westafrikanischen Fanggebieten auf lediglich 560.000 Tonnen veranschlagt.[9] Unstrittig allerdings ist, dass chinesische Behörden „eine extreme Geheimhaltung bei ihrer Fischerei-Industrie pflegen“, so Dirk Zeller, einer der Verfasser der Studie der University of BC. Auch die EU-Kommission, die sich auf ihre eigenen Reformen der europäischen Fischereipolitik und ihren Einsatz gegen illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten Fang (illegal, unreported and unregulated fishing, IUU) viel zugute hält, klagt in ihrem Bericht für das Europa-Parlament  über „regelmäßige Opposition gegen jegliche Änderung der IUU-Regeln“ und „fehlende Transparenz“ bei Abkommen, die China mit anderen Ländern abschließt.

 

Exportweltmeister

Auf dieser Grundlage ist China inzwischen zum größten Exporteur von Fischprodukten aufgestiegen, gefolgt von Norwegen und der EU. Mit Ausfuhren in Höhe von 13,3 Milliarden US-Dollar (3,2 Millionen Tonnen) hatte es 2010 einen Anteil am Welthandel von zwölf Prozent, gut zehn Prozent davon gingen in die Europäische Union. 2011 waren die Ausfuhren bereits auf  17,1 Milliarden US.Dollar gestiegen.[10]

Bei Einfuhren in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar (2,5 Millionen Tonnen), vor allem aus Russland und den USA,  stieg der Handelsbilanzüberschuss 2010 auf 8,7 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 6,6 Milliarden Euro.[11] China importiert  zwar nur etwa ein Fünftel der Mengen, die die EU einführt, wurde aber damit inzwischen zum viertgrößten Importeur – mit den höchsten Wachstumsraten.

Zudem baut China seine eigene Logistik und Verarbeitungsindustrie kräftig aus, etwa in der Provinz Shandong, in der auch Qingdao liegt, und der Provinz Liaoning östlich von Beijing. Mehrere Großprojekte bieten dem Handel verbesserte Umschlagmöglichkeiten in Häfen und Kühlketten. Eins davon ist das Qingdao Aquatic Trade and Logistic Center Project, das mit veranschlagten Kosten von 1,25 Milliarden Euro auf einer Fläche von 400 Hektar das wichtigste internationale Handelszentrum für Fischereiprodukte in Nordostasien werden will. Bereits jetzt ist Qingdao Chinas führender Handels- und Verarbeitungsstandort in der „Ozean-Wirtschaft“, wie Vertreter der Stadt stolz verkünden.[12]

 

Nachfrage und Angebot

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch in China lag 2009 mit knapp 32 Kilogramm etwa doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt[13] - und er wird nach einer Prognose der FAO, die gemeinsam mit dem Agrarministerium erstellt wurde, bis 2022 um weitere 26 Prozent wachsen.[14] Preissteigerungen sind allerdings bereits jetzt ein Signal, dass es zunehmend schwierig wird, diese höhere Nachfrage zu befriedigen. Gleichzeitig benötigt die expandierende Verarbeitungsindustrie mit ihrer starken Exportorientierung weiteren Nachschub.

Dabei stößt die Aquakultur zunehmend auf Probleme. Fischfarmer klagen, dass sie mit steigenden Bodenpreisen nicht mithalten können. In Regionen wie Fujian, Guangdong und Zhejiang, Schwerpunkte der Aquakultur-Industrie, wächst die Nachfrage nach Land durch Industrien und Städte ständig weiter. Die Folgen sind höhere Pachtpreise und vorzeitige Kündigung von Pachtverträgen.[15] Auch die Löhne und andere Produktionskosten sind deutlich gestiegen. Zudem klagen Fischfarmen, ähnlich wie landwirtschaftliche Betriebe, über Schwierigkeiten, Kredit zu bekommen. Chinas größte Geschäftsbanken haben ihr Filialnetz in den ländlichen Regionen kontinuierlich ausgedünnt. Und die Agricultural Bank of China sammelt zwar 40 Prozent ihrer Einlagen in ländlichen Gebieten ein, vergibt dort aber nur 30 Prozent ihrer Kredite. Dazu kommen anscheinend dieses Jahr erhebliche Produktionsausfälle durch Stürme und das Early Mortality Syndrome (EMS), eine bakterielle Infektion.

Mit Unterstützung für Modernisierung und Effizienzsteigerungen versucht die Regierung, dem entgegen zu steuern. Ein Beispiel ist die Qianlong Aquatic Breeding Cooperative[16] in Shishi, einer kleinen Stadt unweit von Xiamen, einem wichtigen Standort der Verarbeitungsindustrie: Die privatwirtschaftlich geführte Kooperative zieht auf dem Land von 20 Bauern Garnelen auf Vertragsbasis für zwei große Unternehmen, beide mit Exportlizenzen. Für die Erzeuger würde das stabile Preise und gesicherte Abnahme, unter anderem durch Handelsketten, bedeuten. Auch die Qualität scheint sich zu verbessern: Während es früher zahlreiche Beanstandungen bei Importen aus China gab, räumt die EU ein, dass inzwischen erhebliche Fortschritte bei der Lebensmittelsicherheit zu verzeichnen seien.[17]

 

Kehren vor der eigenen Haustür

Problematisch ist anscheinend auch die Überfischung in den Territorialgewässern des Chinesischen Meers, gefördert durch moderne Methoden zur Ortung von Fischschwärmen und die Verwendung engmaschiger Netze. Fischer klagen über steigende Kosten und sinkende Fänge. Umweltverschmutzung und Küstenbebauung haben dazu geführt, dass Laichplätze eingeschränkt wurden und die Bestände sich kaum noch erneuern können.

Offiziell führte der Rückgang der Fangmengen Ende der 1990er Jahre zu einem Umdenken: Zunächst wurde ein "Null-Wachstum", dann sogar ein "Minus-Wachstum" ausgerufen und ein Aktionsprogramm zum Ressourcenschutz (Program of Action on Conservation of Living Aquatic Resources of China, 2006) erarbeitet. Fischer wurden umgeschult und umgesiedelt, Kutter stillgelegt.[18] Allerdings legen Berichte die Vermutung nahe, dass nach wie vor weitaus mehr Mittel in den Ausbau von Häfen oder und Fangflotte fließen, als in den Schutz der Fischbestände.

 

Aufkäufer mit dickem Portemonnaie

Der Appetit von Verbrauchern und Fischindustrie treibt chinesische Aufkäufer inzwischen in alle Winkel der Welt - angesichts der Kaufkraft auf dem Heimatmarkt mit Taschen voller Geld.

In Ecuador zum Beispiel klagt ein einheimischer Industrievertreter, dass die „unersättliche“ Nachfrage aus Asien "den Erzeugern die Garnelen aus den Händen reisst, bevor sie die Kühlanlagen erreichen". Trotz hoher und steigender Preise sind die Garnelen-Exporte Ecuadors nach China in die Höhe geschossen. Einheimische Verarbeitungsanlagen hätten daher Probleme, die Wertschöpfung im Land sinkt. Laut UnderCurrent News seien die Exporte eines der bislang größten Garnelen-Exporteure, Promarisco, in den vergangenen Monaten stetig zurückgegangen: Im März sei nur noch ein Fünftel seiner Verarbeitungskapazität ausgelastet gewesen.[19]

Chinesische Dominanz auch in Mexikos Fischereiwirtschaft: Zahlungskräftige Aufkäufer würden Vorauszahlungen anbieten, vielfach in Form von Millionenbeträgen an lokale Fischereiverbände, klagt Raul Cortes, Verkaufschef der Cortez-Gruppe. Hummer sei besonders begehrt. Ähnliche Meldungen kommen aus Venezuela.

Ebenso freuen sich Zwischenhändler in Indien, wo ebenfalls in einigen Regionen Stürme die Garnelen-Produktion beeinträchtigt haben, über deutliche höhere Preise, die chinesische Aufkäufer zahlen. In Vietnam, wo in den vergangenen Monaten die Aufkäufe „erheblich“ gestiegen sind, wird überlegt, eine 10prozentige Sondersteuer auf Garnelen-Exporte einzuführen, um einheimische Verarbeitungsbetriebe zu schützen.

Für Kanada ist der chinesische Markt inzwischen wichtiger als Europa. Im Januar 2013 hat allein die kanadische Provinz Nova Scotia schätzungsweise eine Million Kilo Hummer nach China exportiert, aufgrund des chinesischen Neujahrsfests Mitte Februar. Das Unternehmen Kingdom International mit Sitz in Deutschland plant, jeden Monat 100.000 Kilo Hummer aus Marokko, Somalia, Senegal, Madagaskar und anderen afrikanischen Ländern nach China zu verfrachten. "Die Nachfrage ist umwerfend", sagt Geschäftsführer Eidris Kitao, die Käufer seien bereit, ein Vielfaches des normalen Preises zu zahlen. Für den Nachschub sollen 500 Taucher in zwölf Ländern ausgebildet werden.[20]

Und auch der illegale Handel floriert: Vor der Küste der mosambikanischen Provinz Inhambane kaufen Händler Haiflossen und Rochen auf, so ein Bericht im Guardian, und exportieren die Ware nach Asien. Chinesische Unternehmen stellen demnach bessere Netze und Boote zur Verfügung. Inhambane ist ein Taucherparadies, doch da der Bestand zurück geht, wächst die Sorge um negative Auswirkungen auf den Tourismus. Und Mosambik hat lediglich zwei Patrouillenboote, um die lange Küste zu kontrollieren.[21]

 

Auslandsinvestitionen

Gleichzeitig verfolgt China die Strategie, sinkende Fänge in den eigenen Gewässern durch einen weiteren Ausbau der Hochseefischerei und durch Abkommen mit anderen Ländern ausgleichen. Nach Angaben des Agrarministeriums vergrößerte China seine Fangflotte im ersten Quartal 2013 um 1.395 neue Boote.[22] Laut Yang Ninsheng, Wissenschaftler an der China Academy of Fisheries, die dem Agrarministerium untersteht, wurden bereits mehrere Verträge unterzeichnet, weitere sind angestrebt.[23] Dafür werden Regierungen geködert mit günstigen Krediten und Entwicklungsprojekten, besonders in Westafrika mit seinen fischreichen Gewässern.

Das wiederum bereitet der EU Sorgen, weil durch die Konkurrenz die Verhandlungen über eigene Fischereiabkommen härter werden. Bereits jetzt hält China die Spitzenposition in Afrika, vor den USA, der EU und Japan, so der Branchendienst Agritrade[24]. Das Volumen der sino-afrikanischen Zusammenarbeit im Fischereisektor wird auf rund sechs Milliarden US-Dollar im Jahr geschätzt. Die Hälfte des Fangs von offiziell etwa 500.000 Tonnen im Jahr geht nach Europa, ein Drittel nach China.

Interesse besteht auch am Aufbau der Aquakultur in anderen Ländern, ebenso wie an weiteren Investitionen in Kühleinrichtungen, Verarbeitungsbetriebe und Werften, sagte Wei Jianguo, Vorsitzender des China Centre for International Economic Exchange. Allerdings müssten dafür die "Restriktionen für ausländische Unternehmen" wie eingeschränkte Gewinnrückführung und bevorzugte Fangrechte für einheimische Unternehmen gelockert werden, fordert der Vizepräsident der China Overseas Fisheries Association, Huang Baoshan.[25]

Und chinesische Investoren sichern sich einheimische Fischerei- und Verarbeitungsbetriebe: Mit dem norwegischen Unternehmen Copeinca, einem der größten, modernsten und profitabelsten Fischerei- und Fischölunternehmen Perus, steigt die China Fishery Group in Südamerikas Fischerei-Industrie ein und stärkt ihre Operationen im Pazifik.[26] Das Unternehmen ist eine Tochter der Pacific Andes Corporation, die ihren Sitz in Hong Kong hat und teilweise der chinesischen Regierung gehört. Gemeinsam haben die beiden Unternehmen den höchsten Anteil an Perus Fischfangquoten und werden zu einem der größten Fischmehl-Produzenten der Welt.

 

"Aquacalypse"[27]

Seit den späten 1980er Jahren stagniert die gemeldete Ausbeutung der natürlichen Fischbestände der Weltmeere mehr oder weniger, obwohl die Fangflotten immer größer und moderner werden. 2011gab es gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um zwei Prozent auf 90 Millionen Tonnen, nachdem in den vier Jahren zuvor die Fangmenge leicht zurückgegangen war. Gut 11 Millionen Tonnen davon stammen aus Inlandsgewässern, deren Anteil in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat.  Nicht nur China verstärkt seine Bemühungen, mit dem Ausbau der Aquakultur im eigenen Land – und in offshore-Farmen - entgegenzusteuern. Entwicklungs- und UN-Organisationen wie die FAO setzen sich seit langem für die Aquakultur ein und hoffen, dadurch die Wildbestände zu schonen.[28] Ob das ausreichen wird, bleibt abzuwarten

Denn trotz des Ausbaus der Aquakultur bleibt der Druck der bestehenden Fangflotten groß. Hoffnungen, dass sich aufgrund von Regulierungsmaßnahmen durch eine Reihe von Industrieländern die Bestände erholen würden, sehen Experten eher skeptisch. "Schwerwiegende Überfischung sind weltweit die Regel, das Management ist schlecht und der Aufwand steigt", so ein Bericht, der aufzeigt, dass 70 Prozent aller Bestände übermäßig ausgebeutet werden.[29] "Weltweit besteht Anlass zu großer Sorge angesichts des Ausmaßes an illegalen und nicht gemeldeten Fängen, das auf mindestens 35 Prozent der globalen Fangmengen geschätzt wird". Gegenmaßnahmen wie die Reformen der EU-Fischereipolitik haben nur geringe Auswirkungen, weil sie nur einen Teil der Industrie erreichen und sich der größte Teil des Fischfangs auf den Meeren der Welt nach wie vor nicht an Freiwillige Abkommen halten würde. Dazu kommen Bedrohungen durch Klimawandel und Umweltbelastungen der Meere.

Vor dem Hintergrund von Überfischung, steigender Nachfrage, immensen Investitionen und unzureichenden globalen oder nationalen Kontrollen und Absprachen ist daher wohl zu erwarten, dass der Konkurrenzkampf um die verbliebenen Bestände weiter gehen wird - ein sehr ungleicher Kampf, wie es in dem Bericht "Fisheries: Hope or despair?" heisst, bei dem mit immer größeren Schiffen und moderneren Fangmethoden aufgerüstet wird. China hat anscheinend die feste Absicht und eine gute Ausgangsposition, sich in dieser Konkurrenz in einer Spitzenposition zu behaupten.


[1]   www.chinaseafoodexpo.com

[2]   FAO, World Review of Fisheries and Aquaculture 2012. www.fao.org/docrep/016/i2727e/i2727e00.htm

[3]   The Role of China in World Fisheries. By Roland Blomeyer, u.a., 11. June 2012. www.europarl.europa.eu/meetdocs/2009_2014/documents/pech/dv/chi/china.pdf

[4]   Justin Pearce, The Status of Fisheries in China: How deep will we have to dive to find the truth? In: Scientific American. June 2013. blogs.scientificamerican.com/expeditions/2013/06/03/the-status-of-fisheries-in-china-how-deep-will-we-have-to-dive-to-find-the-truth/

[5]   China's distant-water fisheries in the 21st century. By Daniel Pauly, u.a. In: Fish and Fisheries  2013. onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/faf.12032/abstract

[6]   China's fishing sector enjoys subsidy surge. SeafoodSource vom 28. März 2013. www.seafoodsource.com/en/news/supply-trade/18995-china-s-fishing-sector-enjoys-subsidy-surge

[7]   www.bjsn110.com/NewsData/NewsData.aspx

[8]   China's distant-water fisheries in the 21st century

[9]   Chinese fisheries don't report 91 per cent of catch. In: The Canadian Press vom 4. April 2013. oncampus.macleans.ca/education/2013/04/04/ubc-scientists-say-chinese-fisheries-dont-report-91-per-cent/

[10] FAO, World Review of Fisheries and Aquaculture 2012, 15

[11] The Role of China in World Fisheries

[12] China launches USD 1b seafood logistics zone. SeafoodSource vom 29. Juli 2013. www.seafoodsource.com/en/news/supply-trade/18943-china-launches-usd-1b-seafood-logistics-zone

[13] FAO, World Review of Fisheries and Aquaculture 2012, 5

[14] Report outlines growth for seafood in China. SeafoodSource vom 7. Juni 2013. www.seafoodsource.com/en/news/supply-trade/21143-report-outlines-growth-for-seafood-in-china

[15] Rent prices challenge China's aquaculture sector. SeafoodSource vom 5. Juni 2013. www.seafoodsource.com/en/news/aquaculture/14488-rent-prices-challenge-china-s-aquaculture-sector

[16] ebda.

[17] The Role of China in World Fisheries

[18] Justin Pearce, The Status of Fisheries in China

[19] China shortage ups pressure on shrimp prices. UnderCurrent News vom 25. April 2013. www.undercurrentnews.com/2013/04/25/china-shortage-ups-pressure-on-shrimp-prices/

[20] Lobster firm to tap 'unexplored' Africa. SeafoodSource vom 8. September 2013. www.seafoodsource.com/en/news/supply-trade/24516-lobster-firm-to-tap-unexplored-africa-

[21] Chinese demand for shark fin devastating Mozambique coast. By David Smith.  www.theguardian.com/world/2013/feb/14/chinese-shark-fin-soup-mozambique

[22] China offshore catch tops aquaculture growth. SeafoodSource vom 23. Mai 2013. www.seafoodsource.com/en/news/supply-trade/18954-china-offshore-catch-tops-aquaculture-growth

[23] China taps Africa to up capture fisheries output. SeafoodSource vom 11. Juni 2013. www.seafoodsource.com/en/news/supply-trade/18967-china-taps-africa-to-up-capture-fisheries-output

[24]agritrade.cta.int/en/content/view/full/13340

[25] Chinese investments may boom if restrictions are removed. In: Fish Information & Services vom 13. Dezember 2012. fis.com/fis/worldnews/worldnews.asp

[26] Copeinca, China Fishery: Can oil and water mix? Undercurrentnews vom 22. August 2013. www.undercurrentnews.com/2013/08/22/copeinca-china-fishery-a-merger-of-contrasts/

[27] Daniel Pauly, Aquacalypse Now. The End Of Fish. In: The New Republican, 2009. www.declineoftheempire.com/2013/01/aquacalypse-now-the-end-of-fish.html

[28] Siehe beispielsweise das Global Aquaculture Advancement Partnership Programme. Pressemitteilung der FAO vom 15. Oktober 2013. www.fao.org/news/story/en/item/202782/icode/

[29] Fisheries: Hope or despair? By Tony Pitscher and William Cheung. In: Marine Pollution Bulletin 2013. www.stateoftheocean.org/pdfs/Pitcher-Cheung.pdf