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SPECIAL: FAO-Gipfel für Ernährungssicherung

Vom 16. bis 18.November 2009 treffen sich in Rom Staats- und Regierungschefs, um - so die FAO in ihrer Ankündigung - "die völlige Beseitigung des Hungers zu diskutieren und ein kohärenteres und wirksameres Governance-System für die Ernährungssicherheit zu schaffen" - ein anspruchsvolles Ziel, doch angesichts des Anstiegs der Hungernden auf historischen Höchststand dringend geboten. Auf dieser Themenseite werden in den kommenden Wochen Nachrichten, Analysen, Aktivitäten und Debatten rund um den Gipfel eingestellt werden.

FAO World Summit on Food Security, 16.-18. November in Rom

Als der langjährige FAO-Generaldirektor Jacques Diouf im November vergangenen Jahres dazu aufrief, nach 1996 und 2002 einen weiteren, dritten Welternährungsgipfel zu organisieren, formulierte er dafür vor allem zwei Themen:

  • Zum einen die Schaffung einer neuen globalen Agrarordnung beziehungsweise eines neuen Systems der Ernährungssicherung: „Wir müssen das bestehende System verändern. Aufgrund internationaler Marktverzerrungen durch Subventionen, Tarife und technische Handelsbarrieren, aber auch aufgrund der ungleichen Verteilung der Entwicklungsgelder und der nationalen Haushalte der Entwicklungsländer wird weltweit Ernährungsunsicherheit erzeugt.“
  • Zum zweiten sollten beim Gipfel Zusagen gemacht werden, jährlich 30 Milliarden US-Dollar für den Ausbau der ländlichen Infrastruktur und die Steigerung der Produktivität in Entwicklungsländern bereit zu stellen, ein Betrag, der inzwischen auf 44 Milliarden US-Dollar gestiegen ist.

Ein besonderer Schwerpunkt soll zudem auf Afrika liegen, wo nicht nur mehr als ein Fünftel der Hungernden lebt, sondern auch großes Potenzial gesehen wird: Wasser sei im Überfluss vorhanden, wenn auch ungleich verteilt, und mehr als 700 Millionen Hektar könnten für die Landwirtschaft erschlossen werden, insbesondere in der sogenannten Guinea-Savanne (Siehe dazu: 'Schlafender Riese?').

Der Gipfel ist aber auch Teil eines Reformprozesses, zu dem die FAO nach einer unabhängigen Evaluierung – der ersten in der Geschichte der Institution - gezwungen war. Der Bericht, der im Oktober 2007 vorgelegt wurde, kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass „die Organisation in einer finanziellen und programmatischen Krise steckt“. Moniert wurden eine ausufernde und kostspielige Bürokratie, sinkende Leistungsfähigkeit und ein drohender Verlust ihrer Kernkompetenzen. Zu den Lösungen gehörten die Formulierung einer neuen Strategie (Stategic Framework) und Ansätze zur Reform von Verwaltung und Management. Die wichtigsten Elemente des Immediate Plan of Action sind eine Rückbesinnung auf die Zielsetzungen und Funktionen der Institution, die Wirksamkeit soll durch verbesserte Rechenschaftspflicht und schlankere Strukturen gesteigert werden, „damit die FAO eine größere Rolle bei der Ernährungssicherung spielen kann“.

Ein wesentlicher Baustein der Reform und eines neuen globalen Governance-Systems soll nach den Vorstellungen der FAO die Aufwertung des Committee on World Food Security (CFS) sein, das seit 1974 besteht, aber wenig in Erscheinung getreten ist. Im Unterschied zu anderen multilateralen Entwicklungsorganisationen wie der Weltbank steht es als UN-Organisation allen Mitgliedsländern der Vereinten Nationen, aber auch anderen internationalen Institutionen sowie Vertretern der Privatwirtschaft, von NGOs und Zivilgesellschaft offen. Bei der Tagung des Komitees vom 14.-17. November wurden erste Reformschritte vereinbart, durch die es „zur wichtigsten Plattform für Fragen von Ernährungssicherheit“ und einer „zentralen Säule einer neuen Globalen Partnerschaft für Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Ernährung“ werden soll.

Das Komitee soll damit auch zu einem Gegengewicht gegen die wachsende Bedeutung der Weltbank im Agrarbereich aufgebaut werden. Seit mehreren Jahren stellt diese mehr Geld für die Landwirtschaft bereit und bestimmt zunehmend die programmatische Debatte, zuletzt mit dem Weltentwicklungsbericht 2008 mit dem Schwerpunktthema 'Landwirtschaft für Entwicklung', wobei sie durch zahlreiche Industrieländer, insbesondere die USA, unterstützt wird.

Im Vorfeld des Weltgipfels haben unter anderem Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und Chiles Präsidentin Michelle Bachelet ihre Teilnahme angekündigt. Unterstützung gibt es auch durch die Arabische Liga und die Afrikanische Union. Der Entwurf einer Abschlusserklärung liegt bereits vor.

Zum Gipfel ein Kommentar von Uwe Hoering

Siehe auch die ThemenseitenAlternativen und Agribiz

ACHTUNG: Dieses SPECIAL ist abgeschlossen!

1. Dezember 2009: Dieses Themendienst-SPECIAL'World Summit on Food Security' wurde Ende November 2009 abgeschlossen. Spätere Informationen und Hinweise auf Literatur, Veranstaltungen und Akteure wurden hier nicht mehr aufgenommen. Auch einige Links könnten deshalb nicht mehr funktionieren.Uwe Hoering