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Reportagen & Analysen

 

Archiv: Nachrichten 2012

Siehe auch die früheren Nachrichten zu den einzelnen Themen

Dezember 2012: Kakao macht nicht satt

30. Dezember 2012: Die meisten Kleinbauernfamilien, die in Westafrika Kakao anbauen, leben weit unterhalb der Armutsgrenze. Das ist eines der Ergebnisse des Cocoa Barometer 2012, das die Situation der Bauern in den Anbauländern und Aktivitäten von Schokoladenkonzernen, Regierungen und regierungsunabhängigen Initiativen erfasst. Die beteiligten Organisationen wie das Südwind-Institut hoffen allerdings, dass eine Reihe von Unternehmen ernsthaft ihre angekündigten Zertifizierungspläne umsetzen, da sie sich angesichts des Rückgangs der Kakaoproduktion Sorgen um ihren Nachschub machen. Bis 2020 könnte damit zertifizierter Kakao auf rund die Hälfte der Weltproduktion steigen - und vielleicht auch zu einer Verbesserung der Lebenssituation beitragen.

Quelle:Südwind-Pressemitteilung vom 5. Dezember 2012. Siehe auch die Studie "Vom Kakaobaum bis zum Konsumenten. Die Wertschöpfungskette von Schokolade", Mai 2012.

Dezember 2012: Richtige Einsichten machen noch keine neue Strategie

28. Dezember 2012: In ihrem neuesten Jahresbericht "The State of Food and Agriculture 2012" fordert die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, FAO, eine "neue Investitionsstrategie" für die Landwirtschaft. Grundlage dafür ist die - wenn auch nicht ganz neue - Erkenntnis, dass die bäuerliche Landwirtschaft die meisten Investitionen tätigt - viermal so viel wie der öffentliche Sektor und ein Vielfaches der Finanzierung großflächiger Landnahmen (Land grabbing) durch private Unternehmen und Investmentfonds, die daher, so die FAO, auch "nur einen geringen Beitrag zur globalen Agrarproduktion leisten". Daraus folgert der Bericht, dass Regierungen die Hindernisse für die kleinbäuerliche Landwirtschaft beseitigen und die Investitionsbedingungen für sie verbessern sollten, Produzentenorganisationen für den Zugang zu Märkten, natürlichen Ressourcen und Finanzdienstleistungen sollten gestärkt werden. Diese Vorschläge sind gleichfalls so neu nicht - ihre Umsetzung würde allerdings in vielen Ländern eine grundsätzliche Wende in der Agrarpolitik erfordern.

Dezember 2012: BMZ: "Landwirtschaft ist Privatwirtschaft"

12. Dezember 2012: Gestern hat das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, BMZ, bei einer Veranstaltung in Berlin sein aktualisiertes Konzept für die Förderung der Landwirtschaft vorgestellt. Beflügelt werden die darin umrissenen entwicklungspolitischen Leitlinien von den "Investitionsanreizen steigender Agrargüterpreise", die dazu beitragen, dass "nun verstärkt nationales und internationales Kapital in den Agrarsektor des Südens" fließt. Damit, so die Erwartungen, würden die Chancen steigen, die Landwirtschaft zur Bekämpfung von Hunger und Armut zu nutzen. Allerdings müssten "verantwortungslose Investitionen" wie Land grabbing unterbunden, Energiepflanzen dürften nur "verantwortungsvoll" angebaut werden. Um die Chancen zu nutzen, will das BMZ unter anderem die Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen in 'Öffentlich-privaten Partnerschaften' (PPP) intensivieren. Als ein neues Vehikel dafür hat Minister Niebel im Sommer bereits die Deutsche Initiative Agrarwirtschaft und Ernährung, DIAE, ausgerufen, in der 35 deutsche Konzerne aus dem Agrar- und Nahrungsmittelbereich, darunter Bayer CropScience, Metro und die Verpackungs- und die Zuckerindustrie, einen Beitrag zur Ernährungssicherheit in Entwicklungs- und Schwellenländern leisten wollen.

Dezember 2012: FAO: Keine Halbheiten bei Hungerbekämpfung

9. Dezember 2012: Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO will sich nicht länger mit Halbheiten zufrieden geben: Ihr Ziel, so verkündete sie am Wochenende, sei nicht mehr lediglich, die Zahl der Hungernden zu halbieren, sondern Hunger, Mangelernährung und Ernährungsunsicherheit vollständig zu beseitigen. Ihr Generaldirektor José Graziano da Silva, der als Vater des Programms "Null Hunger" in Brasilien gilt, will dafür die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und der Agrar- und Ernährungsindustrie intensivieren. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die FAO bereits getan, indem sie mithilfe aktualisierter Berechnungen die Zahl der hungernden Menschen in der Welt auf 870 Millionen reduzierte.

Quelle: FAO-Pressemitteilung vom 7. Dezember 2012

November 2012: Öffentliche Entwicklungsfinanzierer werben für sich

21. November 2012: Am Montag wurde in Berlin der Bericht "International Finance Institutions and Development Through the Private Sector" vorgestellt, der die "wichtigen Beiträge" der multi- und bilateralen öffentlich-staatlichen Entwicklungsfinanzierer, darunter die Deutsche Entwicklungsgesellschaft DEG, herausstreicht. Sie unterstützen den Ausbau der privaten Wirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern mit „Kapital, Wissen und Partnerschaften“. Die Publikation soll diese bedeutsame Rolle der öffentlichen Finanzdienstleister, die „oft nicht klar oder angemessen an Interessenten oder die Öffentlichkeit vermittelt" würde, darstellen. Dementsprechend beschränkt sich die gemeinschaftliche Public Relations-Übung denn auch darauf, erstens die Bedeutung der Privatwirtschaft für die Entwicklung – von Wachstum bis Beschäftigung und Armutsminderung – herauszustellen. Dabei werden kaum Unterschiede zwischen einheimischen und ausländischen Unternehmen, Konzernen und kleinen Firmen gemacht. Zweitens wird der Beitrag der Finanzdienstleister zu Investitionen, günstigen Rahmenbedingungen und Verringerung der Geschäftsrisiken unterstrichen, wobei der Finanz- und der Infrastruktursektor deutlich im Vordergrund stehen. Dagegen spielen die Risiken, die von privaten Investoren ausgehen – Beispiel Land grabbing – keine Rolle, nur knapp zwei Seiten sind dem Beitrag der Finanzierer zu „soliden Geschäftspraktiken“ gewidmet, also der Förderung von Umwelt- und Sozialstandards, von Arbeits- und Menschenrechten oder „verantwortungsbewusster Finanzierung“.

November 2012: Gentech-Plantagen bedrohen die "Wiege des Mais"

20. November 2012: In den nächsten Tagen wird die Regierung Mexikos entscheiden, ob sie den Anbau von gentechnisch verändertem Mais auf bis zu 2,5 Millionen Hektar Land erlaubt und damit Grünes Licht gibt für entsprechende Pläne der Agrarkonzerne Monsanto, DuPont Pioneer und Dow. Wissenschaftler und Umweltinitiativen warnen vor den zu erwartenden schwerwiegenden Auswirkungen auf die genetische Vielfalt und die bäuerliche Landwirtschaft.

Quelle:Informationsdienst Gentechnik vom 19. November 2012, dort auch weitere Informationen. Siehe auch den neuen GRAIN-Bericht "Red Alert!"

November 2012: Suche nach Ansätzen für die "Große Transformation"

5. November 2012: Nachdem Wirtschaft und Politik schon länger den "Nexus" zwischen Energie, Landwirtschaft und Ernährung in zahlreichen Konferenzen beschwören, suchen nun auch verstärkt zivilgesellschaftliche Organisationen aus Umwelt und Entwicklung den Dialog dazu. Bei einer internationalen Konferenz Anfang November in Bonn wurden Ansätze für eine Strategie der "Großen Transformation" von Energie- und Agrarsystem diskutiert. Sie soll Klimaschutz und Ernährungssicherheit vereinbaren und "dem Einfluss der fossilen und agrochemischen Unternehmen etwas entgegensetzen", wie Jim Harkness vom Mitveranstalter IATP sagte. 

November 2012: Bauernrechte als Menschenrechte

4. November 2012: Ende September hat der Menschenrechtsrat (Human Rights Council) der Vereinten Nationen eine Resolution angenommen (A/HRC/21/L23), in der die Erarbeitung einer Erklärung (Entwurf) zu den "Rechten von bäuerlichen Bevölkerungen und anderen Personen, die in ländlichen Regionen arbeiten", empfohlen wird. Organisationen wie La Via Campesina, die sich seit Jahren für eine solche Erklärung einsetzen, erhoffen sich davon eine ähnliche Stärkung der sozialen Bewegungen, wie sie von der Erklärung über die Rechte indigener Völker ausgeht. Angesichts der Bedrohungen durch Land grabbing und Agrarindustrie sollen darin aus menschenrechtlicher Perspektive der Zugang zu Land, Saatgut, Information und Technologie sichergestellt, die Rechte auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der natürlichen Umwelt sowie die Freiheit, Preise und Märkte für Agrarprodukte zu bestimmen, verankert werden.

Siehe auch den Bericht an den Menschenrechtsrat.

Oktober 2012: Entwicklungspartnerschaften der nächsten Generation

27. Oktober 2012: Gemeinsam mit USAID hat die Entwicklungsplattform Devex eine Website gestartet, um die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und staatlichen und zivilgesellschaftlichen Entwicklungsorganisationen zu stärken. Devex Impact soll Informationen und Analysen über "innovative Partnerschaften", "marktorientierte Lösungen" und Öffentlich-Private Partnerschaften (PPP) für die "nächste Generation der Entwicklungsarbeit" fördern. Die Initiatve baut auf der Global Development Alliance von USAID auf, in der seit zehn Jahren Privatsektor und Geberorganisationen kooperieren.

Quelle:Devex vom 26. Oktober 2012. Siehe dazu: "Zauberformel PPP" (pdf-Datei 424kb)

Oktober 2012: Gerüchte um Elefantenhochzeit im Wassersektor

23. Oktober 2012: In französischen Zeitungen wurden Vermutungen publiziert, dass die beiden größten französischen Wasserversorgungsunternehmen, Suez und Veolia, über einen Zusammenschluss sprechen. Danach würde Goldman Sachs für Suez die Verhandlungen führen, die Deutsche Bank für Veolia. Gründe für solche Überlegungen gibt es genug: Beide sind wegen der wirtschaftlichen Krise und der Rekommunalisierung in Frankreich, wo sie viele kommunale Versorgungsunternehmen kontrollieren, und Europa (Berlin) unter Druck. Im globalen Wassergeschäft sehen sie sich zunehmender Konkurrenz durch regionale Unternehmen aus Brasilien, Mexiko und China ausgesetzt. Zwar sind die Mutmaßungen schnell wieder verstummt - doch wo Rauch, da auch Feuer?

Quelle: Verschiedene französische Tageszeitungen

Oktober 2012: Strategie für Ernährungssicherheit

16. Oktober 2012: Bei seiner 39. Sitzung Mitte Oktober in Rom hat das Committee on World Food Security (CFS) den Entwurf für einen strategischen Rahmenplan für Ernährungssicherheit (Global Strategic Framework for Food Security and Nutrition) verabschiedet. Damit soll die Zusammenarbeit auf allen Ebenen verbessert werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Verantwortung der Regierungen, in ihren Ländern das Recht auf ausreichende Ernährung sicher zu stellen, wobei der Schwerpunkt auf einer Förderung bäuerlicher Landwirtschaft liegen sollte. 

Oktober 2012: Auswirkungen steigender Preise von Nahrungsmitteln

5. Oktober 2012: Am kommenden Dienstag (9. Oktober 2012) stellen die drei in Rom ansässigen UN-Organisationen für Landwirtschaft und Ernährung (FAO, IFAD und WFP) ihren diesjährigen Bericht zur Ernährungsunsicherheit (The State of Food Insecurity in the World, SOFI) vor (Siehe Pressemitteilung). Darin werden neue Schätzungen über die Zahl der Hungernden vorgelegt, die Auswirkungen der anhaltenden Preisausschläge für Nahrungsmittel auf wirtschaftliche Entwicklung und Ernährungssituation analysiert und Vorschläge für politisches Handeln gemacht. Der Bericht steht auf der Website der FAO.

September 2012: 'Digitale Nahrung' mit MasterCard

18. September 2012: Das UN-Welternährungsprogramm WFP (World Food Programme), das für die Nahrungsmittelhilfe zuständig ist, hat sich mit dem Kreditkarten-Unternehmen MasterCard zusammengetan, um "den Teufelskreis von Hunger und Armut zu durchbrechen". Diese "innovative Partnerschaft gegen den Hunger" besteht zum einen darin, dass das Kreditkarten-Netzwerk für Spenden an WFP mobilisiert werden soll. Andererseits baut WFP mit der Hilfe von MasterCard ein elektronisches System auf, bei dem Menschen in Hungergebieten Bezugsscheine für den Kauf von Nahrungsmitteln in lokalen Märken per Handy oder Bankkarte erhalten können.

Quelle: WFP-Presseerklärung vom 13. September 2012

September 2012: FAO-Chef da Silva: Getreidelager gegen den Hunger

16. September 2012: Die Unterstützung für die Einrichtung globaler Getreidereserven wächst. FAO-Generaldirektor da Silva erklärte jetzt, es sei "eine gute Strategie, um zur Stabilisierung von Nahrungsmittelpreisen beizutragen". Am vergangenen Dienstag hatte sich bereits der französische Präsident Hollande ähnlich geäußert. China und Argentinien gehören zu den Ländern, die bereits strategische Reserven unterhalten, während Australien, zweitgrößter Getreideexporteur der Welt, und die USA dagegen sind. Siehe dazu auch die Studie "Grain Reserves and the Food Price Crisis" des IATP und den Literaturhinweis "Mit Getreidevorräten gegen die Spekulation"

Quelle:Agrimoney vom 14. September 2012

September 2012: Kritik an FAO-Lobpreisung der Agrarindustrie

15. September 2012: Empört reagieren zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter das Bauernnetzwerk La Via Campesina, auf einen Artikel im Wall Street Journal vom 6. September, in dem der Generaldirektor der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO, Jose Graciano da Silva, und der Präsident der Europäischen Entwicklungsbank EBRD, Suma Chakrabarti, die Agrarindustrie als wichtigstes Zugpferd für die Nahrungsmittelproduktion preisen. "Wir sind schockiert und verletzt" heisst es in dem Text, weil diese Auffassung dazu beitrage, die "Zerstörung der bäuerlichen Landwirtschaft und Land grabbing voranzutreiben". Die FAO würde damit gegen ihre Aufgabe, die bäuerliche Landwirtschaft, die mehr als die Hälfte aller Nahrungsmittel liefert, zu fördern, verstossen und Ansätze zur Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft aushöhlen. 

September 2012: Transformations-Partnerschaft für Afrikas Agrarsektor

6. September 2012: Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO schätzt, dass bis 2050 Investitionen von 940 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung des Agrarsektors in Afrika und die "Transformation der vorwiegend bäuerlichen Landwirtschaft" notwendig seien. 444 Milliarden davon soll die Agrarindustrie aufbringen, hofft die FAO-Regionaldirektorin für Afrika, Maria Helena Semedo, beispielsweise für Lagerhaltung, Vermarktungseinrichtungen und Verarbeitungsbetriebe. Dafür seien "flexible, dynamische Partnerschaften" zwischen Staat und Industrie und die Schaffung eines günstigen Investitionsklimas notwendig.

Quelle:VibeGhana vom 5. September 2012

August 2012: Deutsch-amerikanischer Zwist um Landtitelprojekt

9. August 2012:Millennium Challenge Account (MCA), ein Entwicklungshilfefonds der US-Regierung, der in Namibia im Rahmen des Communal Land Reform Act ein Projekt zur Registrierung von Landtiteln finanziert, trennt sich von der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die mit der Durchführung beauftragt war. Grund für die Vertragsbeendigung seien nicht etwa "Unregelmäßigkeiten beim Finanzmanagement", wie eine namibische Zeitung behauptet hatte, sondern unterschiedliche "Vorstellungen und Interpretationen der Projektziele", wie MCA Namibia erklärt.

Quelle:Devexvom 9. August 2012

August 2012: Futter für Chinas Schweine - nach Soja jetzt Mais?

6. August 2012: Seit seinem Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO 2001 hat sich China zum größten Importeur von Soja entwickelt. Als preiswertes Futtermittel machte es den Aufschwung der Fleischindustrie möglich. Allerdings wurden Millionen einheimische Sojabauern aus dem Markt gedrängt und die massive Ausweitung des Sojaanbaus in Lateinamerika beflügelt. Angesichts steigender Maisimporte warnt GRAIN jetzt vor einer ähnlichen Entwicklung: Während sich US-amerikanische Farmer und Agrarkonzerne über die steigende Nachfrage freuen, droht eine Wiederholung der Agrartransformation, wie sie die Sojaimporte im vergangenen Jahrzehnt ausgelöst hatten. Besonders in Afrika könnte sich dadurch die Landnahme durch Agrarinvestoren beschleunigen. Siehe auch den Beitrag: "Der Preis für das 'gute Leben'". 

Juli 2012: Deutsche Bank Partner für Ernährungssicherheit

30. Juli 2012: Im August 2011 hat die Bundesregierung den Africa Agriculture and Trade Investment Fund (AATIF) gegründet. Der Fonds soll Kredite, Garantien und Beteiligungen für kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe bereitstellen, um so zur Erhöhung der Wertschöpfung und Produktivität der Landwirtschaft beizutragen. Damit könnten Armut und Ernährungsunsicherheit verringert werden, rechtfertigt das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, BMZ, seine Beteiligung. Das gegenwärtige Finanzvolumen von 85 Millionen Euro stammt zu mehr als der Hälfte vom BMZ. Den Rest teilen sich die regierungseigene KfW Bankengruppe und die Deutschen Bank, die wiederholt wegen ihrer Agrarfonds in die Kritik geraten ist, unter anderem von FIAN und von Oxfam. Jetzt bringt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage aus der Fraktion DIE LINKE etwas mehr Licht in diese Öffentlich-Private Partnerschaft (Download pdf-Datei 112kb).

Juli 2012: Der Stand der europäischen Agrarreform (CAP)

23. Juli 2012: Bis 2013 soll die Reform der Agrarpolitik (Common Agricultural Policy, CAP) in der Europäischen Union abgeschlossen werden. Ein Executive Brief Update 2012: CAP Reform fasst jetzt den Stand der Verhandlungen und Diskussionen aus Sicht der Europäischen Kommission zusammen. Zivilgesellschaftliche Organisationen erhoffen sich von der Reform unter anderem eine ökologischere Land- und Viehwirtschaft in Europa und eine stärkere Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft in Ländern des Südens, und haben dafür unter anderem die Kampagne "Meine Landwirtschaft" ins Leben gerufen.

Juli 2012: Ban Ki-moon beendet die Ernährungskrise

4. Juli 2012: Die High-Level Task Force on Global Food Security Crisis, die im April 2008 vom UN-Generalsekretär Ban Ki-moon gebildet wurde, hat den Begriff "Krise" aus ihrem Namen gestrichen. Das Beratergremium, das globale Antworten auf die Ernährungskrise planen und koordinieren soll und bei Rio+20 eine "Zero Hunger Challenge" verkündet hat, hat ehrgeizige Ziele: Neben ausreichender Ernährung soll die gesamte Nahrungsmittelproduktion nachhaltig werden, das Einkommen von Kleinbauern, vor allem von Frauen steigen und Nahrungsmittelverluste auf Null sinken. Bislang hat die Gruppe vor allem einen Aktions-Rahmenplan für die beteiligten Organisationen im UN-System erarbeitet.

Quelle:Devex vom 28. Juni 2012

Juli 2012: Monsanto kassierte Bauern in Brasilien illegal ab

2. Juli 2012: Bis zu fünf Millionen landwirtschaftliche Betriebe in Brasilien können auf einen Geldsegen hoffen. Seit der Einführung von gentechnisch verändertem Soja 2005 mussten sie regelmäßig Patentgebühren an den US-amerikanischen Saatgutkonzern Monsanto zahlen, ausserdem verlangte das Unternehmen unter verschiedenen Vorwänden Strafgebühren. Brasilianische Gerichte haben jetzt entschieden, dass diese Praktiken illegal waren. Wenn diese Urteile rechtskräftig werden, muss Monsanto an die Betriebe, die es abkassiert hat, bis zu 7,5 Milliarden US-Dollar zurückzahlen.

Quelle:GMWatch vom 29. Juni 2012

Mai 2012: Neuer Handelsriese auf dem Weltagrarmarkt

31. Mai 2012: Mit der Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens Gavilon ist der japanische Marubeni-Konzern zu einem der größten Getreidehändler der Welt geworden. Mit schätzungsweise 42 Millionen Tonnen im Jahr würde er beispielsweise den US-Marktführer Cargill überflügeln. Mit dem Einkauf sichert sich Marubeni Zugang zu Mais- und Sojalieferungen aus den USA, um unter anderem den chinesischen Markt zu beliefern. Nach Einschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums werden die chinesischen Importe von Mais im kommenden Jahr um 40 Prozent, von Soja um 8,9 Prozent auf eine Rekordhöhe von 61 Millionen Tonnen steigen.

Seit der Nahrungsmittelpreiskrise 2008 steigen japanische Handelshäuser verstärkt in den globalen Agrarhandel ein, wobei sie bislang vorrangig in Lateinamerika einkauften. Anfang des Jahres vereinbarte Marubeni zudem mit Chinas größtem Hersteller von Viehfutter, der New Hope Group, die Zusammenarbeit in aufstrebenden Märkten in Afrika, dem Nahen Osten, Osteuropa und Südamerika.

Quellen:agrimoney vom 29. Mai 2012; farmlandgrab vom 23. Januar 2012

Mai 2012: Öffentlich-privates Krisenmanagement

23. Mai 2012: Mit Land, Energie und Wasser beschränkt sich der Europäische Entwicklungsbericht 2011/2012, "Confronting Scarcity", im Unterschied zum Bericht"The Global Resource Nexus" (siehe Meldung vom 22. Mai), auf den kleinen Nexus. Entwicklungspolitische Forschungsinstitute, finanziert von der Europäischen Kommission und sieben EU-Ländern, machen darin Vorschläge, welche Rolle der öffentliche und der private Sektor beim Management natürlicher Ressourcen spielen können, um trotz der Verknappung und zunehmender Konflikte ein "breitenwirksames und nachhaltiges Wachstum zu erreichen". Demnach soll der öffentliche Sektor vor allem die verschiedenen Akteure koordinieren, regulierende und fördernde Rahmenbedingungen schaffen, "öffentliche Güter", die Marktversagen korrigieren und die Versorgung besser und effizienter machen können, finanzieren und die armen Bevölkerungsgruppen "ermächtigen", um gegen Krisen besser gewappnet zu sein. Die Privatwirtschaft soll vor allem die Chancen wahrnehmen, die die Ressourcenverknappung bietet. Allerdings wird auch festgestellt, dass das, was die Wirtschaft erreichen kann, begrenzt ist. So setzt der Bericht, der unter anderem am 31.5.2012 in Bonn vorgestellt wird, vage Hoffnungen auf wirksame Lösungen durch "kollektive Verhaltensweisen". 

Mai 2012: Transatlantische Konfliktregulierung

22. Mai 2012: Die Botschaft ist dramatisch: Konflikte um fossile Energieträger, Wasser, Nahrung, mineralische Rohstoffe und Land, deren Verfügbarkeit und Nutzung eng miteinander verflochten sind ('Nexus'), werden in den kommenden Jahren zunehmen, bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Verwerfungen auf den globalen Märkten. Verschärft wird die Konkurrenz durch den Klimawandel, die wachsenden Mittelschichten in Asien und Lateinamerika und das "parallele Wachstum einer neuen globalen Unterklasse von Milliarden Menschen, denen die Grundvoraussetzungen für ein Überleben fehlen". Die Aktionsempfehlungen des Berichts"The Global Resource Nexus", der im Auftrag der Transatlantic Academy, die von mehreren Industrie-Stiftungen getragen wird, erstellt wurde und am 6. Juni in Berlin vorgestellt wird, bleiben dagegen merkwürdig einfallslos: Eine Verdopplung der Ressourceneffizienz in den Industrieländern, eine engere "transatlantische Zusammenarbeit", die Ratifizierung bestehender globaler Abkommen, eine "Ausweitung des transatlantischen Kozepts" auf den gesamten Atlantikraum, was nach Vorherrschaft des 'Nordens' über den 'Süden' schmeckt, verstärkte Anstrengungen, die neuen Mächte China, Indien und Brasilien "einzubinden", und die Stärkung globaler Institutionen, Investitionen und Multi-Stakeholder-Foren. Diese luftigen Empfehlungen sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Analyse der Ursachen für die konflikthafte Zuspitzung der Ressourcenprobleme ähnlich oberflächlich bleibt.

Mai 2012: Großstaudämme sind nicht grün

20. Mai 2012: International Rivers appelliert an den neuen Weltbankpräsidenten Jim Yong Kim, die Infrastrukturpolitik der Bank vom Kopf auf die Füsse zu stellen. Anstatt auf riesige Mehrzweckstaudämme mit ihren zerstörerischen Auswirkungen und auf die Beteiligung privater Konzerne zu setzen, sollte sie dezentralisierte Konzepte wie gemeinschaftlich betriebene kleine Wasserkraftwerke fördern. In ihrer Studie "Infrastructure for Whom?" kritisiert die US-amerikanische Lobbyorganisation die verstärkte Unterstützung für angeblich "grüne Infrastruktur" wie Großstaudämme, deren wirtschaftlicher Nutzen fragwürdig sei und deren Bau zu Korruption und Vertreibung beitragen würde.

Mai 2012: Milchviehbestand in Neuseeland explodiert

15. Mai 2012: Die Nachfrage nach Milchprodukten in China treibt den Milchviehbestand in Neuseeland nach oben. Nach offiziellen Angaben wuchs er zehn Mal schneller als die Bevölkerung. Damit stieg auch der Futtermittelanbau, auf Kosten des Nahrungsmittelanbaus. Das Genossenschaftsunternehmen Fonterra, der größte Exporteur von Milchprodukten weltweit, baut seine Position in China aus (siehe Nachricht vom 13. April 2012). Umgekehrt gehört Neuseeland neben Australien zu den Ländern, in denen chinesische Unternehmen intensiv versuchen, Milchfarmen zu erwerben.

Quelle:Agrimoney vom 14. Mai 2012

Mai 2012: Vereinte Nationen stricken Zaumzeug für 'Land grabs'

11. Mai 2012: Das Komitee für Ernährungssicherheit (Committee on World Food Security, CFS) der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, FAO, hat seine erste große Bewährungsprobe bestanden: Heute verabschiedete es die Freiwilligen Richtlinien, wie Regierungen die Nutzung von Land, Fischgründen und Wäldern politisch regeln sollten. Während sich Vertreter der Zivilgesellschaft davon besseren Schutz gegen Vertreibung durch Land grabbing und großflächige kommerzielle Agrarinvestitionen für die Exportproduktion sowie eine Unterstützung für Alternativen erhoffen, erwarten Unternehmensvertreter Landnutzungsregeln, die Investitionen sichern. Nachdem das Komitee jetzt das Zaumzeug geschaffen hat, ist der nächste Schritt, es in nationale Gesetzgebung umzusetzen - und wenn das geschehen ist, die Zügel bei Bedarf auch anzuziehen. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie FIAN und La Via Campesina, die an der Erarbeitung der Richtlinien intensiv beteiligt waren, begrüßen die Verabschiedung, auch "wenn sie in einigen Bereichen, die für die Existenzbedingungen von kleinen Nahrungsmittelproduzenten entscheidend sind, zu kurz greifen", so Ángel Strapazzón aus Argentinien.

Quelle: FAO-Pressemitteilung vom 11. Mai 2012

Mai 2012: G8 legt nach im Kampf gegen Hunger

10. Mai 2012: Am 18. Mai werden die Chefs der G8-Staaten in Chicago gemeinsam mit hochrangigen Politikern aus Afrika wie Meles Zenawi aus Äthiopien und John Atta Mills aus Ghana und führenden VertreterInnen von internationalen Entwicklungsorganisationen und des Weltwirtschaftsforums WEF neue Aktivitäten diskutieren, wie landwirtschaftliche Entwicklung und Ernährungssicherung in Afrika vorangetrieben werden können. Angekündigt für das Symposium sind zudem "bedeutsame neue Unternehmer-Initiativen". Bereits beim G8-Gipfel im italienischen L'Aquila 2009 hatten sich die Regierungen unter dem Eindruck der Nahrungsmittelkrise zu einer "Initiative für Ernährungssicherheit" verpflichtet. Bis September 2011 waren nach dem Bericht "Agriculture Accountability" von den dafür versprochenen 20 Milliarden US-Dollar lediglich 22 Prozent bereitgestellt worden.

Siehe dazu den Blog 'Obamas Neue Allianz für Ernährungssicherheit'

Mai 2012: Weltbank: Mit 'Green Growth' zur Nachhaltigkeit

10. Mai 2012: Rechtzeitig zum UN-Gipfel 'Rio+20' Mitte Juni hat jetzt auch die Weltbank im Definitionswettstreit um den Begriff Green Economy, der im Mittelpunkt des Treffens steht, Flagge gezeigt. Als "Inclusive Green Growth", also als Wachstum, das Armut verringert und natürliche Ressourcen schützt, sieht sie die Welt mit dem Konzept jetzt endlich und wirklich auf dem richtigen Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung, wie sie vor 20 Jahren beim 'Erdgipfel' in Rio de Janeiro als Leitlinie für Regierungen beschlossen, aber bislang bestenfalls in Teilen umgesetzt wurde, und legt zur Untermauerung dieser These in bewährter Manier umfangreiches Zahlenmaterial vor.

Mai 2012: Allianz-Versicherung sichert sich mit Agrarfonds ab

9. Mai 2012: Der Versicherungskonzern Allianz legte 2011 geschätzte 6,2 Milliarden Euro in Fonds, die mit Agrarrohstoffen spekulieren, an. Nach einem Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam ist er damit der größte deutsche Anleger im Agrarrohstoffbereich, noch vor der Deutschen Bank, die trotz Kritik (siehe FIAN) das Kapital, das sie in derartigen Fonds angelegt hat, gegenüber 2008 auf 4,5 Milliarden Euro vervierfacht hat.

April 2012: Neue Datenbank zu großen Agrarprojekten online

30. April 2012: Seit dem Wochenende ist die bislang umfassendste Datenbank zu großflächigen Landnahmen online. Die Land Matrix, ein Projekt von Land Portal, das von fünf Entwicklungs- und Forschungsorganisationen, darunter die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, GIZ, und GIGA in Hamburg, getragen wird, registriert über 1.000 landwirtschaftliche Investitionsprojekte seit 2000 mit einer Fläche von mindestens 76 Millionen Hektar, davon knapp die Hälfte in Afrika. Gut ein Viertel hätten inzwischen mit der Umsetzung begonnen. Ein Bericht bietet eine erste Auswertung dieser Datenfülle und bestätigt eine Reihe bisheriger Beobachtungen und Befürchtungen, beispielsweise dass es sich bei der Hälfte der Flächen, die an kommerzielle Interessenten vergeben werden, um besonders gutes Land handelt, das von lokalen Bevölkerungen genutzt wird. Die Sammlung soll kontinuierlich und interaktiv fortgeschrieben werden.

April 2012: Afrikas Grundwasservorräte größer als vermutet

26. April 2012: In Afrika gibt es vermutlich weitaus mehr Grundwasser als bislang angenommen. Neue Untersuchungen schätzen, dass die Vorräte bis zu 100 mal größer sein könnten als das Wasser in Flüssen und Seen. Zudem sei ein großer Teil davon leicht zugänglich. Damit können sie Bevölkerungsgruppen, deren Lebensunterhalt auf Zugang zu Grundwasser beruht, einen Schutz gegen schwankende Niederschläge und Klimawandel bieten. Allerdings würden sie nicht für eine bewässerungsintensive 'Grüne Revolution' in der Landwirtschaft reichen, meinen die Wissenschaftler.

Quelle:devex, 24. April 2012

April 2012: Mehr Soja- und Maisanbau, weniger Weideland

25. April 2012: Große Agrarproduzenten weiten angesichts der hohen Agrarpreise die Anbauflächen aus. Offizielle Schätzungen in den USA gehen davon aus, dass die Farmer in diesem Jahr mindestens 2,5 Millionen Hektar zusätzlich nutzen werden. In Argentinien und Brasilien, in denen die landwirtschaftliche Nutzfläche im vergangenen Jahrzehnt um 22 Prozent auf 70 Millionen Hektar gestiegen ist, wird ebenfalls weiter expandiert: Beobachter erwarten in Brasilien in den kommenden Jahren eine Flächenausweitung für Soja um ein Viertel auf 31 Millionen Hektar, für Mais auf 15,7 Millionen Hektar. Dafür wird teilweise Weideland genutzt, was die Hersteller von Futterkonzentrat freut.

Quelle:Agrimoney, 24. April 2012 

April 2012: "Mit Essen zockt man nicht!"

24. April 2012: Mit einer Aktion vor dem Bundeskanzleramt haben Aktivistinnen und Aktivisten dagegen protestiert, wie Finanzinvestoren die Preise von Nahrungsmitteln beeinflussen. Der Protest ist Teil einer Kampagne, in der sieben nichtstaatliche Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen seit Ostern Unterschriften gegen Nahrungsmittelspekulation sammeln, und die wiederum Teil einer europaweiten Mobilisierung ist, um die Regulierungen in der gegenwärtig diskutierten europäischen Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) zu verschärfen. Weitere Informationen

April 2012: Verlust der Bodenfruchtbarkeit verschärft 'Land grab'

23. April 2012: Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen ist mehr oder weniger stark geschädigt. Ohne rasche Gegenmaßnahmen werde allein deshalb der Hunger in ländlichen Regionen bis 2030 um 50 Prozent zunehmen, warnte Luc Gnacadja, Geschäftsführer der UN-Konvention für den Kampf gegen die Desertifikation, UNCCD, heute bei einem Gespräch beim Forum Umwelt&Entwicklung in Berlin. Der Verlust der Bodenfruchtbarkeit verstärkt zudem die Konkurrenz um Land. Mit der UN-Konvention, die 1992 beim sogenannten 'Erdgipfel' in Rio de Janeiro verabschiedet wurde, aber seit Jahren ein Schattendasein führt, gebe es ein Instrument, um die betroffenen Ökosysteme und die Lebensbedingungen der dortigen Bevölkerung zu verbessern. Seine Präsentation als Download (ppt-Datei, 10 MB)

April 2012: Nahrungsmittelindustrie schaufelt sich ihr Grab

10. April 2012: Die Nahrungsmittelindustrie verursacht die schwerwiegendsten Umwelt- und Ressourcenschäden, unter anderem durch Tierfabriken, und sei sogar noch schlimmer als Energieerzeugung oder Bergbau. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung KPMG in einem umfangreichen Bericht über zukünftige "Nachhaltigkeits-Megakräfte", die die Geschäftsaussichten für Unternehmen und Wirtschaftszweige prägen werden (Expect the Unexpected: Building business values in a changing world). Gleichzeitig sei sie selbst am stärksten von diesen Risiken wie Klimawandel, Wassermangel, Plünderung von Ökosystemen und schwankenden Nahrungsmittelpreisen, die sie wesentlich mit verursacht, betroffen, verschließe allerdings vor dieser Gefährdung ihrer Nachhaltigkeit weitgehend die Augen und sei daher unfähig, die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Quelle: Wayne Roberts, Citywatch

April 2012: Indische Regierung kritisiert Gen-Baumwolle

5. April 2012: Jahrelang hat Indiens Regierung den Einsatz von gentechnisch veränderter Baumwolle (Bt-Baumwolle), die den Einsatz von Pestiziden verringern soll, gerechtfertigt und gefördert. Mittlerweile wird sie von 90 Prozent der Bauern angepflanzt. In einem Bericht, aus dem die Tageszeitung Hindustan Times vom 26. März 2012 zitiert, räumt das Agrarministerium jetzt ein, "dass die Zahl der Selbstmorde unter Bauern, die Bt-Baumwolle anbauen, besonders hoch ist". Kritiker haben seit langem darauf hingewiesen, dass der Einsatz des gv-Saatguts des US-Konzerns Monsanto die Überschuldung kleinbäuerlicher Betriebe verschärft. Zusätzlich mehren sich die Hinweise, dass die Erträge sinken und der Schädlingsbefall zunimmt, wodurch Kosten und Einnahmen auseinanderdriften.

Quelle:GMWatch

März 2012: Einigung auf Freiwillige Leitlinien für 'Land grabs'

26. März 2012: Nach dreijährigen Verhandlungen hat eine Arbeitsgruppe des UN-Komitees für Ernährungssicherung, CFS, Leitlinien verabschiedet, wie Regierungen den Besitz von Land, Fischgründen und Wäldern regeln sollten, um bestehende Nutzungsrechte, die durch großflächige Agrarinvestitionen (Land grabbing) gefährdet sind, zu schützen (Voluntary Guidelines for the Responsible Governance of Tenure of Land, Fisheries and Forests). Die Einigung, an der auch zivilgesellschaftliche Organisationen mitgearbeitet haben, soll im Mai bei einer Sondersitzung des Komitees verabschiedet werden. Vorgeschlagen werden unter anderem Flächenbegrenzungen für Verpachtungen und eine stärkere Beteiligung der Parlamente. Während die Financial Times ungenannte "offizielle Vertreter" mit der Aussage zitiert, die Empfehlungen seien "weitgehend Unternehmensfreundlich", bedauern zivilgesellschaftliche Organisationen in einer Erklärung, dass Regierungen nach wie vor daran festhalten, großfläche Agrarinvestitionen seien notwendig für die Entwicklung. Sie hoffen aber dennoch, dass die Leitlinien helfen können, den Hunger zu verringern - Begeisterung klingt anders.

März 2012: "Afrika in zehn Jahren so wichtig wie Brasilien"

10. März 2012: Analysten von Agrimoney vergleichen die zukünftige Bedeutung der Agrarindustrie in Afrika mit der Rolle, die die Ausbeutung von Bodenschätzen heute spielt. Bekanntlich ist der Boom von Bergbau und Erdölförderung, kontrolliert durch einige wenige Konzerne, der wesentliche Faktor für das eindrucksvolle Wirtschaftswachstum, das einige Länder in Afrika seit einigen Jahren aufweisen. In den kommenden zehn Jahren, so die Prognose, könnten internationale Konzerne, darunter Unternehmen aus China,  den Kontinent in ein zweites Brasilien verwandeln, also in einen Global Player bei Produktion und Ausfuhr von Agrarprodukten, mit engen Beziehungen zwischen Agrarindustrie, Minengesellschaften, Finanziers wie der Rabobank, dem Hedgefonds Armajaro oder der Finanzierungsgesellschaft Asia Green Capital und Handelskonzernen. Da mag eine gehörige Portion Wishful thinking im Spiel sein. Doch zeigen diese Erwartungen, wie die Spekulation momentan tickt.

Februar 2012: Die lange Liste ausländischer Agrarinvestoren

24. Februar 2012: Unternehmen aus den USA führen die Liste der Investoren an, die in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa große Ländereien erwerben, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien. Dies geht aus einer aktuellen Übersicht über mehr als 400 Fälle von Land Grabbing durch ausländische Investoren hervor, die GRAIN heute vorgelegt hat. Die Bestandsaufnahme, die auch detaillierte Angaben zu den einzelnen Vereinbarungen umfasst, deckt die Jahre seit 2006 ab und beschränkt sich auf Nahrungs- und Futtermittel, Ölpalmen und Zuckerrohr.

Februar 2012: Via Campesina: Occupy Land!

17. Februar 2012: Als Teil einer weltweiten Aktionswoche Anfang Juni ruft das internationale Netzwerk von Bauernorganisationen, La Via Campesina, dazu auf, Land für eine agroökologische Landwirtschaft zu besetzen und gegen die Spekulation mit Boden und Nahrung zu protestieren. Der Aufruf ist Teil der Kritik am Konzept einer Green Economy, wie es beim Gipfel "Rio+20" Mitte Juni diskutiert werden soll, als nächster Phase der Kommodifizierung natürlicher Ressourcen im Interesse von Investoren. Link

Februar 2012: Agrarprojekte der Weltbank auf dem Prüfstand

8. Februar 2012: Mehrere Agrarprojekte der Weltbankgruppe sind in die Kritik geraten, gegen Richtlinien für die Kreditvergabe zu verstoßen. Der Ombudsmann der Bank für den Privatsektor untersucht Klagen gegen ein Unternehmen in Peru, das von der International Finance Corporation mitfinanziert wird, und befand, dass Gefahren für die Umwelt und Einsprüche der lokalen Bevölkerung ignoriert wurden. In Uganda sind Beschwerden wegen Vertreibungen durch ein Forstprojekt anhängig, in Papua-Neuguinea wurden bei einem Kleinbauernprojekt unter anderem Verstöße gegen die Informationspflicht (Free Prior Informed Consent) festgestellt. Ebenso klagen zivilgesellschaftliche Organisationen, dass bei zahlreichen Projekten in Kenia, Haiti und Äthiopien die Unterstützung für Frauen in der Landwirtschaft unzureichend sei. Eine Studie, die im Januar veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass die Bank nachhaltige landwirtschaftliche Methoden gegenüber dem Zugang zu liberalisierten Märkten und der Expansion der intensiven kommerziellen Landwirtschaft vernachlässsige. Einen Überblick gibt das Bretton Woods Project.

Januar 2012: BASF stampft Gentech-Kartoffel Amflora ein

18. Januar 2012: Der Chemie- und Agrarkonzern BASF wird die Kommerzialisierung von gentechnisch veränderten Kartoffeln und Weizen in Europa vorerst aufgeben und die Unternehmenstochter Plant Science in die USA verlegen. "Das ist ein schöner Tag", begrüsst Georg Janßen von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die den Widerstand gegen Freisetzungsversuche mit der Stärkekartoffel Amflora mitgetragen hat, die Entscheidung. Als Grund dafür nennt das Unternehmen die fehlende Akzeptanz von Bauern, Verbrauchern und Politik und will sich nun auf die Märkte in Nord- und Südamerika und in Asien konzentrieren. Mit dem Moratorium auf Genpflanzen, das jüngst in Peru verabschiedet wurde, und der verbreiteten Ablehnung von Gentechnologie bei Reis und anderen Nahrungspflanzen in China gibt es allerdings auch dort mehr Gegenwind. Erst kürzlich hat der Konkurrent Bayer CropScienceangekündigt, auf die Entwicklung von gentechnisch verändertem Weizen zu verzichten. Quelle:GMWatch 16.1.2012

Januar 2012: Anschubfinanzierung für 'Klima-smarte Landwirtschaft'

16. Januar 2012: Die EU-Kommission und die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, FAO, wollen 5,3 Millionen Euro für die Förderung landwirtschaftlicher Methoden bereitstellen, die die Anpassung an den Klimawandel verbessern und den Beitrag der Landwirtschaft zu den Emissionen verringern. Mit den Geldern sollen Pilotprojekte in Malawi, Vietnam und Sambia unterstützt werden. Absicht ist aber auch, die Einbeziehung der Landwirtschaft in den Emissionshandel zu erkunden - eine Zielsetzung, die von vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen wie beispielsweise Econexus abgelehnt wird - und internationale private Investoren zu gewinnen. Siehe den Beitrag: "Was zum Teufel ist 'Klima-smarte Landwirtschaft'?"

Quelle:Pressemeldung der FAO vom 16.1.2011

Januar 2012: Fleischverzehr in den USA sinkt deutlich

14. Januar 2012: Das US-Landwirtschaftsministerium erwartet für dieses Jahr einen weiteren Rückgang des Fleischverzehrs in den Staaten. Damit würden gegenüber 2007 mehr als 12 Prozent weniger Rind, Schwein oder Geflügel konsumiert. Der Abwärtstrend fällt zusammen mit der Krise und dem sprunghaften Anstieg der Äthanolproduktion aus Getreide in den USA. In einer Analyse des Daily Livestock Report der Chicagoer Börse werden daher als Ursachen auch steigende Futtermittelkosten und damit höhere Preise beziehungsweise ein verringertes Angebot aufgrund sinkernder Produktion und höherer Exporte angeführt. Vor allem aber seien ein "Krieg der Bundesregierung gegen Fleischkonsum" und die Tierschutzbewegung verantwortlich, in der erfolgreich Tierrechtsaktivisten, Umweltschützer und Globalisierungskritiker kooperieren.

Januar 2012: Entwurf des Abschlussdokuments für Rio+20 vorgelegt

13. Januar 2012: Fünf Monate vor dem Gipfeltreffen Rio+20 liegt die Null-Version des Abschlussdokuments "The Future We Want"vor. Zivilgesellschaftliche Beobachter zeigten sich verwundert, wie es dem Sekretariat des UN-Vorbereitungskomitees gelungen ist, die rund 6.000 Seiten mit Vorschlägen von Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaft zu einem nur 17 Seiten starken Text einzudampfen. Der Entwurf ist jetzt die Grundlage für weitere Diskussionen. Link

Januar 2012: "Agrar-Kolonialismus" jetzt als pdf-Datei

9. Januar 2012: Das Buch "Agrar-Kolonialismus in Afrika. Eine andere Landwirtschaft ist möglich" von Uwe Hoering, erschienen 2007 im VSA-Verlag, Hamburg, ist jetzt als pdf-Datei erhältlich: Download (0,9 MB)

Januar 2012: Gentechnik-Fan als FAO-Chef

2. Januar 2012: Zum Jahresanfang hat der brasilianische Agrarwissenschaftler José Graziano da Silva sein Amt als neuer Generaldirektor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) angetreten. Siehe dazu den Blog-Beitrag von Norbert Suchanek

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