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Dossier: 50 Jahre Chipko-Bewegung

2023 jährt sich zum 50sten Mal der Beginn der Chipko-Bewegung in den Dörfern Uttarakhands. Damals inspirierte das Bäume-Umarmen der Dorffrauen den Umweltaktivismus in Indien und die Entwicklung theoretischer und praktischer Konzepte des Ökofeminismus. Heute zwingt der Klimawandel die Menschen in der Region, in der Indiens bekannteste Umweltbewegung begann, ihr Land zu verlassen. Die Erfolge von damals fallen den aktuellen Überschwemmungen zum Opfer.                                                               

                                                                                            Redaktionsnetzwerk Südasien


Chipko-Movement: Gentle Resistance

The Autobiography of Chandi Prasad Bhatt

Chandi Prasad Bhatt, born 1934, is the Gandhian activist best known for the pioneering groundwork which led to the start of Indian environmentalism, when in the early 1970s Himalayan peasant women “hugged the trees” as a form of non-violent protest against the logging of age-old forests, resulting in the internationally renowned Chipko Movement. Inspired by the Sarvodaya messages of Vinoba Bhave and Jayaprakash Narayan he renounced the security of a salaried career in favour of full-time social work. Gentle Resistance outlines the core sympathies of a man who fought to make women the equals of men, and who rejected caste to embrace Dalits as no different from himself. Beyond that, it shows us an unfamiliar aspect of India – peasant life in forested mountains where demanding weather conditions, a fragile ecology, and lack of opportunity blend into an eco-system being changed only now by consumerism and modernity.

Gentle Resistance: The Autobiography of Chandi Prasad Bhatt, by Samir Banerjee, Published by Permanent Black, October 2023


Dorfbewohner*innen in Uttarakhand beschreiben, wie sich ihr Leben verändert hat

Varsha Singh, 30. November 2022

Soziale Bewegungen: 2023 jährt sich zum 50sten Mal der Beginn der Chipko-Bewegung in den Dörfern Uttarakhands. Damals inspirierte das Bäume-Umarmen der Dorffrauen den Umweltaktivismus in Indien und die Entwicklung theoretischer und praktischer Konzepte des Ökofeminismus. Heute zwingt der Klimawandel die Menschen in der Region, in der Indiens bekannteste Umweltbewegung begann, ihr Land zu verlassen. Die Erfolge von damals fallen den aktuellen Überschwemmungen zum Opfer.

Varsha SinghChipko 50 years on: Uttarakhand villagers describe how life has changed. In: The Third Pole, November 30, 2022. Deutsche Übersetzung


The origin and legacy of Chipko Movement

Anupam Bhandari, 8. April 2022

Die Chipko-Bewegung ist eine der bekanntesten Basisbewegungen in Indien und war 1973 eine Inspiration für spätere Initiativen, die eine Art Umweltrevolution in Indien auslösten. Der Ausgangspunkt war eine Kampagne zur Rettung der Bäume in der Himalaya-Region von Uttarakhand, bei der Dorffrauen mit ihren Körpern die Bäume vor den Äxten der Holzfäller und der Verarbeitung zu Tennisschlägern schützten. Vor diesem Hintergrund beschreibt dieser Beitrag weniger bekannte Aktivitäten und Akteur*innen in der Phase 1977/78, die zum Erfolg der Chipko-Bewegung beigetragen haben. Dabei wird vor allem der zentrale Grundsatz der Bewegung beleuchtet, dass Ökologie nachhaltiges Wirtschaften bedeutet.

Anupam Bhandari, The origin and legacy of Chipko Movement. In: countercurrents, April 2022


Standing up for trees: Women's role in the Chipko Movement

Shobita Jain, 1984

Die bereits 1982 durchgeführte Studie betrachtet die Chipko-Bewegung als eine bedeutende Erfolgsgeschichte im Kampf um die Livelihood- und Nutzungsrechte von Frauen und um die Rolle von Frauen in der Forstwirtschaft und im Umweltschutz lokaler Gemeinschaften. Die kollektive Mobilisierung von Frauen in den Himalaya-Dörfern für die Erhaltung der Wälder führte zu einem Konflikt und Rollenbruch hinsichtlich ihres eigenen Status in der Gesellschaft. Die Frauen forderten, ebenso wie die Männer an den Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden. Das führt zum Widerstand von Männern gegen die Einbeziehung der Frauen in die Chipko-Bewegung. Einerseits streben die Frauen nach einer Veränderung ihrer Stellung in der Gesellschaft, andererseits unterstützen sie eine soziale Bewegung, die sich dem Wandel, nämlich Entwicklung durch industrialisierte Ressourcennutzung, widersetzt.

Shobita Jain,Standing up for trees: Women's role in the Chipko Movement. In: Unasylva 146, 1984/4, Women in Forestry


50 years after Chipko environmental movement, India is ignoring its vital lessons

Ramachandra Guha, 27. März 2023

Auf die Chipko-Bewegung vor 50 Jahren folgte eine Reihe weiterer Basisinitiativen, die die Kontrolle der Gemeinschaften über Wälder, Weideland und Wasser forderten. Wissenschaftler*innen sind der Auffassung, dass sie Perspektiven für eine Neugestaltung der indischen Entwicklung aufzeigten: An Stelle des energie-, kapital- und ressourcenintensiven Wirtschaftsmodells, das Indien nach der Unabhängigkeit 1947 umsetzte, eine Entwicklung zu verfolgen, die stärker von unten nach oben gerichtet, gemeinschaftsorientierter und umweltverträglicher ist.

Ramachandra Guha, 50 years after Chipko environmental movement, India is ignoring its vital lessons. In: Scroll, March 2023

Ein weiterer Artikel von Ramachandra Guha, den er 2002 in The Hindu  publizierte, fokussiert auf C.P. Bhatt, einen der wichtigsten (männlichen) Organisatoren der Bewegung für eine lokal nachhaltige, ökonomische Entwicklung


Das Buchkapitel 'The Chipko Movement' von Vandana Shiva  im Buch Ecology and the Politics of Survival: Conflicts Over Natural Resources in India (1991) betont die von Sundarlal Bahuguna propagierten ökologischen Aspekte der Chipko-Bewegung gegenüber den ökonomischen.


Der Beitrag Remembering Chipko Movement: The Women-led Indigenous Strugglevon  Pallavi in Feminism in India (11.07.2019) analysiert die Mechanismen kollektiver Organisierung und Machtbildung.