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Reportagen & Analysen

Gemeinwohl und Kommerz in der Wasserversorgung

April 2012: Berechtigterweise liegt der Schwerpunkt des AttacBasisTextes "Wasser ist keine Ware" auf Deutschland beziehungsweise Europa, doch auch globale Aspekte der Privatisierung und Kommerzialisierung im Wassersektor werden behandelt. Vorrangig geht es dabei vor allem um die unterschiedlichen politisch-ökonomischen Konzepte der Versorgung mit sauberem Wasser, was Themen wie Wasser für die Landwirtschaft weitgehend vernachlässigt - aber das hätte wohl den Rahmen des Büchleins gesprengt. Dagegen wäre an manchen Stellen eine Differenzierung zwischen Versorgung und Entsorgung und eine stärkere Berücksichtigung des Abwasserbereichs und dessen Problematik sinnvoll gewesen.

Markus Henn, u.a., Wasser ist keine Ware. Wasserversorgung zwischen Gemeinwohl und Kommerz. Hamburg (AttacBasisText 41, VSA-Verlag) 2012

Alternativen zur Privatisierung

April 2012: Die Vorstellungen, wie die vielfältigen und anhaltenden Probleme im Wassersektor gelöst werden sollten, können gegensätzlicher kaum sein: Beim 6.Weltwasserforum in Marseille präsentierten Regierungs- und Unternehmensvertreter ihre Strategien, den Wasserbereich zu einem Zugpferd für die „Grüne Ökonomie“ zu machen. Entsprechend standen Stichwörter wie Effizienz, Technologien, Kommerzialisierung, öffentlich-private Partnerschaften (PPP) und „marktorientierte Lösungen“ im Vordergrund. Beim Alternativen Forum FAME2012 waren die Stichwörter dagegen Gemeingüter, Rekommunalisierung und Community Management.Und es wurden eine Reihe aktueller Publikationen dazu vorgestellt. Mehr

Wasser buchstabiert sich Demokratie

12. März 2012: Das erfolgreiche Referendum gegen eine umfassende Wasserprivatisierung im Juni vergangenen Jahres in Italien war ein wichtiger Meilenstein in der Bewegung für eine Demokratisierung der Wasserversorgung. Eine Einschätzung.

Tommaso Fattori, Fluid Democracy: The Italian Water Revolution. In: Transform! Journal 09/2011

Zusammenarbeit für das Recht auf Wasser

28. Februar 2012: Eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Versorgungsunternehmen (Public-Public Partnership, PUP) bietet die gleichen Vorteile wie profitorientierte Öffentlich-Private Partnerschaften (PPP), beispielsweise die Weitergabe von Technologien, aber ohne deren Nachteile wie Entlassungen oder überhöhte Preise. Sie seien daher ein geeigneter Ansatz, um die Versorgung mit Wasser und sanitären Einrichtungen zu verbessern, heisst es in einer neuen Studie von Food&Water Europe.

Public-Public Partnerships. An Alternative Model to Leverage the Capacity of Municipal Water Utilities. February 2010 (Food& Water Europe)

Öffentliche Wasser-Partnerschaften

Während es viel Literatur über die private Kommerzialisierung von Wasserdienstleistungen (Public-Private Partnerships, PPP) gibt, werden die Alternativen dazu kaum untersucht. Diese kritische Bestandsaufnahme der Literatur versucht sowohl Probleme aufzuzeigen, als auch das Verständnis dieser öffentlichen Ansätze im Wassersektor (PUPs) zu vertiefen. Dafür werden die unterschiedlichen Kooperationsformen analysiert, Vorteile des Modells und die Kritik an ihm geprüft und die Entstehung der Water Operator Partnerships (WOPs) betrachtet.

Gemma Boag, David A. McDonald, A Critical Review of Public-Public Partnerships in Water Services. In: Water Alternatives, 2010, 3 / 1.

Siehe auch: Reclaiming Public Water

Positionspapier zur UN-Dekade "Water for Life"

Dieses 12-seitige Papier stellt die Positionen mehrerer, überwiegend deutscher Nichtregierungsorganisationen zu zentralen Themen im Wasserbereich dar: Von Sanitärversorgung über Flussgebietsmanagement und Großstaudämmen bis zu Bewässerungslandwirtschaft, Wasserpreisen und öffentlicher Versorgung - ergänzt um Forderungen an Politik und Verwaltung.

Water for Life. GRÜNE LIGA-Positionspapier zur UN-Dekade "Water for Life" und zum "Water, Energy and Food Security Nexus". Bezug:Forum Umwelt und Entwicklung

Wasser, Politik und Entwicklung

Die wissenschaftliche Zeitschrift Water Alternatives erscheint seit 2008 mit drei Ausgaben im Jahr und behandelt interdisziplinär ein breites Spektrum von Wasserthemen weltweit. Herausgegeben wird sie unter anderem vom International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Washington DC. Die Beiträge können als pdf-Datei heruntergeladen werden. Die nächste Ausgabe (June 2012) hat den Schwerpunkt "Water Grabbing? Focus on the (re)appropriation of finite water resources", die folgende Ausgabe (October 2012) untersucht die Rolle von Konzernen.

Frühere Ausgaben (Auswahl):

WCD+10: Revisiting the Large Dam Controversy (June 2010)

Unternehmensstrategien in Wassersektor

Januar 2012: Der US-amerikanische Unternehmensberater William Sarni will mit diesem Buch Unternehmen, vor allem aber große Konzerne wie Getränke- und Chiphersteller, Stromerzeuger, Bergbau und verarbeitende Industrie dazu motivieren, sich stärker wirtschaftlich und politisch im Wassersektor zu engagieren und ein "global water stewardship programme" aufzubauen, wie beispielsweise die Wasserinitiative des Weltwirtschaftsforums (WEF). Dafür macht er eine Bestandaufnahme der unterschiedlichen Problembereiche (von Verfügbarkeit über Versorgungsinfrastruktur bis hin zu Entsorgung), politischer Diskussionen (beispielsweise des Unterschieds zwischen Preis und Wert) und technologischer Lösungsansätze. Allerdings anaysiert er weniger bereits bestehende Aktivitäten von Unternehmen im Wassersektor, sondern will vielmehr das "unglaubliche Potenzial, vermischt mit den Risiken und Problemen", aufzeigen - immer die Frage im Hinterkopf: Was bedeutet das für eine zukünftige Unternehmensstrategie.

William Sarni, Corporate Water Strategies. London (Earthscan) 2011. Preis: 64 Euro.

Reformen im Wassersektor durch soziale Bewegungen

Januar 2012: Über den Widerstand zivilgesellschaftlicher und sozialer Bewegungen gegen die Privatisierungen im Wassersektor gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Untersuchungen, beispielsweise zu Manila - bis hin zum Spielfilm "Und dann der Regen" um den 'Wasserkrieg' im bolivianischen Cochabamba. Diese Doktorarbeit geht einen Schritt weiter und analysiert, inwieweit der defensive Widerstand in Strategien übergeht, die eine Umsetzung öffentlicher und gemeinschaftlicher Alternativen zu privatwirtschaftlichen Ansätzen vorantreiben. Im Mittelpunkt stehen dabei die Water Justice Movement, an der der Verfasser selbst aktiv beteiligt ist, und zwei Fallstudien in Peru und Uruguay.  Neben erfolgreichen Einflüssen auf Reformen im öffentlichem Wassersektor zeigt die Studie auch auf, dass für anhaltendere und breitere Wirkungen der sozialen Bewegungen die Entwicklung geeigneter Strategien, mehr Ressourcen und bessere Organisierungsfähigkeiten und Expertenwissen notwendig sind. Die Publikation, die 2009 abgeschlossen wurde, ist kostenlos und kann als pdf-Datei (3,4 MB) beim Grin-Verlag heruntergeladen werden.

Philipp Terhorst, The role of social movements in developing public alternatives in urban water services. April 2009 (Doctoral Thesis)

Wassermärkte in den USA

Januar 2012: Seit Jahren werden Wassermärkte, also der Handel mit Wassernutzungsrechten, immer wieder als eine Lösung für Verteilungsprobleme und Übernutzung von Wasserressourcen propagiert. Dabei sind sie äußerst komplex und funktionieren in vielen Fällen nur sehr begrenzt. Diese Studie über Wassermärkte im Westen der USA, wo neben Australien und Chile die längsten Erfahrungen bestehen, bietet eine verständliche Einführung in Funktionsweise und Probleme.

Matthias Grompe und Bernd Hansjürgens, Wassermärkte im Westen der USA. Entstehung, Funktionsweise und Beurteilung. Marburg (Metropolis-Verlag) 2012

Weitere Literaturhinweise:

Versorgung mit Trinkwasser und Toiletten in Afrika (2011)

September 2011: Ein Bericht des von der Weltbank verwalteten Water and Sanitation Program WSP kommt zu dem Ergebnis, dass die Versorgung mit Trinkwasser und sanitären Einrichtungen in 32 untersuchten Ländern in Afrika südlich der Sahara seit 1990 auf 58 beziehungsweise 36 Prozent gestiegen sei, so dass einige von ihnen das Millenniums-Entwicklungsziel, bis 2015 die Zahl der Menschen ohne angemessene Versorgung zu halbieren, wohl erreichen werden. Als entscheidende Ursachen dafür werden höhere Finanzmittel und mehr Eigenverantwortung von Regierungen gesehen. Auch wenn es sich nicht um eine unabhängige Studie handelt, bietet der Bericht doch viele Informationen über die Situation im Afrika. Link (pdf-Datei 2,8 MB)

Wasser und Privatisierung in Afrika (2011)

9. Juni 2011: Der afrikanische Artikeldienst Pambazuka hat eine Sonderausgabe (Pambazuka News 533) zusammengestellt, die zahlreiche Aspekte der politischen Ökonomie rund um's Wasser behandelt. Im Zentrum stehen Fragen wie der unzulängliche Zugang zu Wasser und Privatisierungsstrategien, zum Beispiel in Senegal, Ghana und Mali, aber auch Beiträge über die Perspektiven für eine öffentliche Wasserversorgung, die alle als pdf-Dateien herunter geladen werden können. Link

Weltbankpublikationen zum Wassersektor (2010)

Auch wenn die Weltbank die Wasserprivatisierung längst nicht mehr so überzeugt propagiert wie vor der Jahrtausendwende, so treibt sie sie doch weiterhin voran. Das zeigt die neueste Liste ihrer Wasserpublikationen mit einer (positiven) Bestandsaufnahme der Erfahrungen mit PPPs in Entwicklungsländern (von Philippe Marin), mit Analysen von elf PPPs im städtischen Wassersektor in Afrika, mit einer Studie über den privaten Managementvertrag für die öffentlichen Wasserwerke in Johannesburg und mit Texten über Output-Based Aid in Honduras, Manila und Marokko.

World Bank Water Publications Catalogue January 2010, auf der Website der Weltbank als Download (pdf-Datei 2,3 MB)

Wasserpolitik für Fortgeschrittene (2010)

Informationen über Ursachen und Dimensionen der Wasserkrise bilden die Grundlage für die Untersuchung politischen Handelns im Wassersektor seit Anfang der 1970er Jahre - materialreich und informativ. Das gilt auch für den Überblick über die entsprechenden Konferenzen der Vereinten Nationen und des eher privatwirtschaftlich dominierten "Weltwasserforum" und den Abriss der Privatisierungsversprechungen als Lösungsansatz. Die darauf aufbauende politikwissenschaftliche Analyse von Global Governance- Strukturen einschließlich einer Sichtung der Netzwerke, Akteure und Interessen, die sie bestimmen, kommt zu dem Ergebnis, dass die globale Wasserpolitik mehr verspricht, als sie halten kann.

Petra Dobner, Wasserpolitik. Zur politischen Theorie, Praxis und Kritik globaler Governance. Berlin (Suhrkamp) 2010

Städtische Wasserversorgung in China (2010)

Ähnlich wie die Studie des Xinjiang Conservation Fund (siehe Privatisierung) will dieser Bericht der in Hongkong ansässigen NGO Globalization Monitor Licht in die weitgehend unbekannten Entwicklungen bei der Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung in Form von Gemeinschaftsunternehmen mit Transnationalen Konzernen bringen. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme der Probleme im Wassersektor versucht er, die Auswirkungen der Privatisierung zu erfassen, wofür auch Interviews und Befragungen von VerbraucherInnen durchgeführt wurden.

Globalization Monitor, The Reform of the Urban Water Supply in Southern China. Hongkong, April 2010. Download (pdf-Datei, 108 Seiten): http://www.waterjustice.org/uploads/attachments/GM_Water_Book.pdf

Romantischer Blick auf Alternativen? (2010)

Gemma Boag; David A. McDonald, A Critical Review of Public-Public Partnerships in Water Services. In: Water Alternatives, Volume 3/Issue 1, 2010 (pdf-Datei 285 kb)

Public-Public Partnerships (PUPs) wie die Zusammenarbeit von öffentlichen Versorgungsunternehmen haben sich nicht nur im Wassersektor als vielversprechende Alternativen zur Privatisierung in ihren unterschiedlichen Spielarten etabliert (Siehe die Beispiele bei 'Reclaiming Public Water'). Die Autoren warnen auf der Grundlage ihrer Bestandsaufnahme der Literatur jedoch davor, diese Ansätze "unkritisch zu feiern" und über konzeptionelle Unklarheiten hinwegzusehen. Auch zivilgesellschaftliche Organiationen klagen darüber, dass öffentliche Partnerschaften nicht automatisch gefeit sind gegen eine Kommerzialisierung, wie sie auch bei Privatisierungen erfolgt. Notwendig seien daher eine kritische Analyse und die Entwicklung nicht-kommerzieller Modelle, unter aktiver Beteiligung von Gewerkschaften, zivilgesellschaftlichen Gruppen und NGOs.

Wasserprivatisierung gebremst, aber nicht gestoppt (2009)

Zwar räumen Mitarbeiter der Weltbank ein, dass ihre Politik, die städtische Wasserversorgung privaten Versorgungsunternehmen, vor allem globalen Konzernen, zu übertragen, weitgehend gescheitert ist. Dennoch verfolgt sie diesen Ansatz weiter. Die Studie fasst nicht nur das Scheitern zusammen, sondern analysiert auch, wie die Weltbankgruppe und vor allem die International Finance Corporation IFC nach wie vor politisch und finanziell die Geschäfte der globalen Wasserunternehmen fördert.

Food & Water Watch, Dried Up, Sold Out. How the World Bank's Push for Private Water Harms the Poor. März 2009: Download (pdf-Datei 1,48 MB) bei food&waterwatch

Water Movements in Latin America (2009)

In zwölf kurzen Interviews berichten Wasseraktivisten aus Lateinamerika von ihren Erfahrungen. Ergänzt werden die Gespräche durch Dokumente der Versammlung in Cochabamba, Bolivien, im August 2008, bei der die Perspektiven für ein gemeinschaftlich kontrolliertes Wassermanagement entwickelt wurden.

Changing the Flow: Water Movements in Latin America. March 2009. Co-published by TNI, Reclaiming Public Water Network, OTHER WORLDS, Food&Water Watch, RedVida. Link zur TNI-Website (pdf-Datei 1,6 MB)

Stadler/Hoering (2003), Das Wasser-Monopoly

Privatisierungen im Wassersektor sind keine Lösung für die globale Wasserkrise. Sobald Gewinn zum ausschlaggebenden Kriterium für Investitionen wird, ist die Versorgung in ländlichen Regionen, städtischen Randgebieten und für ärmere Menschen in Gefahr. Eine Einführung in das komplexe Thema des globalen Wasser- und Abwassergeschäfts.

Lisa Stadler, Uwe Hoering, Das Wasser-Monopoly. Von einem Allgemeingut und seiner Privatisierung. Zürich (Rotpunktverlag) 2003