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Reportagen & Analysen

Der Spekulation den Boden entziehen

Zugang zu Land für bäuerliche Landwirtschaft und die Generation der Einsteiger

Bauernland in Bauernhand, dieser Grundsatz des deutschen Grundstückverkehrsgesetzes wird zunehmend Makulatur und von der Agrarpolitik selbst unterlaufen“, kritisiert Demeter-Vorstandssprecher Alexander Gerber die Situation am landwirtschaftlichen Bodenmarkt. Da sich die Preise je Hektar nicht mehr am Ertragswert des Bodens orientieren, sondern das Preisniveau um bis zu 380 Prozent darüber liegt, können Bauern ihr Vorkaufsrecht nicht mehr ausüben. Das Land fällt Investoren zu. „Landgrabbing findet mitten unter uns statt“, sagt Gerber. Durch falsche Anreize hat die Agrarpolitik zu dieser Entwicklung beigetragen; beispielsweise durch eine unverhältnismäßig hohe Förderung von Biogas. So wird für landwirtschaftliche Quereinsteiger, die in vielen Berufsschulen bereits die Mehrheit bilden, die Übernahme eines Hofes nahezu unmöglich. Initiativen aus dem Demeter-Umfeld – wie die BioBoden-Genossenschaft, die Kulturland-Genossenschaft oder die Regionalwert-AGen — stellen der Entwicklung am Bodenmarkt zukunftsfähige Modelle entgegen. Sie kaufen Land auf, entziehen es damit der Spekulation und stellen es Bauern für die ökologische Landwirtschaft zur Verfügung. Gerber entlässt die Politik aber nicht aus Ihrer Verantwortung: „Ein erster wichtiger Schritt muss sein, dass künftig nur noch das Erbringen ökologischer und sozialer Leistungen durch aktive Landwirte finanziell von der EU honoriert wird“, schlussfolgert Gerber.

Indonesiens Regierung anerkennt erstmals indigene Waldrechte

Januar 2017: Erstmals hat Indonesiens Zentralregierung die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen an ihren Wäldern anerkannt. "Dies ist erst der Anfang", versicherte Präsident Joko Widodo, denn die Fläche ist mit gut 13.000 Hektar "noch sehr klein". Zum Vergleich: Die Plantagen der neun größten Palmöl-Konzerne Indonesiens haben eine Fläche von annähernd zwei Millionen Hektar. Und die Indigenous Peoples Alliance of the Archipelago (AMAN) spricht von 8,2 Millionen Hektar Gemeinschaftsland, das Adat-Gruppen gehört, deren Lebensweise durch überliefertes Wissen und Glauben und tradierte gemeinschaftliche und wirtschaftliche Strukturen geprägt ist. Die Entscheidung ist ein erster Schritt, um die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs umzusetzen, der 2013 die staatliche Kontrolle über die Gemeinschaftswälder für unzulässig erklärt hatte.

Quelle:  Mongabay vom 4. Januar 2017

Zugang zu Saatgut sollte als Menschenrecht anerkannt werden

Januar 2017: "Saatgut ist neben Wasser und Land die grundlegende Ressource zur Erzeugung von Lebensmitteln. Da dessen freie Verfügbarkeit zunehmend durch Agrarkonzerne und internationale Saatgutverträge bedroht wird, fordert die Menschenrechtsorganisation FIAN eine Anerkennung des Zugangs zu Saatgut als Menschenrecht. Nach Auffassung von FIAN ist die Vielfalt von Saatgut und Nutzpflanzen ein kulturelles Erbe der Menschheit, denn seit Menschen Landwirtschaft betreiben, entwickeln sie Saatgut weiter, passen es den örtlichen Gegebenheiten an, tauschen und bewahren es. Weltweit stammt noch immer der Großteil des verwendeten Saatguts aus traditionellen, bäuerlichen Saatgutsystemen. Dennoch wirkt sich die Ausweitung des kommerziellen Saatgutsektors bereits heute verheerend auf die landwirtschaftliche Vielfalt und damit die weltweite Ernährungssicherung aus. Zugleich werden Bauern und Bäuerinnen in finanzielle Abhängigkeit von den großen Saatgutfirmen gebracht, indem Eigenproduktion und Tausch von Saatgut unterbunden und kriminalisiert werden".

Quelle: FIAN-Pressemitteilung vom 5. Januar 2017

Challenging Shrinking Civic Space across Africa

Dezember 2016: Wie in vielen anderen Ländern in Asien und Lateinamerika nehmen auch in Afrika Einschränkungen in den Spielräumen für zivilgesellschaftliche Organisationen dramatisch zu - teils durch direkte Repression, vermehrt aber auch durch rechtliche Schritte und Verschärfungen von Gesetzen.  Ein Policy Brief, herausgegeben von Oxfam und dem afrikanischen Netzwerk zivilgesellschaftlicher Organisationen, CCP-AU, beschreibt die Entwicklung am Beispiel von sechs Ländern, darunter Kenia, Ruanda, Somalia, Südsudan und Uganda: "The African Union (AU) has designated 2016 as the ‘Year of Human Rights’. Yet across the continent, there is an alarming and growing trend of citizens’ fundamental rights to assembly, association and free speech being restricted. A range of governments are (mis)using new and existing laws to limit the creation of legitimate civil society organizations (CSOs), restrict their operations, and control their funding. Since 2012, 136 restrictive laws have been introduced worldwide, 29 of those have been in Sub-Saharan Africa. This policy brief aims to highlight the issue of closing civic space and is based on detailed research from the International Centre for Not-for-Profit Law (ICNL)."

"The brief highlights two main drivers behind the crackdown. The first is the impact of the security agenda and efforts to combat violent extremism. Increasingly, governments across the region have reacted to real and perceived security threats by asserting more control and restrictions over civic space. CSOs have been viewed with particular suspicion as potential cover for extremist groups, despite a lack of evidence to back this up."

"The second driver is the overwhelming priority placed on national unity and economic progress over space for citizen participation. In the ‘developmental state’ critical voices are often cast as a threat to national interests. When activists criticise government policy, they are often labelled anti-development or politically motivated."

Quelle:oxfamblogs vom 15. Dezember 2016. 'Putting Citizens' Voice at the Centre of Development: Challenging Shrinking Civic Space across Africa. Pan Africa Policy Brief, November 2016. Download (pdf 1,1mb)

Catch 'em young! Nachwuchssorgen in der Landwirtschaft

Dezember 2016: Ein Problem für die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft, das lange ausgeblendet wurde, ist die fehlende Attraktivität für jüngere Leute. Ihre Abwanderung beschleunigt den Arbeitskräftemangel auf dem Land, was sowohl die bäuerliche Landwirtschaft als auch die agroindustriellen Investitionen beeinträchtigen kann. Gegenmassnahmen wurden Anfang Dezember auf zwei Veranstaltungen zu 'youth inclusiveness in agricultural transformation' diskutiert: "While many policies and programs are being implemented that should bring youth back to work in agriculture, they are often underpinned by assumptions that could undermine the effective augmentation of food security and employment." Vorgestellt wurde unter anderem eine Studie zu Mali, Kenia und Ghana, die "provides some new insights into the challenges of the agricultural sector, food security and youth unemployment. It also looks at the extent to which current policies and programs are addressing these issues with the aim of stimulating constructive dialogue and debate". Auch das Institute of Development Studies (IDS) beschäftigt sich in einem Forschungsprojekt intensiv mit dem Thema. Eine der Empfehlungen der Gespräche war, dass "the ambition level of policy makers and practitioners should be much higher" und dass "putting futures and aspirations of youth as the key ambition could create a more long-term engagement context for development agendas."

Quelle:Food & Business Knowledge Plattform vom 20. Dezember 2016. Siehe dazu die Studie 'Youth inclusiveness in agricultural transformation'. A quick scan study, November 2016 (Download).

Siehe auch: Duncan Green, Who Wants to Farm? Hardly any young people, it seems. Oxfam Großbritannien, May 2014.

FAO-Website zu Agrarökologie

November 2016: Eine neue Website der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, FAO, bietet Informationen und eine Diskussionsplattform zu Agrarökologie. Die Schwerpunkte sind

  • to highlight and share relevant knowledge on agroecology. As agroecology has been identified as an integration of science, practices and social processes this platform provides updates on current states of knowledge on these three aspects, structured around eleven common elements of agroecology: efficiency, balance, diversity, co-creation of knowledge, recycling, synergies, human and social values, circular economies, cultural and food traditions, land and natural resource governance.
  • a specialized database on different legal frameworks, policies and programmes concerning agroecology in different countries, which is constantly updated.
  • and a database which provides a starting point to organize the existing knowledge on agroecology, collecting articles, videos, case studies, books and other important material in one place. The objective is to support policy-makers, farmers, researchers and other relevant stakeholders through knowledge exchange and knowledge transfer. The database is a ‘living process’ that is constantly being updated like videos on the recentRegional Symposium on Agroecology for Sustainable Agriculture and Food Systems in Europe and Central Asia, which took place in Budapest, Hungary, from 23-25 November 2016.

Quelle:FAO Agroecology Knowledge Hub

März 2017, Schwäbisch Hall: Global Peasants Rights

Die Stiftung 'Haus der Bauern' veranstaltet vom 8. bis 10. März 2017 einen internationalen Kongress zum Themenfeld "Rechte von Kleinbauern", an dem neben den Vertretungen von Kleinbauern weltweit auch Vertreter internationaler Organisationen und zahlreiche Stakeholder teilnehmen werden. Ziel des Kongresses ist es, die Situation und die Forderungen internationaler Kleinbauern verstärkt sichtbar zu machen und zur Unterstützung der UN-Working Group für die Entwicklung einer 'Declaration on the Rights of Peasants and Other People Working in Rural Areas' beizutragen.

Dezember 2016, Berlin: Transregional Food Networks

Juli 2016: Aus der Ankündigung: "While a vital part of our everyday lives, the future of food is insecure: agriculture and food are currently being shaped by the culmination of multiple crises related to new energy policies, financial turmoil, and climatic hazards. Prevailing food insecurity and the question how agriculture and food should be organized within society are at the very heart of food networks and movements, which have been emerging all over the world in recent years. While all aim at developing alternatives to the current food system, research on these networks and movements together with the existing interlinkages, particularly when it comes to North-South divides, rarely are brought together."

"This workshop aims at addressing these transregional interlinkages and emerging synergies between those actors and groups of people who are building alternative food relationships in different parts of the world. Today, food networks and movements in various contexts are facing new challenges arising from the increasing complexity of the food system, such as the increasing engagement of financial actors in agrifood. However, they are also making use of new transregional spaces that are offering new possibilities for transregional networking and alliance building. The increasing degree of international connectedness has manifold implications in relation to the spread of knowledge about power structures in global food production, experiences in terms of campaigning and advocation, as well as the exchange of alternative visions of agriculture and food production, such as food sovereignty or how to achieve food justice."

"The workshop 'Envisioning the Future of Food Across North-South Divides: Transregional Food Networks and Movements' (1 to 3 December 2016) has three main questions to understand alternative food networks and movements, especially those across North-South divides:

1) What kinds of alternatives to the current food system are being developed in different world regions and what are their visions of agriculture and food?

2) What kinds of transregional synergies are emerging within these contexts, how are transregional alliances being organised, and what are the opportunities and challenges of these interconnections?

3) How can the intersections between these different fields of expertise be used in a fruitful way to improve our understanding of the future of food?"

Scholars are invited to submit an abstract of 300 words bySaturday, 30 April 2016

Oktober 2016, Stockholm: Community land and resource rights

Juni 2016:In 2013, leading Indigenous Peoples, community organizations, NGOs, governments, private companies, and investors met in Interlaken to devise strategies to scale up global efforts to secure community land and resource rights. Last September, they met in Bern to assess and establish a new baseline from which to measure global progress. This3rd International Conference on Scaling-up Global Efforts to Secure Community Land and Resource Rights (October 2 - 6, 2016) will focus on scaling up these efforts.

Lessons from implementing the Voluntary Guidelines

Mai 2016: Die Voluntary Guidelines on Responsible Governance of Tenure of Land, Fisheries and Forests in the Context of National Food Security (VGGT) sind global verhandelte freiwillige Richtlinien, die am 11. Mai 2012 vom Committee on World Food Security (CFS) verabschiedet wurden. Eine der Fragen, denen in einer Studie für die staatliche Entwicklungsinstitution DFID nachgegangen wird, ist: Können die Richtlinien als 'soft Law' Machtverhältnisse verändern und 'hard law' auf nationaler Ebene positiv beeinflussen?

"The report presents a review of initiatives to implement and realise the principles of the VGGT, analyses some of their strengths and weaknesses and offers recommendations on the way forward. This is based on an extensive review of existing documents; material and perspectives shared at several international conferences and colloquia; and interviews with many key participants in the formulation and implementation of the VGGT. We present the main initiatives taken by diverse stakeholders to use, institutionalise and entrench the VGGT at local, national, regional and international levels. The report focuses on five broad strategies: awareness-raising, capacity-building, national programmes, regional partnerships and monitoring and evaluation."

Strengthening land governance: Lessons from implementing the Voluntary Guidelines. By Ruth Hall and Ian Scoones with Giles Henley. May 2016. Download (pdf)

Danone finanziert Think-tank für Systemreform

29. Oktober 2015: Als UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung (2008 bis 2014) war Olivier De Schutter ein eloquenter Anwalt bäuerlicher Landwirtschaft und scharfer Kritiker eine Politik, die vorrangig die Interessen der Agrar- und Ernährungsindustrie im Blick hat. Nach dem Ende seiner Amtszeit wurde er einer der Vorsitzenden eines neuen International Panel of Experts on Sustainable Food Systems, IPES-Food, das nach eigener, eher luftiger Selbstdarstellung "brings together expert voices representing different disciplines and different types of knowledge, to inform the policy debate on how to reform food systems across the world. The Panel will look at issues like under-nutrition, obesity, rural livelihood insecurity and environmental degradation through an integrated food systems lens, bringing to light the interconnections, power imbalances, political lock-ins and potential levers for change at the systems level." Ein Ergebnis des Think-tanks sind "10 Principles to guide the transition to Sustainable Food Systems". Obwohl das Gremium verkündet, "keinerlei finanzielle oder organisatorische Verbindungen zu Unternehmen, Regierungen oder zwischenstaatlichen Institutionen zu haben, wird es "vollständig" von der Daniel and Nina Carasso Foundation finanziert, der Familien-Stiftung von Danone, dem zweitgrößten Milchkonzern der Welt.

Siehe auch die Erklärung "The New Science of Sustainable Food Systems. Overcoming Barriers to Food Systems Reform". May 2015

'Piss In'! - Urinale 2015

12. September 2015: Ende des Jahres steht die Entscheidung beim europäischen Zulassungsverfahren für Glyphosat, der Hauptkomponente der meisten Unkrautbekämpfungsmittel wie beispielsweise Roundup des US-amerikanischen Marktführers für gentechnisch veränderte Pflanzen, Monsanto, an. Neuere Studien der Weltgesundheitsorganisation stufen den Stoff als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Um die Debatte zu ergänzen, lädt die Kampagne »Ackergifte? Nein danke!« ab Mitte September mit Hilfe einer Vielzahl lokaler Partner zu Deutschlands erstem großen »Piss-in«! ein, da es Anhaltspunkte gibt, dass das Agrargift im menschlichen Körper landet. Bundesweit gibt es kleinere und größere Veranstaltungen, wo sich Menschen zum Thema Glyphosat informieren und austauschen können. Dabei werden Sets für Urinproben ausgeteilt, die zu Hause befüllt und anschließend an das kooperierende Labor eingeschickt werden können.

Infos zur Aktion und den Veranstaltungsorten.

 

Alternativen: Frühere Nachrichten

Juni 2015: Ohne Zugang zu Land keine Ernährungssouveränität

20. Juni 2015: Zugang für die bäuerliche Landwirtschaft zu Land und anderen natürlichen Ressourcen wie Wasser und biologischer Vielfalt, und nicht nur der Widerstand gegen ihre fortschreitende Vertreibung zugunsten der Ausweitung industrieller, profitorientierter Landwirtschaft steht im Zentrum einer neuen Kampagne, die Anfang Juni vorgestellt wurde: "Hands on the Land for Food Sovereignty" wird getragen von einer Koalition europäischer Organisationen, die die EU-Entwicklungspolitik beeinflussen will, indem sie "shedding light on policies and programmes that support a system treating food, land, water, seeds and nature as market commodities instead of providing real solutions". Zugang zu natürlichen Ressourcen als Voraussetzung für Ernährungsouveränität müsse daher auch "the promotion of democratic redistribution of land control" beinhalten.

Siehe dazu auch den Beitrag "Es gibt genug Land" vom April 2015

Mai 2015: Neuer Beirat für die Reform der Ernährungssysteme

20. Mai 2015: Ein neues Gremium hat sich vorgenommen, eine "neue Wissenschaft nachhaltiger Ernährungssysteme" zu entwickeln und die "Reformschranken" für ihre Umsetzung zu überwinden. Das International Panel of Experts on Sustainable Food Systems, iPES FOOD, "seeks to inform the global policy debate on reforming food systems". Mit dabei unter anderen Olivier De Schutter, der frühere UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Dafür müssten "Machtverhältnisse" und die "politische Ökonomie" der höchst komplexen Systeme in den Fokus rücken. Der erste Bericht bleibt allerdings eher vage: Da ist von "holistischem Verständnis von Nachhaltigkeit" als "Messlatte für Ernährungssysteme" die Rede, von einer "neuen transdisziplinären Wissenschaft nachhaltiger Ernährungssysteme", von der Erweiterung der "Einflussmöglichkeiten für soziale Akteure auf die Gestaltung wissenschaftlicher Analyse" und der "Überwindung der Fragmentierung von Governance-Räumen". Die Vorschläge für die Veränderung der Systeme beschränken sich denn auch darauf, dass "a critical mass of evidence must be gathered and transposed into policy recommendations". Abgesehen davon, dass das Gremium "will look at issues like under-nutrition, obesity, rural livelihood insecurity and environmental degradation through an integrated food systems lens", klingt das vorerst nicht nach einem wirklich neuen großen Wurf.

Weitere Berichte und eine Studie "Transitions to Agroecology" sind angekündigt.

April 2015: Aktionen gegen ‚Landgrabs’ in Afrika und Asien

23. April 2015: Bauerngruppen in Kambodscha, Kamerun, Sierra Leone und Elfenbeinküste wollen Ländereien besetzen, die an den global agierenden Konzern Socfin verpachtet wurden. Die Aktionen, koordiniert von der International Alliance of Residents of Socfin Bolloré's Plantations und der französischen NGO ReAct (Réseaux pour l'action collective transnationale) beginnen in dieser Woche in Kamerun, wo große Waldgebiete und 40.000 Hektar Land an Socapalm, ein Tochterunternehmen von Socfin, vergeben wurden. "These lands were stolen from us. We come now to take them back and occupy them until an agreement with Bolloré and Socfin is reached", erklärt Michel Essonga von der Internationalen Allianz. Nächste Woche sollen Besetzungen weiterer Socfin-Plantagen in Kamerun sowie in den anderen Ländern folgen. Neth Prack in Kambodscha ergänzt. "We are determined, and we will organise new actions in all our countries until our rights are recognised."

Das in Luxemburg ansässige Unternehmen Socfin betreibt Palmöl- und Kautschukplantagen in mehreren Ländern in Afrika und in Südostasien. Größter Anteilseigner ist die französische Bolloré-Gruppe. Seit 2008, so die Internationale Allianz, ist die Landfläche, die von den Socfin-Töchtern in Afrika kontrolliert wird, auf 108.465 Hektar gestiegen.

Quellen:farmlandgrab vom 22. April 2015, Times Live vom 22. April 2015

Siehe dazu auch die Declaration of the Global Convergence of Land and Water Struggles, die beim Weltsozialforum in Tunis verabschiedet wurde. Das Oakland Institute hat mehrere Publikationen über die Aktivitäten von Socfin in Sierra Leone vorgelegt.

März 2015: Nyéléni Declaration for Agroecology (2015)

31. März 2015:International movements of small‐scale food producers and consumers from around the world gathered at the Nyéléni Center in Sélingué, Mali from February 24 to 27, to reach a common understanding of agroecology as a key element of Food Sovereignty. The participants agreed on aDeclaration for Agroecologyand developed joint strategies to promote agroecology.

The gathering also recognized that agroecology is at a crossroads: Under pressure from movements and their allies, multilateral institutions, funders and research institutions are beginning to recognize it. However, there are attempts to redefine it as a narrow set of technologies, to offer some tools that appear to ease the sustainability crisis of industrial food production, while the existing structures of power remain unchallenged.  The gathering rejected this attempt to co‐opt agroecology to help fine‐tune the industrial food system, while paying lip service to the environmental discourse, through initiatives with names, such as “climate smart agriculture”, “sustainable‐” or “ecological‐ intensification”, industrial monoculture production of “organic” food, etc.

Quelle:IATP Think Forward blog, Shiney Varghese, March 3, 2015

März 2015: "Regenwasserernte" ausgezeichnet

25. März 2015: Nachdem im vergangenen Jahr mit John Briscoe ein Mann mit dem Stockholm Water Prize ausgezeichnet wurde, der wesentlich dafür verantwortlich war, dass die Weltbank wieder in die Finanzierung von Großstaudämmen einstieg (Siehe "Wasser für Nahrung - Wasser für Profit", Download pdf-Datei), hat das Stockholm Water Institute dieses Jahr den exakt gegensätzlichen Ansatz für preiswürdig befunden: Rajendra Singh hat sich in den semi-ariden Regionen im Nordwesten Indiens wie Rajasthan für den Bau zahlloser kleiner Stauseen eingesetzt, die Regenwasser sammeln und so die Landwirtschaft, die Vegetation und Wasserverfügbarkeit von Flüssen verbessern. Dabei wurden die Ziele immer ambitionierter: Ging es zunächst um Trinkwasser, dann um Landwirtschaft und Umwelt, so erklärt Rajendra Singh heute: "This is the century of exploitation, pollution and encroachment. To stop all this, to convert the war on water into peace, that is my life’s goal".

Siehe dazu auch: "Water to the People. Conflicts and Alternative Concepts in India". Download (pdf-Datei)

März 2015: Lernen von Brasilien - Aufkaufprogramm für Afrika

12. März 2015: Das brasilianische Programm "Null Hunger" gilt als erfolgreiches Beispiel für eine deutliche Verringerung von Armut und Mangelernährung. Ein wesentlicher Bestandteil ist ein Aufkaufprogramm, das Agrarerzeugnisse von kleinbäuerlichen Betrieben an Schulen und Krankenhäuser verteilt. Seit drei Jahren fördern die UN-Ernährungsorganisation FAO und das Welternährungsprogramm WFP ein ähnliches Programm, kombiniert mit Agrarberatung. PAA Africa ("Purchase from Africans for Africa") läuft in Äthiopien, Malawi, Mosambik, Niger und Senegal, mit "vielversprechendem Ergebnis", wie in einer jetzt veröffentlichten Hochglanzbroschüre berichtet wird. Rund 5.500 Familienbetriebe hätten ihre Produktivität um 115 Prozent gesteigert und 37 Prozent ihrer Produkte an das Programm verkaufen können, 128.000 Schüler besseres Essen bekommen. Laut Bericht sind an PAA Africa, dessen erste dreijährige Phase 4,5 Millionen US-Dollar gekostet hat, auch einige zivilgesellschaftliche Gruppen und Bauernorganisationen beteiligt, in Mosambik beispielsweise die National Smallholder Farmers Union, UNAC.

Quelle:Pressemitteilung der FAO vom 10. März 2015

Oktober 2014: Prinzipien für Investitionen lassen zu wünschen übrig

17. Oktober 2014: Nach zwei Jahren Verhandlungen wurden am 15. Oktober 2014 im FAO-Committee on World Food Security (CFS) die Prinzipien für verantwortungsbewusste Investitionen in Landwirtschaft und Ernährung (Principles for Responsible Investment in Agriculture and Food Systems) verabschiedet. Sie legen Anforderungen an öffentliche und private Investitionen jeder Größe in die Landwirtschaft und die Verarbeitung fest, die als Leitlinien für Politik und Gesetzgebung, Programme, Regulierungsmaßnahmen, Unternehmen, individuelle Abkommen und Verträge gelten sollen. Sie sollen sicherstellen, dass Investitionen zu Ernährungssicherheit beitragen und die Rechte von Beschäftigen gewahrt werden. Allerdings sind sie nicht bindend - und trotz ihrer Verabschiedung in der CFS, in der die Zivilgesellschaft ein großes Maß an Mitsprache hat, gibt es insbesondere von bäuerlichen Organisationen und entwicklungspolitischen Gruppen Vorbehalte. So heißt es in einer Stellungnahme des internationalen Netzwerks von Bauernorganisationen La Via Campesina: "The adoption of Principles for responsible investment in agriculture (rai) is not sufficient to guarantee the rights of peasant communities, landless people and agricultural workers. It is positive that the primary role of peasants in investment in agriculture is recognized prior to the recognition of the role of the corporate sector. However, the rai do not give clear and strong guidance in the interest of the small-scale producers. The guidelines do not contain sufficient safeguards to stop land grabbing and other destructive actions by private capital and complicit governments. No real progress in promoting the creation of decent work, workers rights, and in the fight against discrimination of women was made."

Oktober 2014: Indien: "Jan Satiagraha - Marsch der Gerechtigkeit“

1. Oktober 2014: Ab dem 2. Oktober 2014 kommt der Dokumentarfilm „Millions can Walk. Jan Satiagraha - Marsch der Gerechtigkeit in die Kinos. Der Film von Christoph Schaub und Kamal Musale (Schweiz 2013, 88 Min. OmU) folgt hunderttausend Inderinnen und Indern, landlosen Bauern und Ureinwohnern – Adivasi –, die sich aufgemacht haben, um für ihre Rechte einzutreten. Der Marsch, der auf Gandhis Philosophie des gewaltlosen Widerstands basiert, führt sie von Gwalior ins 400 Kilometer entfernte Delhi. Koordiniert wird der Protest von Ekta Parishad, einer Organisation mit etwa 12.000 freiwilligen Aktivistinnen und Aktivisten, die versucht, die Bedingungen der Landbevölkerung zu ändern, und ungefähr 80 Millionen der ärmsten Menschen in Indien erreicht. Der Film zeigt die vielfältigen Seiten des imposanten Protestmarsches und fokussiert immer wieder auf die Geschichten Einzelner, ihre alltäglichen Erfahrungen und die Gründe, die sie bewogen haben, sich auf den Weg zu machen.

Zum Kinoauftakt begleitet Rajagopal, Gründungsmitglied und Präsident von Ekta Parishad, den Film in einigen Städten und steht zum Gespräch zur Verfügung. Info und Bezug: Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit (EZEF)

September 2014: Mit Agrarökologie und Gentech die Welt ernähren

30. September 2014: FAO-Generalsekretär José Graziano da Silva hat einen "Paradigmen-Wechsel" ausgerufen: "We cannot rely on an input intensive model to increase production", sagte er in Rom bei der Eröffnung der 24. Sitzung des Committee on Agriculture (COAG), einem Fachbeirat der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, "the solutions of the past have shown their limits". Besonders der Einsatz von Wasser und Chemie in der Landwirtschaft müssten verringert werden. Ansätze wie Agrarökologie und 'Klima-smarte Landwirtschaft' sollten daher "erforscht" werden. Im gleichen Atemzug fordert er allerdings auch die Förderung von Bio- und Gentechnologie. Nur ein "inclusive approach based on science and evidences, not on ideologies" könne die Welternährung sichern.

Quelle:Pressemitteilung der FAO vom 29. September 2014

September 2014: Bioökonomie und nachhaltige Entwicklung

23. September 2014: Fahrradrahmen aus Bambus, Kerosin aus Algen, Schuhsohlen aus Reisspreu - die Möglichkeiten, fossile Rohstoffe durch erneuerbare Ressourcen zu ersetzen, scheinen unbegrenzt, heisst es in der Ausgabe 3/2014 der Zeitschrift rural21. Die Bioökonomie versteht sich als ein umfassendes Konzept, "to redesign the global system of production and consumption in a manner guaranteeing a secure sustainable base in every respect". So wird unter anderem versprochen, dass Länder des Globalen Südens oder die Ernährungssicherheit davon profitieren würden, von ihr also ein Impuls zu gerechterer Entwicklung und Armutsminderung ausgehen werde. Solche Erwartungen werden durch Beiträge gedämpft, die sich mit der Idee einen "Grünen Ökonomie" beziehungsweise eines "Grünen Wachstums" (Barbara Unmüßig) oder den Ankündigungen, eine Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft bei der verstärkten Nutzung erneuerbarer Ressourcen in der Industrie würde kleinbäuerlichen Betrieben nützen (Marita Wiggerthale), auseinandersetzen.

August 2014: Abkommen über genetische Ressourcen ratifiziert

12. August 2014:The 'Nagoya Protocol on Access to Genetic Resources and the Fair and Equitable Sharing of Benefits Arising from their Utilization' has been ratified by 51 Parties to the 'Convention on Biological Diversity (CBD)' and thus will be implemented on October 12, 2014. The Nagoya Protocol aims to create new incentives to conserve biodiversity, sustainable use of its components, and improve the role of biodiversity in sustainable development and human well-being.

Quelle:Pressemitteilung der CBD vom 14. Juli 2014

Juli 2014: Eine Farm in Afrika als Online-Spiel

Aus der Ankündigung: "African Farmer is a free, open source online game that simulates the complex decisions and uncertainties faced by small-scale farmers living in Sub-Saharan Africa. Players manage a farming household in a village and make decisions on what to grow, what to buy and how to feed a family whilst responding to a range of challenges from food prices, diets and work, to more unpredictable chance events like weather and disease. It encourages players to discuss the issues in an engaging way, alongside using more traditional research or educational materials."

The game is available in two versions. One is a multi-player game, ideal for classrooms and workplace training where a group is guided through the game by a ‘game manager’. The other is a single player game, which can be played by anyone in a standard Internet browser.

Quelle:Future Agricultures Consortium

Juni 2014: Bäuerliche Landwirtschaft verliert an Boden

8. Juni 2014: Eine Agrarreform ist notwendig, um eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion sicherzustellen, heisst es in einer neuen Studie ("Hungry for land"). Die Auswertung aktueller Daten zeigt, dass nach wie vor kleinbäuerliche Betriebe, vielfach bewirtschaftet von Frauen, den größten Teil der Nahrung erzeugen. Sie verfügen aber nur noch über weniger als ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dieser Anteil sinkt ebenso wie die durchschnittlichen Betriebsgrößen zugunsten von Großbetrieben. Die Entwicklung könne nur durch eine Landumverteilung gestoppt werden.

Quelle:GRAIN vom 28. Mai 2014. Siehe dazu auch "Who wants to Farm?"

Mai 2014: Prinzipien für Agrarinvestitionen - Erste Lesung

17. Mai 2014:The negotiation of a set of principles for responsible investment in agriculture and food systems in the UN Committee on World Food Security (CFS) is scheduled for the week of May 19th -23rd, and the 24th if required. The First Draft of the CFS-RAI Principles, which has been developed in line with the Terms of Reference, will serve as the basis for the negotiation. It is a result of the feedback received during the regional and global consultations undertaken from September 2013 to March 2014, on what should be added, changed, and improved based on the Zero Draft. Read IISD's commentary on the first draft of the principles released in April 2014.

Mai 2014: 'Monsanto-Gesetz' zu Saatgut in Chile gestoppt

7. Mai 2014: Mitte April wurde in Chile das neue, als Monsanto-Gesetz bezeichnete Saatgutrecht verworfen. Eine breite Bewegung hatte sich gegen die Privatisierung des Saatgutmarktes mit der Kampagne ‘Yo no quiero transgénicos en Chile’ (Ich will keine gentechnisch veränderten Organismen in Chile) gewehrt. Gefordert wird ein neues Saatgut-Gesetz, das den Bauern Tausch und Verkauf von Saatgut garantiert, frei von Patenten und Gentechnik.

Quelle:Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie, Gentech-News 302/2014 vom 7. Mai 2014

Mai 2014: Weltagrarkulturerbe

2. Mai 2014: Die Felder von Xinghua in der ostchinesischen Provinz Jiangsu sind in einem verzweigten Netz von Flüssen und Seen auf Pfählen, verstärkt mit Schlamm, angelegt, und wurden jetzt von der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO als 'Weltagrarerbe' anerkannt, zusammen mit fünf weiteren traditionellen Agrarsystemen in China, Iran und Korea. Damit sind im Rahmen des Globally Important Agricultural Heritage Systems (GIAHS) weltweit 31 Gebiete erfasst, die als Beispiel für Innovation, Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit gelten und dem Ökosystem nützen.

Von der Homepage des GIAHS: "In order to safeguard and support the world’s agri-cultural heritage systems, in 2002 FAO started an initiative for the dynamic conservation of Agricultural Heritage Systems. The GIAHS Initiative promotes public understanding, awareness, national and international recognition of Agricultural Heritage systems. Looking to safeguard the social, cultural, economic and environmental goods and services these provide to family farmers, smallholders, indigenous peoples and local communities, the initiative fosters an integrated approach combining sustainable agriculture and rural development. The GIAHS initiative has project interventions in 19 countries in which adaptive management approaches will be developed and implemented, to assist national and local stakeholders in the dynamic conservation of their agricultural heritage systems."

Quelle: Pressemitteilung der FAO vom 1. Mai 2014

April 2014: Dünger und Diesel treiben Treibhauseffekt

11. April 2014: Nach neuen Schätzungen der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO könnten die Treibhausgas-Emissionen durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischfang bis 2050 um 30 Prozent steigen, wenn sich der gegenwärtige Trend fortsetzt. Danach stiegen die Emissionen der Land- und Viehwirtschaft zwischen 2001 und 2011 von 4,7 auf 5,3 Milliarden Tonnen CO2-Equivalent, vor allem durch die Ausweitung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern. Emissionen durch Entwaldung stiegen um annähernd zehn Prozent. Gleichzeitig würden jährlich rund zwei Milliarden Tonnen durch 'Senken' wie neue Wälder aus der Atmosphäre entfernt. Die größte Emissionsquelle ist hiernach die Methanerzeugung durch Vieh mit einem Anteil von 39 Prozent. Leider schlüsselt die FAO die Emissionen nicht nach industrieller und kleinbäuerlicher Landwirtschaft auf. Ein Hinweis auf die wachsende Bedeutung der Industrialisierung ist aber, dass die Emissionen durch synthetischen Dünger und Energieeinsatz zweieinhalb schneller wachsen als der Durchschnitt und mittlerweile rund 30 Prozent der Emissionen der Landwirtschaft ausmachen.

Quelle:Pressemitteilung der FAO vom 11. April 2014.

Januar 2014: Broschüre über den 'Weltagrarbericht' in Neuauflage

30. Januar 2014: Als der Weltagrarbericht, weniger bekannt unter seiner vollen und sperrigen Bezeichnung International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development (IAASTD), vor zehn Jahren veröffentlicht wurde, machte er Geschichte: Zum einen wegen seines Entstehungsprozesses, an dem nicht nur die 'üblichen Verdächtigen' wie Weltbank und die Vereinten Nationen beteiligt waren, sondern auch unabhängigere Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Zivilgesellschaften aller Kontinente und unterschiedlichster Fachrichtungen. Zum anderen wegen seiner Botschaft, dass 'Business as usual' nicht mehr taugt, um die vielschichtigen Probleme im Agrarbereich, von denen die anhaltende Hungersituation für Millionen Menschen lediglich die Spitze des Eisbergs ist, zu beenden. Über die Aufwertung der internationalen Agrarforschung hinaus, an der die Weltbank besonders interessiert war und deren Mittel seither verdoppelt wurden, hat die Agrarentwicklung mit Land grabbing, Investitionen von Agrarkonzernen, Finanzspekulation mit Nahrungsmitteln und Agrarland und 'neuen Geschäftsmodellen' von Unternehmen aus der Agrar- und Ernährungsindustrie seither eine Dynamik bekommen, die in eine grundlegend andere Richtung geht, als sie im Bericht empfohlen wurde. Die Interessen der Agrarunternehmen und -spekulanten bestimmen heute mit Neuen Allianzen für Ernährungssicherung und Globalen Ernährungspartnerschaften die Entwicklung im Agrarbereich, besonders in Afrika. Aber auch in Asien und Lateinamerika floriert die kommerzielle Umstrukturierung im Agrarbereich nahezu ungebremst.

Die jetzt erschienene Neuauflage der Broschüre "Wege aus der Hungerkrise", die die Ergebnisse des Berichts zusammenfasst, wurde nicht nur um neuere Zahlen und Veröffentlichungen ergänzt. Sie beleuchtet auch Aspekte, die der urprüngliche Weltagarbericht eher streifte, die aber seither immer dringlicher werden: Energie und Treibstoffe vom Acker, Spekulation mit Lebensmitteln und Agrarrohstoffen, Wasser und Land. 'Leuchtturm-Beispiele' zeigen, dass die Hoffnungen auf eine alternative Agrarentwicklung nicht untergehen: Hervorgehoben werden unter anderem die Erfolge der Agrarökologie und das 'Null Hunger'-Programm in Brasilien, gemeinsame Land- und Wassernutzung nomadischer Viehhalter und Bauern in Niger, das System of Rice Intensification, Maßnahmen von Kleinbauern in Äthiopien gegen Schädlinge und bäuerliche Saatgut-Programme auf den Philippinnen.

November 2013: Ernährungssicherung bei der WTO-Konferenz in Bali

20. November 2013: Bei der Ministerkonferenz der siechen Welthandelsorganisation WTO in Bali Anfang Dezember stehen unter anderem Forderungen von Ländern mit einem großen Anteil kleinbäuerlicher Familienbetriebe auf dem Programm, angesichts der Preissprünge für Grundnahrungsmittel auf den Weltmärkten das WTO-Agrarabkommen (Agreement on Agriculture) zu lockern. Die G-33 schlägt vor, Regelungen zur finanziellen Unterstützung von Kleinbauern - die als 'Green Box'-Subventionen zulässig sind - auszuweiten. Ein Beispiel für einen möglichen Konflikt mit den bestehenden WTO-Regeln ist das neue Ernährungssicherungs-Gesetz in Indien, das eine erhebliche Ausweitung von Subventionen im Agrar- und Ernährungsbereich beinhaltet (Siehe Blog-Beitrag: "Über das Recht auf Nahrung und seine Umsetzung"). In Bali sollten daher eine Reihe entsprechender Paragraphen im Entwurf der Doha-Abkommens, dessen Verhandlungen seit Jahren festgefahren sind, in einer 'kleinen Paketlösung' verabschiedet werden.

Siehe ausführlich dazu: ECDPM GREAT Insights, Volume 2, Issue 8, November 2013 und den Offenen Brief von über 272 zivilgesellschaftlichen Organisationen an die WTO.

Oktober 2013: Kooperation von Via Campesina und FAO

5. Oktober 2013: FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva und die Koordinatorin von La Via Campesina, Elizabeth Mpofu, haben einen "institutionalisierten Rahmen" für eine Partnerschaft vereinbart. Zukünftig wollen die UN-Ernährungs- und Agrarorganisation und die globale Kleinbauernbewegung "in Bereichen gemeinsamer Interessen" durch Wissensaustausch, Dialog, Politikentwicklung und Kooperation in "normativen Aktivitäten" zusammenarbeiten. Als gemeinsame Interessen wurden unter anderem die Themen Land, Saatgut und Agrarökologie genannt.

Quelle: Pressemitteilungen von FAO und La Via Campesina vom 4. Oktober 2013

August 2013: Auftakt für Erklärung kleinbäuerlicher Rechte

27. August 2013: Mitte Juli traf sich in Genf erstmals die Arbeitsgruppe für eine Erklärung kleinbäuerlicher Rechte. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hatte im September letzten Jahres beschlossen, eine Erklärung für die Rechte von KleinbäuerInnen und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen wohnen, zu erarbeiten (Siehe Nachricht vom 4. November 2012). Eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz Boliviens wurde beauftragt, einen Entwurf zu erarbeiten und 2014 dem Menschenrechtsrat Bericht zu erstatten. In dieser Arbeitsgruppe ist auch Deutschland vertreten.

Im Vorfeld hatten sich hatten sich mehrere deutsche nichtstaatliche Entwicklungsorganisationen, darunter FIAN, dafür eingesetzt, dass der Entwurf der weltweit organisierten Bauernorganisation La Via Campesina für eine solche Erklärung Ausgangspunkt der Verhandlungen wird.

Quelle: FIAN-Bericht vom 27. August 2013. Link zur Website der Arbeitsgruppe. Update 3. April 2015: 'Auf dem Weg zu einer Erklärung für die Rechte von KleinbäuerInnen'. FIAN Fact Sheet 1/2015 (Download) pdf-Datei)

Siehe dazu auch: Marc Edelmann; Carwil James, Peasant's rights and the UN system: quixotic struggle? Or emancipatory idea whose time has come? In: The Journal of Peasant Studies, Vol. 38, No. 1, January 2011, 81-108. Download (pdf file)

Juni 2013: Indigenen-Landrechte in Indonesien anerkannt

3. Juni 2013: Die nationale Vertretung der indigenen Bevölkerung in Indonesien (AMA) hat vor dem Verfassungsgericht des Landes Erfolg gehabt: Indonesien muss künftig die Landrechte der indigenen Bevölkerung akzeptieren. Außerdem darf die indonesische Regierung die entsprechenden Regionen nicht mehr als „staatliche Waldgebiete“ bezeichnen und an Plantagen- oder Holzfirmen verpachten. Das ist auch ein Erfolg für die Umwelt, da die indigenen Bevölkerungsgruppen die Natur schützen und effektives Waldmanagement betreiben, so Rettet den Regenwald. Rund 40 Millionen indonesische indigene Völker bewirtschaften und nutzen den Wald, ohne diesem zu schaden. Die indonesische Umweltorganisation Walhi forderte die Regionalregierungen nun dazu auf, das Urteil möglichst schnell per Gesetz umzusetzen.

Quelle: DNR, umwelt aktuell Juli 2013, 11

Juni 2013: "New Deal" für die bäuerliche Landwirtschaft

26. Juni 2013: Das Beratungsgremium für Ernährungssicherheit (HLPE) des Committee on World Food Security (CFS) empfiehlt, Investitionen in die bäuerliche Landwirtschaft stärker zu fördern. Ein "New Deal" solle sie in die Lage versetzen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und Wasser effizienter zu nutzen, sie sollten besseren Zugang zu geeigneten Technologien und Betriebsmitteln, zu Kredit und Versicherung sowie zu "gesicherten und lohnenden Vermarktungsmöglichkeiten" bekommen. Der HLPE-Report"Investing in smallholder agriculture for food security" (pdf-Datei 2,33mb) bestätigt einmal mehr die Bedeutung und die Potenziale der bäuerlichen Landwirtschaft. In einem weiteren Bericht ("Biofuels and food security", pdf-Datei 3,45mb) wird die Agrarenergie-Politik der vergangenen Jahre und ihre Auswirkungen auf Nahrungsmittelpreise, Hunger und Land grabbing analysiert. Unter anderem wird eine koordinierte Strategie für Ernährungs- und Energiesicherheit empfohlen. Die Berichte sollen - wie bereits vier frühere, die sich mit den Auswirkungen von Preisschwankungen von Nahrungsmitteln, von ausländischen Agrarinvestitionen, Klimawandel und sozialer Sicherung auf Ernährungssicherheit befassten - den im CFS vertretenen Regierungen für ihre Politik "glaubwürdigen Rat, der auf Wissenschaft und Erfahrungen basiert", liefern.

Juni 2013: Agrarreform auf den Philippinen erlahmt

20. Juni 2013: Die ambitionierte Agrarreform auf den Philippinen (Comprehensive Agrarian Reform Program, CARP), die bis Juni 2014 abgeschlossen sein soll, ist auf den letzten Metern "gelähmt und auf dem Rückzug", heisst es in einem Bericht (pdf-Datei 500kb), den Focus on the Global South herausgegeben hat. Zwar wurden seit 1988 nach offiziellen Angaben rund 3,4 Millionen Hektar umverteilt, wovon mehr als zwei Millionen Menschen profitierten. Doch die geplante Verteilung von weiteren 400.000 Hektar scheint nicht mehr zu schaffen. Die Save Agrarian Reform Alliance (SARA), ein Netzwerk von Bauernorganisationen, Frauengruppen, NGOs und Landempfängern, hat im vergangenen Jahr zahlreiche Versammlungen und Studien organisiert, um die Umsetzung des Programms zu überprüfen. Demnach haben unter anderem Grundbesitzer und Gruppen, die die Agrarreform ablehnen, erfolgreich die Landumverteilung unterlaufen und blockiert. Zudem "bleibt die Agrarreform unvollendet", weil die staatliche Unterstützung für die kleinbäuerlichen Betriebe unzureichend ist und sich die Agrarpolitik vorrangig darauf konzentriert, Investitionen der Agraindustrie zu fördern.

März 2013: Europa unterstützt Bauernorganisationen in Afrika

11. März 2013: Der Dachverband afrikanischer Bauernorganisationen (Pan-African Farmers Organization, PAFO) hat bei einer Tagung in Addis Abeba ein Programm (Support to Farmers Organizations in Africa Program, SFOAP) gestartet, um die Aktivitäten von nationalen Bauernorganisationen in 49 Ländern zu unterstützen. Die Europäische Union, die UN-Agrarorganisation IFAD und die Entwicklungsorganisationen der Schweiz (Swiss Development Agency) und Frankreichs (Agence Francaise de Developpement) haben dafür 19,9 Million Euro für die kommenden fünf Jahre versprochen. Zu den PAFO-Mitgliedern gehören die regionalen Bauernverbände EAFF (Ostafrika), ROPPA (Westafrika), PROPAC (Zentralafrika), UMAGRI (Maghreb) und SACAU (Südliches Afrika).

Quelle:Presseerklärung vom 11. März 2013

Januar 2013: Debatte um Landreform in Simbabwe

31. Januar 2013: Die - häufig gewaltsame - Landreform in Simbabwe seit 2000, die die weitgehend gescheiterte Umverteilung ("Willing buyer, willing seller") unmittelbar nach der Unabhängigkeit ablöste, hat in westlichen Medien hohe Wellen geschlagen. Der damit einhergehende Rückgang der Agrarproduktion und Land grabbing durch Regierungsnahe Eliten waren zwei der Hauptkritikpunkte, sieht man von der meist einseitigen Parteinahme für die etwa 6.000 enteigneten weissen Großgrundbesitzer (von denen sich einige in den Nachbarländern eingekauft haben) ab. Die Besprechung des Buchs 'Zimbabwe Takes Back it's Land' von Joseph Hanlon et al durch Duncan Green hat jetzt eine Debatte (Oxfamblogs) losgetreten, ob diese Reform nicht differenzierter bewertet werden müsste. Unter anderem hätten 254.000 kleinbäuerliche Familien dadurch Land bekommen und "ihren Lebensstandard verbessern können". Bereits Ian Scoones hat in einer Fallstudie von 2010 ('Zimbabwe's Land Reform: Myths and Realities') über 400 Haushalte auf ähnliche Erfolge hingewiesen, auch wenn fehlende Voraussetzungen wie Infrastruktur und Finanzierung und die Vernachlässigung von etwa einer Million Farmarbeitern diese Bilanz trüben. Die Entwicklung in Simbabwe wird denn auch von sozialen Bewegungen in den Nachbarländern sehr viel positiver betrachtet als beispielsweise im einstigen kolonialen Mutterland Großbritannien.

Quelle:epo-Mediawatch vom 30. Januar 2013

Dezember 2012: Mit Recht Kleinbäuerinnen und Landarbeiter schützen

14. Dezember 2012: Am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember, hat die Menschenrechtsorganisation FIAN eine Kampagne gestartet, um eine internationale Konvention für die Rechte von bäuerlichen Bevölkerungen und anderen Personen, die in ländlichen Regionen arbeiten, durchzusetzen (Siehe Nachricht "Bauernrechte als Menschenrechte" vom 4. November 2012). Die Regierungen der meisten Industrieländer, darunter die deutsche, lehnen eine solche Vereinbarung ab, obwohl 80 Prozent der Hungernden Kleinbauern, Landlose, Fischer und Sammlerinnen sind. Als Hauptgründe für den Hunger nennt der UN-Menschenrechtsrat Vertreibungen, Diskriminierung von Frauen, fehlende Agrarreformen und Mindestlöhne sowie eine Kriminalisierung von sozialen Bewegungen, die sich für die Rechte der ländlichen Bevölkerung einsetzen. Dazu hat FIAN jetzt eine Website eingerichtet.

Siehe dazu auch: Marc Edelmann; Carwil James, Peasant's rights and the UN system: quixotic struggle? Or emancipatory idea whose time has come? In: The Journal of Peasant Studies, Vol. 38, No. 1, January 2011, 81-108. Download (pdf file)

Dezember 2012: Suche nach Ansätzen für die "Große Transformation"

5. November 2012: Nachdem Wirtschaft und Politik schon länger den "Nexus" zwischen Energie, Landwirtschaft und Ernährung in zahlreichen Konferenzen beschwören, suchen nun auch verstärkt zivilgesellschaftliche Organisationen aus Umwelt und Entwicklung den Dialog dazu. Bei einer internationalen Konferenz Anfang November in Bonn wurden Ansätze für eine Strategie der "Großen Transformation" von Energie- und Agrarsystem diskutiert. Sie soll Klimaschutz und Ernährungssicherheit vereinbaren und "dem Einfluss der fossilen und agrochemischen Unternehmen etwas entgegensetzen", wie Jim Harkness vom Mitveranstalter IATP sagte. 

November 2012: Tansania erkennt indigene Landrechte an

5. November 2012: Die Hazda sind ein kleines Volk von Jägern und Sammlern, das im Nordwesten Tansanias lebt. Im Oktober erhielten sie Eigentumsurkunden, um sicherzustellen, dass sie "nicht durch landhungrige Eindringlinge gestört werden", wie eine Regierungssprecherin sagte. Erstmals werden damit die Bodenrechte einer indigenen Minderheit offiziell anerkannt. Nun besteht die Hoffnung, dass auch andere indigene Gemeinden Landtitel erhalten, die einen gewissen Schutz gegen das Vordringen von Tierhaltung und Landwirtschaft bringen könnten.

Quelle:Survival International

November 2012: Bauernrechte als Menschenrechte

4. November 2012: Ende September hat der Menschenrechtsrat (Human Rights Council) der Vereinten Nationen eine Resolution angenommen (A/HRC/21/L23), in der die Erarbeitung einer Erklärung (Entwurf) zu den "Rechten von bäuerlichen Bevölkerungen und anderen Personen, die in ländlichen Regionen arbeiten", empfohlen wird. Organisationen wie La Via Campesina, die sich seit Jahren für eine solche Erklärung einsetzen, erhoffen sich davon eine ähnliche Stärkung der sozialen Bewegungen, wie sie von der Erklärung über die Rechte indigener Völker ausgeht. Angesichts der Bedrohungen durch Land grabbing und Agrarindustrie sollen darin aus menschenrechtlicher Perspektive der Zugang zu Land, Saatgut, Information und Technologie sichergestellt, die Rechte auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der natürlichen Umwelt sowie die Freiheit, Preise und Märkte für Agrarprodukte zu bestimmen, verankert werden.

Siehe auch den Bericht an den Menschenrechtsrat.

Oktober 2012: Strategie für Ernährungssicherheit

16. Oktober 2012: Bei seiner 39. Sitzung Mitte Oktober in Rom hat das Committee on World Food Security (CFS) den Entwurf für einen strategischen Rahmenplan für Ernährungssicherheit (Global Strategic Framework for Food Security and Nutrition) verabschiedet. Damit soll die Zusammenarbeit auf allen Ebenen verbessert werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Verantwortung der Regierungen, in ihren Ländern das Recht auf ausreichende Ernährung sicher zu stellen, wobei der Schwerpunkt auf einer Förderung bäuerlicher Landwirtschaft liegen sollte. 

Oktober 2012: Neuer Anlauf zu Landreformen in Indien

11. Oktober 2012: Ein Abkommen zwischen der indischen Zentralregierung in Delhi und der sozialen Bewegung Jan Satyagraha weckt Hoffnungen auf eine umfassende Landreform. Seit fünf Jahren demonstrieren Landlose für gesicherte Landnutzungsrechte und Landverteilung. Das Abkommen sieht jetzt vor, innerhalb von sechs Monaten eine nationale Landreformpolitik zu erarbeiten und rechtliche Möglichkeiten für eine Zuteilung von Land an Landlose zu schaffen. Mechanismen wie Landtribunale sollen die Umsetzung sicherstellen. Für einen Erfolg ist allerdings unter anderem die Kooperation der Landesregierungen erforderlich.

Quelle:Ekta Parishad

August 2012: Alternativen zum Tabakanbau

8. August 2012: Die Gesundheitsgefährdung durch Rauchen ist hinlänglich bekannt. Doch die Lebens- und Arbeitssituation im Tabakanbau bleibt weitgehend ausgeblendet. Dabei sind Menschenrechtsverletzungen in der überwiegend kleinbäuerlichen Vertragslandwirtschaft verbreitet - Kinderarbeit beispielsweise und Ernährungsunsicherheit. Dazu kommen eine wirtschaftlich häufig prekäre Situation durch die extreme Abhängigkeit von den industriellen Abnehmern und erhebliche Umweltschäden. Die Framework Convention on Tobacco Control (FCTC) der Weltgesundheitsorganisation WHO strebt unter anderem an, wirtschaftlich tragfähige Alternativen zum Tabakanbau zu unterstützen. Einige solcher Ansätze in Brasilien, Kenia und Bangladesh analysiert jetzt eine Studie "Alternative Livelihoods to Tobacco" der Initiative unfairtobacco.

August 2012: Argumente für Ökolandbau in China und anderswo

1. August 2012: Nachdem die Regierung in Peking 1994 das White Paper zu ökologischer Landwirtschaft vorgelegt hat, wurden "Öko-Gemeinden" mit mehreren Millionen Hektar Land gefördert. Auf der anderen Seite verursacht der anhaltende massive Einsatz von Chemiedünger und Pestiziden schwere Umweltschäden, obwohl Modellrechnungen zeigen, dass eine Umstellung auf organischen Dünger die Erträge nicht beeinträchtigen würde. Das steht in der Studie "Asia at the Crossroads" von ActionAid, in der konventionelle und nachhaltige Landwirtschaft in der Autonomen Provinz Guangxi in China, ferner in Kambodscha, Myanmar, Thailand und Vietnam verglichen werden. Schlussfolgerung und Empfehlung: Organischer Landbau sollte weitaus stärker als bislang gefördert werden.

Juli 2012: Dokumentation des Europäischen Nyéléni-Forums

Juli 2012: Im August vergangenen Jahres fand in Krems, Österreich, das Europäische Nyéléni-Forum statt, aus dem ein europäisches Netzwerk von Bauerngruppen und Organisationen, die die bäuerliche Landwirtschaft unterstützen, entstanden ist. Jetzt liegt die Dokumentation (pdf-Datei 1,7 MB) des Treffens vor. Siehe dazu auch den Gastbeitrag, den Berit Thomsen für Globe-spotting geschrieben hat, den Bericht von Bettina Dyttrich in der WOZ vom 1. September 2011, sowie die Abschlusserklärung und den Synthese-Bericht.

Juni 2012: Solidarische Landwirtschaft in China

2. Juni 2012:Solidarische Landwirtschaft (Community Supported Agriculture) ist im Aufwind: VerbraucherInnen geben bäuerlichen Betrieben eine Abnahmegarantie oder Kredit, dafür erhalten sie Lebensmittel, von denen sie wissen, wie sie produziert wurden. Auch in China wächst die Zahl solcher Gemeinschaften. Berichte darüber sind der Schwerpunkt des ersten Food Safety Newsletter, der im Rahmen des zivilgesellschaftlichen Dialogs EU-China erscheint. Vier weitere Ausgaben rund um das Thema Nahrungsmittelsicherheit sind geplant.

April 2012: Landbesetzung in Jedlersdorf geräumt

27. April 2012: Gestern ließ das Rektorat der Universität für Bodenkultur (Boku)die Besetzung des von ihr nicht mehr genutzten Versuchsgartens in Jedlersdorf, einem Vorort von Wien, durch eine private Sicherheitsfirma räumen. Das Land war am 17. April, dem "Tag des kleinbäuerlichen Widerstands", besetzt worden, aus Protest gegen Bebauungspläne. Die Felder wurden bereits vorher von Initiativen solidarischer Landwirtschaft genutzt. "Land ist öffentliches Gut", erklären die Besetzer, und "die solidarische und nachhaltige Bewirtschaftung eine zentrale Zukunftsperspektive". Info 

Januar 2012: "Agrar-Kolonialismus" jetzt als pdf-Datei

9. Januar 2012: Das Buch "Agrar-Kolonialismus in Afrika. Eine andere Landwirtschaft ist möglich" von Uwe Hoering, erschienen 2007 im VSA-Verlag, Hamburg, ist jetzt als pdf-Datei erhältlich: Download (0,9 MB)

September 2011: Ausgezeichneter Kampf gegen Agrarinvestoren

29. September 2011: Die Organisation GRAIN, die soziale Bewegungen bei ihrem Kampf für ein Agrarsystem auf der Basis von gemeinschaftlicher Kontrolle und gegen die Gentechnologie und den Verlust von biologischer Vielfalt unterstützt, wird mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren hat sie vor allem die Diskussion um den Landkauf durch Finanzinvestoren publik gemacht und mit dem Aufbau einer Internet-Datenbank (farmlandgrab.org) dokumentiert.

Oktober 2011: Konkurrenz der Afrika-Philanthropen

25. Oktober 2011: Howard G. Buffet, Sohn des Finanzmagnaten Warren Buffet, und dessen gleichnamige Stiftung rufen zu einer "Braunen Revolution" in Afrika auf. Sie setzen sich damit ab von der Unterstützung der Bill&Melinda Gates Foundation für eine neue "Grüne Revolution" (AGRA). Beide wollen vorangig Afrikas kleinbäuerlicher Landwirtschaft helfen, doch Buffet rückt dabei das Problem der ausgelaugten landwirtschaftlichen Böden in den Mittelpunkt. Statt moderner Inputs wie Chemiedünger, wie sie die Grüne Revolution favorisiert, soll die Bodenfruchtbarkeit durch innovative und nachhaltige "biologische landwirtschaftliche Systeme" und durch Conservation Agriculture verbessert werden. Die "kühne neue Aktionsrichtung" wird in dem BuchThe Hungry Continent: African Agriculture and Food Insecurity vorgestellt.

Juni 2011: Oxfam-Kampagne für eine Agrarwende

1. Juni 2011: Angesichts steigender Nahrungsmittelpreise startet Oxfam eine internationale Kampagne für eine "zukunftsfähige Landwirtschaft, ein neues ökologisches Zeitalter und mehr Verteilungsgerechtigkeit bei Nahrungsmitteln". Regierungen sollten dafür unter anderem die Marktransparenz verbessern, Nahrungsmittelreserven anlegen, Finanzspekulation regulieren, die Förderung von Agrartreibstoffen beenden und den Wandel zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft unterstützen, unter anderem indem Frauen Zugang zu Land und anderen Ressourcen erhalten. Freiwillige Leitlinien sollen helfen, Land grabbing zu verhindern. Der Bericht "Growing a Better Future" liefert Hintergrundinformationen (Link), eine deutsche Kurzfassung auf der Website der Kampagne "Mahlzeit".

Siehe dazu auch die Kampagne "Meine Landwirtschaft": Link

Mai 2011: Olivier De Schutter fordert Systemwechsel

2. Mai 2011: Zum Auftakt seiner zweiten Amtszeit als Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung hat Olivier De Schutter eine Erklärung veröffentlicht, in der er eine Bilanz der vergangenen drei Jahre zieht und zukünftige Schwerpunkte anreisst. Darin warnt er nicht nur - zum wiederholten Male - davor, dass die Nahrungsmittelkrise dazu genutzt wird, die industrielle Landwirtschaft voranzutreiben anstatt die bäuerliche Landwirtschaft zu stärken. Er kündigt auch an, stärker Themen aufzugreifen, die bislang eher randständig sind wie die Rechte von Frauen, die Fischerei und die Auswirkungen der Förderung von Agrartreibstoffen auf das Recht auf Nahrung. Um den Druck auf Regierungen, den notwendigen Systemwechsel in der Agrarproduktion herbeizuführen, zu erhöhen, setzt er auf breite soziale Bewegungen weltweit.

April 2011: Beratung über die Land-Leitlinien der FAO

18. April 2011: Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO lädt dazu ein, bis zum 16. Mai in einere-consultation die "Nullnummer" der unter ihrer Leitung erarbeiteten "Freiwilligen Richtlinien" für die Landbesitzpolitik (Fischgründe und Wälder eingeschlossen) zu kommentieren. Inzwischen liegen auch die gesammelten Anmerkungen zivilgesellschaftlicher Organisationen vor: Download (pdf-Datei 199 kb).

April 2011: Bolivien: 'Mutter Erde' wird Rechtssubjekt

11. April 2011: In Bolivien gibt es eine breite Zustimmung in Regierungspartei und sozialen Bewegungen, durch eine Verfassungsänderung der Natur die gleichen Rechte einzuräumen wie Menschen. Neben dem Recht auf Leben, auf sauberes Wasser und Luft würde das auch ein Verbot genetischer Veränderungen von Pflanzen und Tieren und einen Schutz gegen große Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte beinhalten. Auf dieser Grundlage soll die lokale Bevölkerung das Recht bekommen, Umweltzerstörungen, wie sie zum Beispiel der Bergbau verursacht, zu kontrollieren. Die neuen Gesetze würden die Industrie "transparenter machen", verspricht Undarico Pinto vom einflussreichen Kleinbauernverband, und "die Menschen in die Lage versetzen, die Industrie auf der nationalen, regionalen und lokalen Ebene zu regulieren". Quelle:Guardian

Februar 2011: WSF-Erklärung zu "Land grabbing"

13. Februar 2011: Beim jüngsten Weltsozialforum, das in der zweiten Februarwoche in Dakar, Senegal, stattfand, wurde eine Erklärung verabschiedet, in der unter anderem die lokalen Behörden und Regierungen im Süden aufgefordert werden, die Rechte der Landnutzer zu verteidigen, anstatt einseitig die Exportlandwirtschaft zu fördern. Vorerst liegt diese Erklärung "Appel de Dakar contre les accaparements de terres"anscheinend nur in französich vor.

Februar 2011: Recht auf Nahrung - Forderungen an die G-20

5. Februar 2011: In einem Kommentar für den BlogProject Syndicate formuliert der UN-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter, acht Forderungen an die G-20, um der Ernährungskrise dauerhaft zu begegnen. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln, die Stärkung von bäuerlichen Organisationen und ein gesicherter Zugang zu Land. Eine Übersetzung des Textes bei Weltwirtschaft&Entwicklung 

Januar 2011: Mobilisierung für eine andere Agrarpolitik

25. Januar 2011: Mit einer neuen Kampagne "Meine Landwirtschaft - Unsere Wahl" wollen zahlreiche Organisationen aus dem Agrar-, Umwelt- und Entwicklungsbereich die erfolgreiche Mobilisierung für die Demonstration "Wir haben es satt" am 22. Januar in Berlin fortsetzen und den Druck für eine Agrarwende in Europa bis zur Entscheidung über die EU-Agrarreform im Jahr 2012 verstärken. Die Website bietet aktuelle Informationen, Dokumente und Stellungnahmen zur EU-Agrarpolitik sowie Mitmach-Aktionen.

Januar 2011: Das Recht auf Nahrung in China

14. Januar 2011: "Beeindruckt" zeigt sich der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter, von der Ernährungssicherheit in China. Gleichzeitig warnt er in seinem Bericht davor, dass sie durch den Rückgang landwirtschaftlicher Nutzfläche und die Vertreibung von Bauern gefährdet sein könnte und spricht sich für eine stärkere Förderung nachhaltiger Anbaumethoden aus. Außerdem weist er auf die Benachteiligung der ländlichen Gebiete gegenüber den Städten und die prekäre Situation der Millionen Arbeitsmigranten hin. Mehr. Siehe auch globe-spotting-Thema 'Landwirtschaft China'News

Dezember 2010: Zulassungsstop für Genpflanzen gefordert

9. Dezember 2010: In einer Petition, initiiert von Greenpeace und Avaaz, fordern eine Million Europäerinnen und Europäer von der EU-Kommission ein Moratorium auf die Zulassung von Genpflanzen, bis eine unabhängige und wissenschaftliche Institution zur Risikobewertung solcher Pflanzen eingerichtet ist. In Deutschland unterschrieben über 124.000 Menschen den Aufruf gegen Genpflanzen - in Frankreich war die Beteiligung an dieser ersten europäischen Bürgerinitiative, die der Lissabon-Vertrag vorsieht, sogar noch höher. Siehe dazu auch Gentechnikfreie Regionen

November 2010: Wiedergeburt der ländlichen Regionen

17. November 2010: Wie sähe die europäische Agrarpolitik wohl aus, wenn sie von zivilgesellschaftlichen Organisationen bestimmt würde? Einen Tag bevor die EU-Kommission die Eckpunkte ihrer Road Map für eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (Common Agriculture Policy, CAP) vorstellen will, legt die Agricultural and Rural Convention 2020 (arc2020), ein Netzwerk zahlreicher europäischer Gruppen, ihre eigenen Vorstellungen für eine neue Politik zu Ernährung, Landwirtschaft und ländlicher Entwicklung vor. Ihre zentrale Forderung nach "nachhaltiger Landwirtschaft überall" gilt sowohl für Europa selbst wie auch für die Exportstrategie und Entwicklungspolitik der EU. Notwendig sei eine wirtschaftliche und soziale Entwicklung der ländlichen Regionen, an der sich auch die Politik in anderen Bereich der EU orientieren sollte. Text des Reformvorschlags und eine deutsche Kurzfassung.

Juni 2010: NGO-Dialogforum für Ernährungssicherheit

28. Juni 2010: Ein neues Internet-Forum soll zivilgesellschaftlichen Organisationen helfen, Informationen auszutauschen, politische Positionen und Kampagnenstrategien abzustimmen, um die Arbeit des Committee on World Food Security (CFS), das Mitte Oktober in Rom tagen wird (siehe Veranstaltungen), und des Global Agriculture and Food Security Programme (GAFSP) mit seinem von der Weltbank verwalteten Treuhandfonds zu beeinflussen.

Anmeldung bei http://foodnutgov.ning.com

Mai 2010: Ökologischer Anbau bringt höhere Erträge

9. Mai 2010: In einer Langzeitstudie haben Forscher der Iowa State University nachgewiesen, dass Erträge von Mais und Soja in ökologischem Anbau den herkömmlichen Anbau übertreffen können. Die Untersuchungen, die gemeinsam mit Bauern und nach kommerziellen Kriterien durchgeführt wurden, zeigten zudem, dass aufgrund niedrigerer Kosten die Éinnahmen im Schnitt doppelt so hoch waren.

Quelle:Third World Network

März 2010: Globale Aktionstage gegen "Monsantosierung"

8. März 2010: Mit unterschiedlichen Aktionen will die Kampagne "Kein Patent auf Leben" in den kommenden Monaten auf das Ansteigen der Patentanmeldungen auf Saatgut aufmerksam machen. So wird am 21. Juli eine Grundsatzentscheidung des Europäischen Patentamtes in München über ein Patent auf die konventionelle Züchtung von Brokkoli erwartet. Zahlreiche Organisationen unterstützen einen globalen Aufruf gegen die fortschreitende Monopolisierung von Saatgut, Tieren, Lebensmitteln und Genen.

Februar 2010: Frauen bearbeiten das Land, aber es gehört ihnen nicht

17. Februar 2010: Eine neue Datenbank liefert Informationen über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei Zugang zu Land in 78 Staaten. Sie erfasst dabei sowohl staatliche als auch traditionelle Regelungen von Nutzungsbefugnissen, Eigentums- und Erbrechte, internationale Abkommen sowie Institutionen und zivilgesellschaftliche Gruppen, die zu Landbesitz arbeiten.

Bereitgestellt wird die Gender and Land Rights Database von der FAO, der UN-Organisation für Ernährungs und Landwirtschaft

Januar 2010: 'Faire Milch' - Aus deutschen Landen

20. Januar 2010: Bislang waren 'fair' gehandelte Produkte ein Kennzeichen für Versuche, der globalen Marktmacht der Handelskonzerne etwas entgegen zu setzen. Jetzt wehren sich Milchbauern gegen die hiesige lokale Marktmacht der Groß-Molkereien: Seit heute finden Verbraucher in (teilnehmenden) Tegut- und Rewe-Filialen "Die faire Milch" - ohne Gentechnik im Futter, das vorwiegend aus Südamerika eingeführt werden muss, und zu fairen Preisen für die Milchbauern. "Andere Molkereien sollten dem Beispiel folgen und Gen-Futter aufgeben", meint Greenpeace.

November 2009: Die Botschaft des 'Weltagrarrats'

19. November 2009: In einer 40-seitigen Zusammenfassung werden die wesentlichen Ergebnisse des sogenannten Weltagrarberichts vorgestellt, der eine grundlegende Wende zugunsten bäuerlicher Landwirtschaft empfiehlt. Ausserdem geht heute die Internetseite zum Bericht online, mit Hintergrundinformationen zu Themen des Berichts und Vorschlägen zum Handeln. Siehe dazu den globe-spotting-Beitrag 'Vergebliche Liebesmüh'? (Download)

Oktober 2009: Aufruf gegen "Monsantisierung"

21.Oktober 2009: Unterstützt von Bauernverbänden in Europa, Asien und Südamerika startet die Koalition "Keine Patente auf Saatgut" einen globalen Appell an Regierungen und Patentämter, Patente auf Tiere und Pflanzen zu verbieten und dadurch zu verhindern, das Landwirte immer abhängiger werden von Konzernen wie Monsanto. Gleichzeitig stellt der UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter, einen Bericht vor, in dem er davor warnt, dass Patente auf Saatgut Hungerkrisen verstärken können.

Oktober 2009: Tansania stoppt Agrartreibstoffe - vorläufig

5. Oktober 2009: Nach heftigen Protesten von Bauern, die von ihrem Land vertrieben wurden, kündigt die Regierung an, keine neuen Projekte für Agrartreibstoffe zuzulassen, bis neue Regelungen ausgearbeitet sind. Von Schweden und Norwegen erhielt die Regierung bereits 3,1 Millionen US-Dollar für die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine "nachhaltige Biotreibstoff-Industrie". Das Tanzania Investment Centre hat 2,5 Millionen Hektar Land identifiziert, die für Investmentprojekte "geeignet" seien.

Quelle:The East African, 5. Oktober 2009

Oktober 2009: Weltagrarbericht kompakt

1. Oktober 2009: Der im April 2008 veröffentlichte Weltagrarbericht (IAASTD) fordert einen grundlegenden Wandel in landwirtschaftlicher Forschung, Entwicklung und Praxis, um Hunger und Armut zu bekämpfen. Die wesentlichen Aussagen über nachhaltige Landnutzung und ökologischen Landbau wurden jetzt auf Deutsch vorgelegt -"kompakt und verständlich".

Die Studie als Download (pdf-Datei, 797 kb). Zum Weltagrarrat auch ein Kommentar: "Vergebliche Liebesmüh'?"

 

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