Globe Spotting

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SPECIAL: Die Aktualität der Wasserfrage

August 2011:Alle drei Jahre - zuletzt 2009 in Istanbul - findet das 'Weltwasserforum' statt, organisiert von der Privatwirtschaft, aber mit hochrangiger Beteiligung aus Politik, internationalen Finanzinstitutionen und Wissenschaft. Das 6th World Water Forum wird vom 12. bis zum 17. März 2012 im südfranzösischen Marseille ausgerichtet werden. Wie immer veranstaltet die privatisierungskritische Zivilgesellschaft ein alternatives Forum (FAME, Forum Alternatif Mondial de l'Eau), bei dem die Rekommunalisierung, die besonders in Frankreich momentan in vielen Städten erfolgt, aber auch zum Beispiel in Berlin gefordert wird, im Vordergrund stehen wird.

Das 'Wasserforum' ist nur eine Veranstaltung in einer ganzen Serie von Konferenzen, zu denen die  Akteure der Wasserpolitik in den nächsten Monaten auflaufen werden: Dazu gehört die alljährliche Stockholm World Water Week (August 2011) mit dem Schwerpunkt-Thema "Wasser in einer urbanisierten Welt", der World Water Congress der International Water Resources Association (IWRA) im September in Brasilien, die International Conference on Integrated Water Resources Management im Oktober in Dresden, die Amsterdam International Water Week Anfang November und zwei Wochen später die von der Bundesregierung in Bonn veranstaltete Internationale Konferenz zu Wasser, Energie und Ernährung, bei der unter anderem Konzepte einer "Green Economy" diskutiert werden sollen. Auch bei der Konferenz Policies against Hunger Anfang Dezember in Berlin wird Wasser ihm Rahmen des Schwerpunktthemas 'Zugang zu natürlichen Ressourcen' eine Rolle spielen.

Ausserdem befinden wir uns mitten im "Aktionsjahrzehnt 'Wasser für Leben' 2005-2015" (International Decade for Action 'Water for Life'), mit dem die Vereinten Nationen auf die nach wie vor prekäre Versorgungssituation in vielen Städten des globalen Südens und Maßnahmen, sie zu verbessern,  aufmerksam gemacht wollen. Der alljährliche  Internationale Weltwassertag am 22. März  hatte dieses Jahr das Thema "Water for Cities: Responding to the Urban Challenge".

Die Vereinten Nationen behaupten, dass das Ziel, bis 2015 den Anteil der Menschen, die keinen ausreichenden Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, gegenüber dem Jahr 2000 zu halbieren, erreicht werden kann (Millennium Development Goals). Fortschritte gibt es angeblich in den Städten, wo nach Angaben der UN noch 141 Millionen Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, vorwiegend die Bewohner informeller Wohngebiete. Schätzungsweise fünf mal so viel sind es in den ländlichen Regionen. Noch problematischer ist nach wie vor die Versorgung mit menschenwürdigen sanitären Einrichtungen, die jedem vierten Stadtbewohner fehlen.

Jenseits des Konferenz-Karussels, das in den vergangenen Jahren etabliert wurde, lenken Klimawandel und Ernährungskrise verstärkt den Blick auf die Situation der Wasserressourcen und die zunehmende Verknappung. Auch im Rahmen von 'Land grabbing' spielt 'Water grabbing' eine immer wichtigere Rolle als ein eng mit der Landnahme durch große kommerzielle Investoren verbundener, konfliktträchtiger Problembereich (Siehe SPECIAL: Land grabbing).

Zudem ist eine breite Debatte über Gemeingüter in Gang gekommen, für die die Bewegungen seit dem Beginn der 1990er Jahre gegen Wasserprivatisierung einen ganz wichtigen Wegbereiter darstellten, die mit Slogans wie Menschenrecht auf Wasser und Wasser ist keine Ware den Boden bereitet für eine emerging breite Bewegung, die Gemeingüter unter demokratischer Kontrolle eintritt, im engeren Sinne in den verwandten Bereiche Bildung, Gesunheit, Verkehr, ...

Gründe genug also für ein globe-spotting-SPECIAL: Darin werden in den kommenden Monaten verstärkt und gezielt Nachrichten, Texte zu Privatisierung städtischer Wasserversorgung, bei der die Weltbank häufig eine Schlüsselrolle spielte und spielt, und weiterführende Hinweise auf Literatur und Akteure zusammengeführt.

ACHTUNG: Dieses SPECIAL ist abgeschlossen!

April 2012: Dieses Themendienst-SPECIAL zum 'Weltwasserforum' wurde Ende April 2012 abgeschlossen. Spätere Informationen wurden nicht mehr berücksichtigt. Auch einige Links könnten deshalb nicht mehr funktionieren. Das Thema wird allerdings im Rahmen von Globe-spotting auch weiterhin behandelt  - mit Informationen, Artikeln, Kommentaren und Hinweisen im Schwerpunkt Internationale Wasserpolitik. Uwe Hoering

Berichte über das Forum: Siehe Uwe Hoering, "Wasser für die Green Economy" und "Nachlese zum Alternativen Wasserforum FAME2012", sowie Daniel Moss in Huffington Post. Siehe auch die kleine Textsammlung "...nicht für Profit", herausgebracht von Gemeingut in BürgerInnenhand, in der Beiträge von und über FAME2012 zusammengestellt sind, ergänzt um Berichte über die Auswirkungen von Privatisierungen öffentlicher Versorgungsunternehmen und Strategien, sich dagegen zu wehren.