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Reportagen & Analysen

 

Alternativen: Literaturhinweise - Zeitschriften

The Journal of Peasant Studies (JPS)

 "The Journal of Peasant Studies is one of the leading journals in the field of rural development. It provokes and promotes critical thinking about social structures, institutions, actors and processes of change in and in relation to the rural world. It encourages inquiry into how agrarian power relations between classes and other social groups are created, understood, contested and transformed. The Journal pays special attention to questions of ‘agency' of marginalized groups in agrarian societies, particularly their autonomy and capacity to interpret – and change – their conditions. The Journal promotes contributions that question mainstream prescriptions or interrogate orthodoxies in radical thinking. It welcomes contributions that explore theoretical, policy and political alternatives. The Journal encourages contributions about a wide range of contemporary and historical questions and perspectives related to rural development. These are issues that confront peasants, farmers, rural labourers, migrant workers, indigenous peoples, forest dwellers, pastoralists, fisherfolk and rural youth – both female and male – in different parts of the world. Beginning in January 2011, the international editorial office of JPS will be hosted at the ISS in The Hague.

Quelle: JPS Website

Journal Agri-Gender

March 2015: A new journal, the Journal of Gender, Agriculture and Food Security (Agri-Gender) has been launched with the aim of providing a platform for researchers and practitioners to share information on research work on gender, agriculture and food security. The aim of Agri-Gender is to promote interdisciplinary research related to gender and the agricultural and food sciences.

It is an open access, peer-reviewed and refereed journal that will publish in the fields of agriculture including livestock, fisheries, crop sciences, agriculture economics, rural development, food security and nutrition as they relate to gender. The journal will also publish papers on issues of women’s empowerment, feminist and gender studies. It seeks to promote debate, identify best practices and new ideas and make the links between theoretical and practical gender and agriculture work. It will combine rigorous research with insights from development initiatives across the world that have implications for policy and practice in promoting gender equality and the empowerment of women in the agriculture and food related sectors. The editors of the journal are drawn from research and academia across the globe.

 

Alternativen: Literaturhinweise

Imperiale Lebensweise

März 2017: Das Novum am Konzept imperialer Lebensweise ist, die Verbindung zwischen Alltagspraktiken und gesellschaftlichen Strukturen von Produktion, Distribution und Konsum ins Zentrum zu stellen. Der Analysefokus liegt zum einen auf der Ressourcen- und Emissionsintensität dieser gesellschaftlichen Verhältnisse, zum anderen auf ihrer Attraktivität und Konsensfähigkeit. Durch diesen breiten Ansatz hat das Konzept einen hohen Erklärungswert für Zusammenhänge zwischen Ökonomie, Ökologie, Politik und Sozialem, zwischen globalem Norden und globalem Süden, zwischen bestimmenden Strukturen und individueller Verstrickung. Mehr (pdf)

Ulrich Brand, Markus Wissen, Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus. München (oekom Verlag) 2017

Landkonflikte als Investitionsrisiko, Leitlinien als 'risk management'

Februar 2017: In Afrika südlich der Sahara sind Konflikte aufgrund von großen Investitionen im ländlichen Bereich weitaus häufiger als in anderen Regionen der Welt. Bei sieben von zehn Projekten in der Landwirtschaft, dem Bergbau und dem Energie- und Infrastruktursektor - so eine Studie von 32 Investitionsvorhaben, überwiegend mit Beteiligung ausländischer Unternehmen und Internationaler Finanzinstitutionen - führte der Widerstand aus der Bevölkerung zu erheblichen Verzögerungen und höheren Kosten, in einigen Fällen sogar zum Abbruch. Anlass waren in den weitaus meisten Fällen Vertreibungen, da die Investitionen häufig in dicht besiedelten und intensiv genutzten Regionen erfolgten. In Westafrika, wo die Konflikte vor allem durch Palmöl-Projekte ausgelöst wurden, setzten die Opponenten meist auf Medienkampagnen und Lobby-Arbeit, im Östlichen Afrika wurde vornehmlich versucht, über Klagen vor Gerichten Rechte einzufordern, im Südlichen Afrika gab es am häufigsten direkte Aktionen und gewaltsame Austragungsformen.

Angesichts der Probleme und Kostensteigerungen, die durch die Konflikte entstehen, "there is a business case for high standards on tenure", so die Schlussfolgerung des Berichts, und das Bewusstsein bei Unternehmen, Investoren und Regierungen für die Risiken aufgrund von Landnutzungskonflikten und unklaren Nutzungsrechten sei stärker geworden. Diese Risiken könnten durch die bessere Umsetzung von Leitlinien wie den ‚Voluntary Guidelines on Responsible Governance of Land Tenure’ der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO "gemanagt" werden, ebenso durch "expectations management", das die Erwartungen lokaler Bevölkerung an den Nutzen, den sie von Investitionen beispielsweise in der Form von Arbeitsplätzen erwarten können, relativiert und damit das Konfliktpotential verringert. Und um "a robust social license to operate" zu erhalten, so eine weitere Empfehlung, sollten Unternehmen "direct lines of communication between stakeholder groups" ermöglichen".

Tenure and Investment in Africa. Comparative Analysis of Key Trends and Contextual Factors. TMP Systems & Rights and Resources Initiative (RRI), 2016. Download (pdf file)

Der kritische Agrarbericht 2017: Wasser und Landwirtschaft

Januar 2017: Der alljährliche ‚Kritische Agrarbericht’, der seinen besonderen Charakter unter anderem dem Konzept verdankt, dass die AutorInnen überwiegend Mitarbeiter zivilgesellschaftlicher Organisationen, Wissenschaftler und Aktivisten sind, die sich intensiv mit dem Agrar- und Ernährungsbereich beschäftigen, hat dieses Mal den thematischen Schwerpunkt Wasser. Das ist gut. Denn obwohl allgemein bekannt ist, dass Landwirtschaft ohne Wasser nicht möglich ist, werden die beiden Bereich viel zu wenig zusammen gedacht, geschweige denn politisch übergreifend gestaltet, wenn man von Ausnahmen wie der Bewässungslandwirtschaft absieht. Die Themen der 20 Beiträge zum Schwerpunkt reichen vom Überblick über die 'Welt im Wasserstress', dem Zusammenhang von Agrarindustrie und Wasserkrise in Brasilien und von Tierhaltung und Wasserverfügbarkeit über den "Nexus" von Wasser, Energie und Ernährung und die Auswirkungen von Gentechnik oder von Glyphosat auf Gewässer bis zur Rolle des Ökolandbaus in wasserarmen Regionen und dem 'richtigen' Verbraucherhandeln.

Darüber hinaus bietet der Bericht wie immer in thematischen Kapiteln einen Überblick über Entwicklungen und Trends im vergangenen Jahr in Bereichen wie Agrarpolitik, Welthandel und Ernährung, ökologischer Landbau, Natur und Umwelt, Tierschutz und Tierhaltung oder Gentechnik, ergänzt um Beiträge zu einzelnen aktuellen Aspekten - wodurch ein umfassendes Bild der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen im deutschen und europäischen Agrarbereich und dessen Auswirkungen auf den globalen Süden entsteht.

Der kritische Agrarbericht 2017. Hintergrundberichte und Positionen zur Agrardebatte. Schwerpunkt: Wasser. Herausgeber: AgrarBündnis (ABL Bauernblatt Verlag) Januar 2017. Bestellungen direkt über den ABL Verlag.  Alle Beiträge können von der Homepage des Kritischen Agrarberichts heruntergeladen werden, ebenso wie alle früheren Berichte.

Agrocities für Afrika

Januar 2017: Wer Analytisches von diesem Buch erwartet, wird enttäuscht werden. Stattdessen ist der Journalist, Agrarwissenschaftler, Entwicklungsexperte, Essayist und Poet Al Imfeld hier mal wieder der Geschichtenerzähler, der aus dem Schatzkästchen seiner langen und vielfältigen Erfahrungen plaudert. Der Fokus liegt dieses Mal auf Städten und Stadtentwicklung, Aspekte, die anderswo in der Berichterstattung über Afrika viel zu kurz kommen, beziehungsweise verkürzt werden auf Chaos und Slums, Gewalt und Elend. Das Tableau ist weit, sehr weit: Schlaglichter auf koloniale Städtegründungen wie Nairobi, Lagos oder Maputo, auf ehrgeizige Neugründungen nach der Unabhängigkeit wie Abuja in Nigeria, Dodoma in Tansania oder Lilongwe in Malawi, auf Slums, die integraler und funktionaler Bestandteil nahezu jeder Stadt sind, auf Townships wie Katutura und deren Aufschwung, auf Minenstädte in Südafrika und Kupferstädte in Sambia, auf Megacities und auf ‚ländliche Städte’ wie Bamako in Mali oder Niamey in Niger, auf Umsiedlungen und Slum Clearance.

Kernanliegen ist allerdings die Vision der Agrocity: Imfeld skizziert die Umrisse einer neuen Urbanität und einer neuen Stadtplanung, die von afrikanischen Gegebenheiten und Bedingungen ausgeht und damit zu Städten mit afrikanischem Charakter führt, zur Erfindung einer ‚afrikanischen Urbanität’. „Es muss zu einer großen Wende kommen“, eben zur ‚vitalen farbigen AgroCity’, die Stadt und Land verbinden und versöhnen könnte. Und dafür ist die Symbiose und gegenseitige Durchdringung von Urbanität und Agrikultur notwendig.

Ansatzpunkte dafür sieht er in Urban Farming, im Recycling von Abwasser und Plastikmüll, in innovativen Ideen wie Snackriegeln aus Mehlwürmern, aber auch in ‚guten Traditionen’, die teilweise durch die Kolonialgeschichte entweder verdunkelt oder gar verformt wurden. ‚Afrikas Menschen brauchen neuen Schwung und kreative Ideen, um die Zukunft in Angriff zu nehmen’ - und Ideen und Anregungen aus aller Welt liefert er dann in Hülle und Fülle, aus den Diskussionen über Landrechte und Kultur, über Mobilität und Ernährungsverhalten, über Gesundheitssysteme und Bildungswesen.

Das kulminiert in ‚Zehn Thesen zur neuen afrikanischen Stadt’ und einem AgroCity-Manifest. Das liest sich alles anregend, leicht und interessant, angereichert im wahrsten Sinne des Wortes durch die Illustrationen des südsudanesischen Künstlers Ali Shanto. Noch allerdings liegt eine große Kluft zwischen den Realitäten und Imfelds Visionen. Und die Gretchenfrage bleibt: Wie und vor allem durch wen könnten die von Imfeld ausgemachten Hoffnungen und die ‚große Wende’ umgesetzt werden?

Al Imfeld, AgroCity – die Stadt für Afrika. Skizzen zu einer neuen Urbanität. Zürich (Rotpunktverlag) 2017

JPS: Food Sovereignty, Seed Politics, Agrarian Transformation, ...

Januar 2017: Die Ausgabe 1/2017 des Journal of Peasant Studies kann für eine kurze Zeit kostenlos heruntergeladen werden. Darin ein breites Spektrum von Beiträgen: Topics include food politics, food sovereignty, food movements, agrarian-environmental movements, seed politics, conservation, ecological disaster, land politics, irrigation politics, agrarian transformation/national (under-)development, E.P. Thompson's work -- in Latin America, USA, Africa and Asia.

Peasant Studies: Explaining resistance and its absence

Dezember 2016: Während trotz schwieriger Informationslage inzwischen das Ausmaß großflächiger Agrarinvestitionen ('Land grabbing'), die Rolle wichtiger Akteure wie Agrar- und Ernährungskonzernen, Pensionsfonds und internationalen Entwicklungsinstitutionen  sowie die Bereiche, in denen Investitionen getätigt werden, besser dokumentiert werden (siehe beispielsweise Landmatrix und GRAIN), werden ihre Auswirkungen auf lokale Lebensbedingungen und Bevölkerungen sowie deren Reaktionen darauf noch eher bruchstückhaft, zufällig und unsystematisch erfasst und analysiert, zumal Informationen darüber noch sehr viel schwieriger zu bekommen sind als Informationen über Vertragsabschlüsse und deren Umsetzung. Doch mehr und mehr richtet sich der Fokus der politischen und wissenschaftlichen Diskussion auch auf Reaktionen ‚from below’, die weit vielfältiger, vielschichtiger und komplexer sind als die offenkundigen Proteste und Klagen, über die hier und da berichtet wird. Mehr

The Right to Food and Nutrition Watch 2016

October 2016:"The Right to Food and Nutrition Watch 2016 —“Keeping Seeds in Peoples’ Hands” — explores the articulation of seeds, land and other natural resources with the human right to adequate food and nutrition. It assesses the role played by access to and control over natural resources in the realization of the right to food and nutrition across the world. Over the last few decades, the privatization and commoditization of nature has resulted in a multiplication of local struggles using human rights against the appropriation of agricultural biodiversity, land and water resources by corporations and states. How are peasant movements, indigenous peoples, and other local communities resisting—and what are the alternatives they present?"

"As in previous editions, the Watch 2016 is divided into two main sections. The first is the thematic section, which explores the interconnections and inter linkages between seeds, biodiversity, and the right to food and nutrition. It also touches on ongoing global, regional and national processes shaping tenure of land, fisheries and forests, as well as on the relationship between rural and urban spaces in food systems. The second section of the Watch is organized by geographical region and features relevant developments around the right to food and nutrition at local and national levels. It sheds light on how social movements and civil society are rising up against the challenges they face."

"As part of the key issues and developments this year, the Watch 2016 features a preliminary assessment of the implementation of the Voluntary Guidelines on the Responsible Governance of Tenure of Land, Fisheries and Forests (the Tenure Guidelines or TGs) from the perspective of social movements. It argues that the TGs are in-creasingly becoming a tool for social movements across the world to demand peoples’ sovereignty over natural resources and social justice from governments. Keeping the spotlight on natural resources, this section also includes an analysis of the corporate capture of global fisheries."

Quelle: Auszug aus dem Editorial, Right to Food and Nutrition Watch. Keeping Seeds in Peoples’ Hands. 2016/Issue 08. Published by Brot für die Welt, FIAN International and ICCO Cooperation, October 2016. Download (pdf)

Markus Mugglin, Konzerne unter Beobachtung

Der Untertitel „Was NGO-Kampagnen bewirken können“ ist vielversprechend. Wie reagieren Konzerne auf Druck der Zivilgesellschaft? Der Klappentext sieht hier nach mehr als vierzig Jahren Auseinandersetzungen zwischen NGOs und Konzernen eine „Erfolgsgeschichte“.

Im Mittelpunkt stehen dabei global agierende Schweizer Großunternehmen, darunter Konzerne aus dem Rohstoffbereich wie Glencore, aus der Pharmabranche wie Novartis und Banken wie UBS. Mit dabei ist auch Nestlé aus dem Agrar- und Ernährungsbereich – als ein besonders positives Beispiel für eine Strategieänderung aufgrund von Kampagnen: So habe der einst heftig kritisierte, weltweit führende Nahrungsmittelkonzern einen „eigentlichen Gesinnungswandel“ vollzogen, stellt die Alliance Sud, die Dachorganisation der Schweizer Hilfswerke, fest. Eine „große Wende“ sieht auch SigWatch, ein Unternehmen, das die Kampagnen von weltweit 6000 Nichtregierungsorganisationen beobachtet und bewertet und das Ranking "Corporations that NGOs Loved and Hated" aufstellt: Das Unternehmen bemühe sich um Transparenz in der Lieferkette, führt Projekte im Trinkwasserbereich durch, trat der Fair Labor Association (FLA), duldet keine Kinderarbeit und kündet Maßnahmen gegen Zwangsarbeit in der Fischindustrie in Thailand sowie „Nulltoleranz gegenüber Landraub“ an.

Auch weit über solche Einzelbeispiele hätten die immer professionelleren Kampagnen-Aktivitäten zivilgesellschaftlicher Organisationen eine wichtige Rolle dabei gespielt, dass "die Begriffe Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Menschenrechte Eingang in den geschäftlichen Alltag gefunden" haben. Zahllose Standards und Zertifizierungen, Leitlinien, Verhaltenskodizes und Selbstverpflichtungen - häufig nicht verbindlich oder ohne Sanktionsandrohung bei Verstößen - sollen dazu beitragen, dass Konzerne ihren sozialen, ökologischen oder arbeits- und menschenrechtlichen Verpflichtungen stärker nachkommen als noch vor ein, zwei Jahrzehnten. In Geschäftsberichten, sozialen Projekten und Stiftungen schlägt sich nieder, wie Unternehmen den Grundsatz "Eigentum verpflichtet" interpretieren.

Zugute gekommen ist dieser Entwicklung unter anderem die Angst der Konzerne vor den Konsumenten, die gerade NGOs und Kampagnenorganisationen weidlich nutzen, und vor den Anlegern, die beispielsweise im Klimabereich immer kritischer auf Kohle und Erdöl schauen und ihr Geld „nachhaltig“ anlegen wollen. Gerade in der Agrar- und Ernährungsindustrie gibt es aber auch handfeste ökonomische Gründe: In der Konkurrenz mit global operierenden Konzernen aus Schwellenländern wie China und Brasilien verspricht ein positives Image Vorteile,  Programme zur Förderung bäuerlicher Betriebe und ländlicher Regionen entspringen vor allem der Sorge um den Nachschub an Rohstoffen, der durch die langjährige Vernachlässigung der Landwirtschaft gefährdet ist. Daher handelt es sich nicht ausschließlich um Imagepflege, sondern es gibt auch sichtbare Veränderungen im immer stärker an Lieferketten orientierten „Geschäftsmodell“ – zumindest soweit es die angestrebten und von den Börsen verlangten Gewinnmargen zulassen.

Wie weit die Erfolge tatsächlich reichen, darin ist Mugglins Analyse dann doch differenzierter als der Klappentext suggeriert. So steht beispielsweise Nestlé weiterhin in der Kritik, etwa wegen der hinhaltenden Aufklärung seiner Rolle bei der Ermordung des kolumbianischen Gewerkschafters Luciano Romero, wegen der Auswirkungen seines Mineralwasser-Geschäfts auf die Wasserressourcen oder anhaltender Verstöße gegen Regeln für die Vermarktung von Baby-Nahrung. Und natürlich vollziehen bei Weitem nicht alle Konzerne einen solchen ‚Gesinnungswandel’, wie ebenfalls gezeigt wird.

So führt die Situationsbeschreibung denn auch zu dem Schluss, dass Veränderungen zwar erfolgen, den Entwicklungs- und Umweltorganistionen seien sie aber „zu langsam, zu wenig konsequent, zu wenig systematisch“. Häufig tangieren sie nicht das Kerngeschäft oder die Unternehmen korrigieren nur, was gerade in der Kritik steht. Insofern spiegelt die ausgewogene, wohlwollende „Zwischenbilanz“ auch die breitere Diskussion, die nach wie vor zwischen den Polen „Imagepflege“ oder echtes Engagement, Fortschritt und Rückschlägen, freiwillig oder rechtlich bindend changiert, aber grundlegende Fragen nach Grenzen durch Macht- und Kräfteverhältnisse oder Handlungslogiken kapitalistischer Konzerne gerne ausblendet.

Mugglin teilt dabei die Einschätzung einer wachsenden Zahl von NGOs, die große Chancen sehen (oder sehen wollen), auf Industrien und Konzerne einwirken und Verbesserungen erreichen zu können. Daher setzen viele in ihren Strategien und Aktivitäten neben Kampagnen auch immer stärker auf Kooperationen wie im ‚Bündnis für nachhaltige Textilien’ oder dem  ‚Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl’. Welchen Anteil diese Doppelstrategie allerdings tatsächlich an den allgegenwärtigen Bekenntnissen zur ‚Unternehmensverantwortung’ und deren Umsetzung hat, ist faktisch nur schwer nachvollziehbar.

Markus Mugglin, Konzerne unter Beobachtung. Was NGO-Kampagnen bewirken können. Zürich (Rotpunktverlag) September 2016

FarmarbeiterInnen im Südlichen Afrika

September2016: "Die Landfrage ist auf dem Hintergrund kolonialer Landenteignung und Apartheid eines der Schlüsselthemen für die gesamte Region des Südlichen Afrikas. In all den Diskussionen, die um die Landfrage geführt werden, findet die Situation der FarmarbeiterInnen nur wenig Beachtung. Viele von ihnen haben in den letzten Jahren meist illegal ihre Wohnorte und Lebensgrundlagen verloren. Auf manchen Farmen herrschen nach wie vor sklavenähnliche Verhältnisse. Aufgrund von bürokratischen und logistischen Hürden haben FarmarbeiterInnen keinen Zugang zu den ihnen in der jeweiligen Verfassung garantierten Rechten. Darüber hinaus sind die existierenden Gewerkschaften schlecht aufgestellt und kaum in der Lage, effektive Lobbyarbeit für FarmarbeiterInnen zu machen."

"Entwicklungspolitisch ist es von zentraler Bedeutung, sich mit der Situation der FarmarbeiterInnen im Südlichen Afrika auseinanderzusetzen. Mit je einer Studie aus Sambia und Simbabwe, einem Feature über die Situation in Namibia und einer Bestandsaufnahme der Debatte in Südafrika will diese Broschüre die Debatte anregen, wie unser Beitrag zur Verbesserung ihrer Lage aussehen könnte."

Quelle: Einleitung zur Studie: Die Vergessenen - FarmarbeiterInnen im Südlichen Afrika. Herausgegeben von KASA (Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika). Redaktion: Simone Knapp unter Mitarbeit von Renate Of und Katrin Mauch. Mai 2016. Download (pdf). Studie Simbabwe: Download (pdf), Studie Sambia: Download (pdf)

Land politics, agrarian movements, and scholar-activism

June 2016: There are important changes in land politics and agrarian movements that have implications in academic research and political actions: First, land politics today are more diverse than its conventional notion during the past century. Second, social movements that mobilize around land have been transformed in the context of their response to changing context, especially those related to environmental and food politics. Third, all these changes have inspired a new generation of highly energized agrarian scholar-activists. All these have contributed to a revival of critical agrarian studies, i.e., the study of dynamics of social change in - and in relation to - the countryside. In this paper, 'Jun' Borras discusses three topics, namely, land politics, agrarian movements, and scholar-activism.

Saturnino 'Jun' Borras, Land politics, agrarian movements and scholor-activism. Inaugural lecture 14 April 2016, at TNI. Download (pdf)

Saatgut für eine andere Landwirtschaft

Obwohl dieses Buch auch einen langen Abschnitt über die Umwandlung von Saatgut aus einem "Gemeingut zur Ware" enthält, liegt der Schwerpunkt auf "Reclaim the Seeds". Die Kritik am Vormarsch des industriellen Agrarsystems in allen Bereichen, also auch bei der Pflanzenzüchtung, der bereits vielfach nachgezeichnet wurde (wie das ausführliche Literaturverzeichnis zeigt), wird damit ergänzt um Strategien, Ansätze und Beispiele, wie dieses Kernelement einer bäuerlichen Landwirtschaft, die Kontrolle über das Saatgut, verteidigt und zurückgewonnen werden kann. Das bezieht sich nicht nur auf die Wiederentdeckung und Erhaltung bäuerlicher Sorten und des Wissens darüber, sondern auch auf die Auflehnung gegen Saatgutgesetze, die Auseinandersetzung mit der rechtlichen Eigentumsfrage und Alternativen wie 'Open Source-Saatgut' oder auf die umfassende Perspektive einer solidarischen Landwirtschaft. Die Mischung aus Texten, Interviews und Hinweisen auf Aktivisten, Organisationen und Literatur machen es zu einem Handbuch, das unterschiedliche Wege zum eigenen Handeln aufzeigt - und zwar nicht nur für die, die selbst gärtnern wollen, sondern auch für diejenigen, die der Agrarindustrie eine selbstbestimmte Alternative entgegenstellen wollen.

Anja Banzhaf, Saatgut. Wer die Saat hat, hat das Sagen. München (oekom Verlag) Februar 2016.

Unsichere Landrechte = unsichere Lebensverhältnisse

Dem Bericht zufolge nutzen weltweit rund 2,5 Milliarden Menschen fünfzig Prozent der Landfläche nach dem Gewohnheitsrecht. Aber nur ein Fünftel dieser Landrechte ist formell abgesichert. Der fehlende Schutz dieser Landrechte hat gravierende Folgen: Konflikte über Landrechte standen seit 1990 vielfach im Mittelpunkt von Bürgerkriegen. Weltweit spitzen sich Landkonflikte immer mehr zu, besonders in Brasilien, Honduras, Peru und auf den Philippinen. Seit 2002 steigt die Zahl der Menschen, die im Kampf für Landrechte getötet werden. Zudem bedeuten unsichere Landrechte verminderten Schutz vor Landraub  durch Minen- oder Agrarunternehmen, die sich unter Mithilfe von Regierungen und lokalen Eliten Wälder, Weidegründe oder Ackerland aneignen. Landrechte sind nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch eine wichtige Voraussetzung für die Armuts- und Hungerbekämpfung, den Schutz natürlicher Ressourcen und der biologischen Vielfalt. Ein Beispiel dafür liefert die Mongolei: Nach Jahrzehnten der staatlichen Kontrolle, gefolgt von einer Phase der Privatisierung öffentliches Weideland in die Verantwortung von Gemeinden übergeben. Alte Landverwaltungsstrukturen werden so wiederbelebt. Das Ergebnis: Die Verschlechterung von Bodeneigenschaften konnte deutlich reduziert und die Einkommen der beteiligten Gemeinden um 50 Prozent gesteigert werden.

Quelle:Pressemitteilung von Oxfam vom 2. März 2016

Common Ground. Securing landrights and safeguarding the earth. By Fred Pearce. Published by Oxfam GB for Oxfam International, International Land Coalition and Rights and Resources Initiative in March 2016. Download (pdf)

Siehe auch: How much land own indigenous peoples? November 2015

Der kritische Agrarbericht 2016

Januar 2016: Der alljährliche ‚Kritische Agrarbericht’ verdankt seinen Fokus und seinen besonderen Charakter unter anderem dem Konzept, dass die AutorInnen überwiegend Mitarbeiter zivilgesellschaftlicher Organisationen, Wissenschaftler und Aktivisten sind, die sich intensiv mit dem Agrar- und Ernährungsbereich beschäftigen. Engagement verbindet sich dabei mit einem fundierten Wissen, das die vielfältigen Probleme und Themen der Diskussionen und Auseinandersetzungen in Deutschland und Europa unter einem Blickwinkel, der 'Partei' nimmt für die bäuerliche Landwirtschaft, behandelt und Argumentationen und Informationen liefert, die in dieser komprimierten Form anderswo nur schwer zu finden sind.

Schwerpunkt des diesjährigen Berichts ist das agrarindustrielle Wachstum und Alternativen dazu. Denn mit "dem Immer-schneller-immer-mehr-Produzieren wachsen die Probleme mit: beim Tierschutz, bei der Nährstoffversorgung der Böden, beim Einsatz von Pestiziden, beim Schutz der biologischen Vielfalt, aber auch bei der Arbeitssituation der Menschen". Neben der Analyse von "Wachstumstreibern" geht der Bericht denn auch den Fragen nach, welche Möglichkeiten bäuerliche Betriebe haben, sich von den Wachstumszwängen zu befreien und welche Ansätze es für eine "Ökonomie des Genug" oder für "Formen des solidarischen Miteinanders von Landwirtschaft und Gesellschaft" gibt.

Darüber hinaus behandelt der Bericht, der wie immer in thematische Kapitel wie Agrarpolitik, Welthandel und Ernährung, ökologischer Landbau, Natur und Umwelt, Tierschutz und Tierhaltung oder Gentechnik mit jeweils einem umfassenden Überblick über Entwicklungen & Trends im vergangenen Jahr unterteilt ist, Fragen wie die sinkenden Milchpreise, die Exportorientierung der deutschen und europäischen Landwirtschaft, Verhandlungen über Handelsabkommen der EU wie TTIP, die Auseinandersetzung um die Wiederzulassung von Glyphosat oder den Streit um die Düngeverordnung, die Auswirkungen weit über die Landwirtschaft hinaus haben.

Der kritische Agrarbericht 2016. Hintergrundberichte und Positionen zur Agrardebatte. Schwerpunkt: Wachstum. Herausgeber: AgrarBündnis (ABL Bauernblatt Verlag) Januar 2016. Bestellungen direkt über den ABL Verlag.  Eine Onlineversion (mit Ausnahme der jeweiligen thematischen Jahresrückblicke, die vorerst der Druckausgabe vorbehalten sind) sowie alle früheren Berichte stehen auf der Homepage des Kritischen Agrarberichts.

Mobilization in the Brazilian countryside

Dezember 2015: Im Einleitungsartikel "Understanding rural resistance" zum Themenschwerpunkt "Brazilian Agrarian Social Movements" in der neuesten Ausgabe des Journal of Peasant Studies heißt es: "While Brazil might appear to be an example of the potential harmony between large-scale,export-oriented agribusiness and small-scale family farming, high levels of rural resistance contradict this vision. In this introductory paper, we synthesize the literature on agrarian resistance in Brazil and situate recent struggles in Brazil within the Latin American context more broadly. We highlight seven key characteristics of contemporary Latin American resistance, which include: the growth of international networks, the changing structure of state–society collaboration, the deepening of territorial claims, the importance of autonomy, the development of alternative economies, continued opposition to dispossession, and struggles over the meaning of nature. We argue that by analyzing rural mobilization in Brazil, this collection offers a range of insights relevant to rural contention globally. Each contribution in this collection increases our understanding of alternative agricultural production, large-scale development projects, education, race and political parties in the contemporary agrarian context."

Understanding rural resistance: contemporary mobilization in the Brazilian countryside. By Anthony Pahnke, Rebecca Tarlau and Wendy Wolford. In: The Journal of Peasant Studies, Volume 42, Numbers 5-6, November 2015. Download (pdf)

Agrarökologische Landwirtschaft in Afrika

Dezember 2015: Das Oakland Institutehat 33 Fallstudien über agrarökologische Landwirtschaft in Afrika vorgelegt, die die Bandbreite bestehender Verfahren und deren Erfolge zeigen. Alice Martin-Prével, Policy Analyst beim Oakland Institute, schreibt dazu: 

"Recently released 33 cases studies from the Oakland Institute showcase the success of agroecology in Africa, a different way of stimulating agricultural development while addressing global challenges and benefiting farmers. For instance, a case study from Niger features a large land rehabilitation project in the desertification-stricken valley of Keita. Through reforestation interventions, the consolidation of waterways, and sustainable cultivation techniques, the Keita valley woodlands increased by 319 percent between 1984 and 2002, while dunes areas decreased by 33 percent in the same period. The project was credited with sequestering approximately 132,000 tons of CO2 per year. Furthermore, farmers’ yields increased, with cereal production rising from 39,000 to 55,000 tons. Another study from Ethiopia’s Tigray region describes a “low external input” approach based on compost use, land rehabilitation practices, and improved biodiversity. This method allowed for a reduction in chemical fertilizer use by 40 percent, while the region’s grain yields doubled within three years. In addition to improving farmers’ incomes, the project helped combat erosion, improve soil moisture, and preserve Tigray’s water tables."

"In Tigray, the regional Bureau of Agriculture and Rural Development (BoARD) played a key role in scaling up the low external input approach through its extension services. The BoARD’s involvement allowed the program to reach over 90 communities in 25 districts with some of the most degraded lands. In a study of Malawi and Zambia, governments, research institutes, and international agencies partnered to promote the cultivation of cassava, which requires little water and no chemical inputs. The goal was to reduce farmers’ dependency on maize monocultures and to help mitigate the effects of drought on food security. Astonishing results were achieved, with a three-fold increase in cassava production in Zambia between 1980 and 2001, from 315,000 tons to 950,000 tons, and even greater expansion in Malawi from 144,760 tons in 1990 to 4,813,699 tons in 2013."

"As the Oakland Institute’s research demonstrates, strong government involvement and mobilization of agricultural extension services is crucial in building relationships with rural communities and effectively supporting farmers’ livelihoods. In addition, farmer-centered programs reduce public spending, as they build on already existing solutions and do away with expensive subsidies programs for agricultural inputs. Finally, supporting traditional and sustainable farming can preserve water resources, help regenerate soils, and fight soil erosion, leading to long-term yield and income gains."

"The case studies show, with a wealth of examples and details, that there are millions of farmers practicing agroecology who are active market players, trading their goods at the local, national, and even international level. In Niger, the sale of cereals, vegetables, livestock, and wood produced using sustainable methods provided additional incomes of over US$15 million per year in the Keita valley region. Through an agroforestry and sustainable agriculture project in Rwanda, farmer cooperatives were created in several districts. Within three years, the cooperatives were selling 1,000 liters of milk daily, at a price a 33 percent higher than ongoing rates. In Zambia, the Community Market for Conservation (COMACO) program developed a network of six Regional Community Trading Centers, which service 75 Community Trading Depots. The centers process, package, and market goods collected in the depots, bringing hundreds of thousands of revenue to local communities every year."

"The promotion of agroecology requires political will. Governments have to embrace the complexity of local contexts and natural agro-ecosystems, in order to implement bottom-up policies that place farmers at the center of decision processes. Top-down approaches, which neither acknowledge the complexity of each environment nor engage with farmers, need to be discarded, even if they are backed by billions of dollars of aid."

Quelle: Alice Martin-Prével, Why the World Bank Is Missing the Point on Agricultural Development, Blog vom 9. Dezember 2015

 

Die Krise der ärmsten Länder hält an

November 2015:The Least Developed Countries Report 2015 der UN Conference on Trade and Development, UNCTAD, mit dem Schwerpunkt "Transforming Rural Economies" liest sich streckenweise wie ein Dämpfer für die hochfliegenden Erwartungen, die gegenwärtig an die Agrar- und Ernährungsindustrie als Zugpferd für die ländliche Entwicklung in Afrika gerichtet werden. Naturgemäß steht mangels Verarbeitungsindustrie in den ländlichen Regionen bei der Transformations-Frage die Landwirtschaft im Mittelpunkt. Besonders in Afrika spielt sie, mal abgesehen von den Ländern mit Bergbau und Erdöl, nach wie vor eine zentrale Rolle für Wirtschaft, Beschäftigung und Außenhandel.

Einige interessante allgemeine Ergebnisse des umfangreichen Berichts vorweg: Demnach hat sich das Wirtschaftswachstum in den LDCs seit 2012  verlangsamt, vor allem wohl wegen der Situation auf den Rohstoffmärkten. Es droht eine neue Schuldenkrise, weil "the LDCs’ collective current account deficit increased to a record level of $49.4 billion in 2014, 40 per cent higher than in 2013 and 87 per cent higher than in 2012, the increase originated primarily in the African LDCs and Haiti". Und das Handelsbilanzdefizit "nearly tripled to $33.6 billion in 2014, as imports rose by $20 billion and exports fell by $1.9 billion".

 

Agrarbereich stagnant

Für die Landwirtschaft, "accounting for 60 per cent of total employment and 25 per cent of value added", sieht die Erfolgs-/Entwicklungsbilanz nicht viel besser aus: "The trade deficit in food products of LDCs as a whole has widened dramatically from $2 billion in 1995-1997 to $21.8 billion in 2011-13". "Agricultural labour productivity was 19 per cent of that in other developing countries and 1.8 per cent of that in developed countries, and has grown more slowly". Als Ursachen dafür sieht der Bericht die dramatisch beschnittenen öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung und die Währungs- und Handelspolitik, die die landwirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigt, sowie "very limited use of other inputs than labour and land". Erträge sind daher in vielen afrikanischen Ländern langsamer gewachsen als in asiatischen Ländern. Einen weiteren wesentlichen Faktor dafür sieht der Bericht zudem in "Gender-based constraints on rural economic transformation". Ausländische Direktinvestitionen in die LDCS "have remained broadly constant over the past five years", nach einem starken Anstieg zwischen 2005 und 2010. Nur zwei Länder – Äthiopien und Sambia – verzeichnen weiterhin einen starken Zuwachs.

 

Wenig Hoffnung in die Agrarindustrie

Während anscheinend wenig Hoffnungen in ausländische Direktinvestitionen und Public Private Partnerships, PPP, im Agrarbereich gesetzt werden, werden als Schlüsselelemente für Lösungen unter anderem "locally appropriate inputs", "adoption of innovations and new technologies through input subsidy schemes", "increased support to R&D and extension" und "market differentiation through organic, fair trade and sustainability certificiation" gesehen. Außerdem sollte ein erheblicher Anstieg der öffentlichen Entwicklungsgelder (ODA) erfolgen.

Während immer mehr Länder und Entwicklungsorganisation die Rolle der ‚Entwicklungshilfe’ vor allem im Ausbau sozialer Sicherungssysteme siehen, um die Menschen, die die bäuerliche Landwirtschaft aufgeben müssen, aufzufangen, hält der Bericht es für "important that productive sectors are given appropriate priority in allocation of additional ODA": "The ultimate objective of ODA should be to support the development of productive capacities in LDCs and of  their capacity for domestic resource mobilisation". Erwartungen an zusätzliche private Investitionen richten sich, anders als bei Initiativen wie der New Alliance for Food Security and Nutrition, weniger auf Unternehmen aus der Agrar- und Ernährungsindustrie, als auf "proactive ethical investment instruments and mechanisms for diaspora direct investment".

The Least Development Countries Report 2015. Transforming Rural Economies. Published by United Nations Conference on Trade and Development, UNCTAD, November 2015. Download (pdf 6,9mb)

10 "grundlegende" Texte zu Frauen und Landnutzung

Ein Posting von vier Mitarbeiterinnen des Netzwerks internationaler Agrarforschungsinstitute, CGIAR, stellt zehn „reads on gender and land tenure“ vor, die vom International Food Policy Research Institute, IFPRI, als „essential“ eingestuft werden. Die Texte von IFPRI „authors and partners“ untersuchen vor allem die Situation in Afrika (Uganda, Äthiopien, Tansania, Burkina Faso), außerdem in Bangladesch, Tajikistan, Vietnam und Osttimor sowie im indischen Westbengalen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie versuchen „to understand how men and women's ability to access, control, and own productive assets such as land, livestock, finance, and social capital enables them to create stable and productive lives“ - nämlich „not only in different ways, but also different kind of assets“ (Gender, assets, and agricultural development: A conceptual framework). Eine Datenanalyse widerspricht der verbreiteten Auffassung, dass Landbesitz von Frauen in Afrika nur zwei Prozent ausmacht, bestätigt allerdings, dass „across multiple measures – from reported landownership, documentation of ownership, operation, management, and decision making – there are wide gender gaps“ (Gender inequalities in ownership and control of land in Africa: myth and reality). Auch in Asien „women are consistently disadvantaged compared with men with repect to reported ownership, documented ownership, and plot size“ (Examining gender inequalities in land rights indicators in Asia), Landgrabs bringen Risiken, „that those with undocumented property rights, especially women, are likely to be left out of negotiations over land transactions, even when their livelihoods are affected“ (The gender implications of large-scale land deals). Mehrere Texte untersuchen die Auswirkungen von Veränderungen in Landnutzungsrechten: So würde „the inclusion of women as co-owners (lead) to improved security of tenure, agricultural investments, and women' involvement in food and agricultural decisions“ (Can government-allocated land contribute to food security?), beispielsweise sei die „adaptation of orange sweet potato, promoted as part of a strategy to reduce Vitamin A deficiency, more likely on plots that are jointly owned by husband an wife, but where the wife has primary decision making on what to grow“ (Bargaining power and biofortification). Allerdings sei „legislation mandating equal property right only as effective as the extent to which people know the different dimensions of their rights“ (Land rights knowledge and conservation in rural Ethiopia).

Der durchgängige Tenor: Die Situation sei gar nicht so schlecht und die Politik gehe vielfach schon in die richtige Richtung, um „empowerment“ und „equality“ durch Kontrolle über Land zu schaffen. Dabei beschränken sich die Studien weitgehend auf die Untersuchung von Top down-Ansätzen: Sie analysieren, was Politiken erreichen können – und wo noch nachgebessert werden muss, damit die guten und gut gemeinten Ansätze wirklich die Frauen erreichen. Der umgekehrte Ansatz, dass Frauen sich selbst aktiv für ihre Nutzungsrechte einsetzen, fehlt dagegen weitgehend.

Science on the Pulse: 10 essential reads on gender and land tenure. By Sophie Theis, Ruth Meinzen-Dick, Agnes Quisumbing, and Chiara Kovarik. CGIAR, 2. November 2015

How much land own indigenous peoples?

November 2015: "In recent years, there has been growing attention and effort towards securing the formal, legal recognition of land rights for Indigenous Peoples and local communities. Communities and Indigenous Peoples are estimated to hold as much as 65 percent of the world’s land area under customary systems, yet many governments formally recognize their rights to only a fraction of those lands. This gap between what is held by communities and what is recognized by governments is a major driver of conflict, disrupted investments, environmental degradation, climate change, and cultural extinction. This report seeks to contribute to this field as the first analysis to quantify the amount of land formally recognized by national governments as owned or controlled by Indigenous Peoples and local communities around the world."

Who Owns the World's Lands? A Global Baseline of Formally Recognized Indigenous and Community Land Rights. Rights and Resources Initiative (RRI), September 2015. Download (pdf 6,5mb)

Siehe dazu auch: "A broad partnership of indigenous coalitions and land rights and research organizations has launched LandMark, the first online, interactive global platform to map lands collectively held and used by Indigenous Peoples and communities. The platform was created to fill a critical gap in indigenous and community rights and make clear that these lands are not vacant, idle or available to outsiders. These communities often lack the legal rights to their land and can be pushed aside by the exploitive development of natural resources, including mines, palm oil plantations, and timber concessions.

Quelle:landportal.info vom 12. November 2015

Sustainable agriculture: Land, food and farming issues

Oktober 2015: "China’s importance for a global policy on sustainable development is steadily increasing, especially in the field of agriculture. This brochure aims to enable multipliers, working on development, environmental or labor topics, to get an insight to the different dimension of Chinas role for a global, sustainable agriculture. China’s own Agrar policy and investment do not only have an impact on China itself, but also influence Africa, Latin America and not least Europe. Our publication focus on perspectives for a sustainable, ecological and small-scale agriculture in China,  as well as on approaches in the people’s republic of China, Taiwan and Hongkong. Moreover, the brochure contains an article on the sino-present discussion on GMOs and an article about German NGOs and actions in the area of sustainable agriculture from a Chinese point of view. Finally, the brochure includes an annotated bibliography and a list of Chinese NGOs, working in the field of agriculture."

Sustainable agriculture in China: Land policies, food and farming issues. Edited by Nora Sausmikat and published by the China-Programm of Stiftung Asienhaus, Cologne/Germany, September 2015. Download (pdf 2,8mb)

 

Alternativen: Frühere Literaturhinweise

Globalizations, How to advance food sovereignty (2015)

Juni 2015: "The editors and contributors of the special issue of Globalizations argue that to advance the theory and practice of food sovereignty, new frameworks and analytical methods are needed to move beyond binaries— between urban and rural, gender equality and the family farm, trade and localism, and autonomy and engagement with the state. A research agenda in food sovereignty must not shy away from the rising contradictions in and challenges to the movement. The places of seeming contradiction may in fact be where the greatest insights are to be found. They suggest that by taking a relational perspective, scholars can begin to draw insight into the challenges and sticking points of food sovereignty by training their lens on shifts in the global food regime, on the efforts to construct sovereignty at multiple scales, and on the points of translation where food sovereignty is articulated through historical memory, identity, and everyday life." This special issue is one of the collections that came out of the international conferences on food sovereignty in September 2013 in Yale University and in January 2014 in ISS .

Globalizations. Volume 12, Issue 4, 2015. Free access for a limited time

Siehe auch: Third World Quarterly, Volume 36, Issue 3, March 2015 (Special Issue). Free limited access

"Nachhaltige Intensivierung" verspricht zu viel (2015)

Juni 2015: "Sustainable intensification is receiving growing attention as a way to address the challenge of feeding an increasingly populous and resource-constrained world. But are we asking too much of it? Nearly 20 years after the concept was developed, this paper revisits the term and proposes what sustainable intensification is — a useful guiding framework for raising agricultural productivity on existing arable land in a sustainable manner; and what it is not — a paradigm for achieving food security overall. The paper summarises the history of and controversy surrounding the term, its main assumptions and risks, as well as its value for the future. We call for a re-rooting of sustainable intensification as one key element of a sustainable food system situated within a green economy."

Seth Cook, et al, Sustainable intensification revisited. Published by iied, March 2015. DownloadBriefing (pdf), DownloadIssue Paper (pdf)

Marc Edelman, et al, Land grabbing and political reactions 'from below' (2015)

21. Mai 2015:The Journal of Peasant Studies has released a special issue: The collection of articles, covering many countries in Latin America, Africa and Asia, "demonstrates that political reactions ‘from below’ to global land grabbing have been vastly more varied and complex than is usually assumed. The special issue discuss responses that range from various types of organized and everyday resistance to demands for incorporation or for better terms of incorporation into land deals. Initiatives ‘from below’ in response to land deals have involved local and transnational alliances and the use of legal and extra-legal methods, and have brought victories and defeats.

Global land grabbing and political reactions 'from below'. Guest Editors: Marc Edelman, Ruth Hall, Ian Scoones, Ben White and Wendy Wolford. The Journal of Peasant Studies, Vol. 42, Issue 3-4, 2015. Download Editorial (pdf)

See also: Saturnino M. Borras & Jennifer C. Franco, Global Land Grabbing and Political Reactions 'From Below'. In: Third World Quarterly, Vol 34, No. 9, 2013, 1723-1747. Download (pdf file)

Third World Quarterly: "Food Sovereignty: convergence and contradictions"

April 2015: The Third World Quarterly special issue is one of the publications coming out of the international conferences on food sovereignty jointly organized by Yale University, ISS, Transnational Institute (TNI) and Food First in September 2013 at Yale and in January 2014 at the ISS in The Netherlands. It is framed in relation to a broader political and intellectual initiative that aims to deepen academic discussions on food sovereignty. Building upon previous and parallel initiatives in ‘engaged academic research,’ and along the tradition of ‘a critical dialogue’ among activists and academics, it identifies four key themes that focus on the difficult contradictions, dilemmas and challenges confronting future research in the area:  (i) dynamics within and between social groups and classes in rural and urban, Global North-South contexts, (ii) flex crops and commodities, market insertion and long-distance trade, (iii) territorial restructuring, land and food sovereignty, and (iv) localization problematique.

Food Sovereignty: convergence and contradictions, condition and challenges. With guest editors Eric Holt-Gimenez, Alberto Alonso-Fradejas, Todd Holmes, and Martha Jane Robbins. Third World Quarterly Special Issue, Volume 36, Issue 3, 2015. Free access for a limited period.

A.L.Thebo et al, Städtische Landwirtschaft - ein weiter Begriff

22. April 2015:Urban agriculture und Urban Gardening haben Konjunktur, als mögliche Antworten für gesicherte Nahrungsmittelversorgung, Armutsminderung und alternative Entwicklungen im Agrarbereich. Relevanter als auf dem Tempelhofer Feld in Berlin oder Interkulturelle Gärten ist die städtische Landwirtschaft allerdings für die urbanen Agglomerationen in den Ländern des globalen Südens, für Nairobi, Jakarta oder Delhi.

Die Studie des International Water Management Institute IWMI bietet jetzt aufgrund aktueller Daten und einer neuen methodischen Verfahrensweise Anhaltspunkte über Ausmaß und Perspektiven - einerseits ernüchternd, andererseits durchaus ermutigend, was Ansätze für Consumer Supported Agriculture und andere Formen einer engerer Kooperation zwischen städtischen Verbrauchern und landwirtschaftlichen Produzenten betrifft.

Ernüchternd, weil das Ausmaß und die Möglichkeiten von landwirtschaftlicher Produktion in den städtischen Ballungsräumen begrenzt sind: Demnach sind in städtischen Gebieten  - vorwiegend in Städten des globalen Südens - lediglich 68 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzt, 11 Prozent der bewässerten landwirtschaftlichen Nutzflächen insgesamt und nur 4,7 Prozent der Flächen unter Regenfeldbau. Das sei zwar mehr als die Reisanbaufläche in Südasien oder die Anbaufläche für Mais in Afrika südlich der Sahara, aber insgesamt nur ein kleiner Beitrag zur Nahrungsmittelsicherheit. Erzeugt werden hier weniger 'Sattmacher' wie Reis oder Mais, sondern höherpreisige und für eine ausgewogene Ernährung wichtige Produkte wie frisches Gemüse. In Afrika südlich der Sahara beispielsweise würden Stadtbauern und -bäuerinnen bis zu 90 Prozent des Salats für die Verbraucher in den rasch wachsenden Städten liefern. Allerdings sind diese Produkte häufig gesundheitlich bedenklich, da sie unter anderem mit verschmutztem Wasser bewässert werden, die Felder und Gärten sind aufgrund ungesicherter Nutzungsrechte und Nachfrage nach Bauland gefährdet.

Interessant ist dagegen das Ausmaß der peri-urbanen Landwirtschaft: Im Umkreis von 20 Kilometern der Millionenstädte liegen nach Einschätzung der Studie 60 Prozent der Bewässerungslandwirtschaft und 35 Prozent der Flächen im Regenfeldbau, also Stadt- und Verbrauchernah. "The Farm is definitely getting closer and closer to the table", sagt Pay Drechsel, IWMI-Wissenschaftler und Mitverfasser der Studie. Auch in den meisten Ländern des globalen Südens lebt mittlerweile mehr als die Hälfte der Bevölkerung in den Städten.

A.L.Thebo et al, Global asessment of urban and peri-urban agriculture: irrigated and rainfed croplands. In: Environmental Research Letters 9 (2014)

Journal of Peasant Studies, Greening Agrarian Studies (2015)

April 2015:The Journal of Peasant Studies (JPS) celebrated its 40th anniversary in 2013-14. Part of our series of initiatives to commemorate the anniversary was the publication of two virtual special issues Classics in Peasant Studies released in 2013 and Peasants & Politics released in 2014. Encouraged by the success of the two virtual special issues, the editorial team of JPS decided to release a third virtual special issue Greening Agrarian Studies.  This collection brings together 40 articles on various environmental themes that speak to critical agrarian studies (e.g., climate change, biodiversity, biotechnology, conservation, agroecology, and so on). Authors include some of the leading scholars and public intellectuals in the field: Jesse Ribot, Melissa Leach, Nancy Peluso, Bill Adams, Miguel Altieri, Ian Scoones, James Fairhead, Susanna Hecht, Peter Rosset, Bina Agarwal, K. Sivaramakrishnan, Philip McMichael, Raj Patel, JB Foster, and Frances Moore Lappe. All 40 articles are open access from 17 April 2015 to 31 December 2015.

Kampf um das Recht am Saatgut (2015)

9. April 2015: Die Kontrolle über das Saatgut ist ein Schlüsselbereich, an dem sich die Kontrolle über das gesamte Agrar- und Ernährungssystem manifestiert: Die Wiederverwendung eines Teils der Ernte für die neuerliche Aussaat ('Nachbau') und der Austausch von Saatgut sind wesentliche Grundlagen bäuerlicher Landwirtschaft, besonders im globalen Süden. Diese Praktiken beeinträchtigen aber die Dominanz der Saatgut- und Agrarchemie-Konzerne. Deshalb intensivieren sie ihre Bemühungen, sie zu illegalisieren und zu kriminalisieren - oft mit Hilfe von staatlichen Entwicklungsorganisationen und Stiftungen. Die Einflussnahme auf die Anpassung der Saatgutgesetzgebung an die kommerziellen Interessen der Konzerne, die unter anderem in der New Alliance for Food Security and Nutrition der G8-Regierungen, angeführt von der US-Regierung, vorangetrieben wird, wird in einer neuen Publikation ('Seed laws criminalise farmers') von GRAIN und des internationalen Netzwerks von Bauernorganisationen, La Via Campesina, dokumentiert - in allen Kontinenten. Weltweit gibt es aber auch auf allen Kontinenten Widerstand gegen diese Versuche, der ebenfalls beschrieben wird.

Marc Edelmann, et al, Bauernrechte als Menschenrechte (2015)

April 2015: Ende September 2012 hatte der Menschenrechtsrat (Human Rights Council) der Vereinten Nationen eine Resolution angenommen (A/HRC/21/L23), in der die Erarbeitung einer Erklärung (Entwurf) zu den "Rechten von bäuerlichen Bevölkerungen und anderen Personen, die in ländlichen Regionen arbeiten", empfohlen wird. Organisationen wie La Via Campesina, die sich seit Jahren für eine solche Erklärung einsetzen, erhoffen sich davon eine ähnliche Stärkung der sozialen Bewegungen, wie sie von der Erklärung über die Rechte indigener Völker ausgeht. Angesichts der Bedrohungen durch Land grabbing und Agrarindustrie sollen darin aus menschenrechtlicher Perspektive der Zugang zu Land, Saatgut, Information und Technologie sichergestellt, die Rechte auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der natürlichen Umwelt sowie die Freiheit, Preise und Märkte für Agrarprodukte zu bestimmen, verankert werden.

Mitte Juli 2013 traf sich dann in Genf erstmals die Arbeitsgruppe für eine Erklärung kleinbäuerlicher Rechte unter dem Vorsitz Boliviens. Sie wurde beauftragt, einen Entwurf zu erarbeiten und 2014 dem Menschenrechtsrat Bericht zu erstatten. In dieser Arbeitsgruppe ist auch Deutschland vertreten. Die Regierungen der meisten Industrieländer lehnen eine solche Vereinbarung ab, obwohl 80 Prozent der Hungernden Kleinbauern, Landlose, Fischer und Sammlerinnen sind.

Ein Artikel von Marc Edelman und Carwil James "analyzes the origins and demands of the campaign and the place of the claimed rights in international law. The campaign is likely to face stiff resistance from powerful UN member states, but could achieve substantial advances even if the path to a convention is difficult or ever completed."

Marc Edelmann; Carwil James, Peasant's rights and the UN system: quixotic struggle? Or emancipatory idea whose time has come? In: The Journal of Peasant Studies, Vol. 38, No. 1, January 2011, 81-108. Download (pdf file)

Quellen: FIAN hat zu der Kampagne eine Website eingerichtet. Siehe auch den Bericht an den Menschenrechtsrat und den Link zur Website der Arbeitsgruppe, so das FIAN Fact Sheet 1/2015: 'Auf dem Weg zu einer Erklärung für die Rechte von KleinbäuerInnen' (Download) pdf-Datei).

Der Kritische Agrarbericht 2015

April 2015:Der Kritische Agrarbericht, der seit 1993 jährlich erscheint, hat dieses Jahr das Schwerpunktthema bäuerliche Landwirtschaft beziehungsweise "Bäuerlichkeit" als Gegenpol zu Agrarindustrie. Anlass dafür ist zum eine die Renaissance des Begriffs, nicht zuletzt getragen von der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO ("Familienlandwirtschaft"), eine "große Sehnsucht nach dem Ländlichen", wie im Editoral festgestellt wird, aber auch Versuche der Agrarindustrie, sich als Repräsentanten "der Bauern" zu profilieren. Die Grenzen verschwimmen aber auch zunehmend dadurch, dass die Produktionsketten immer weiter integriert werden und seit einigen Jahren auch in den Ländern des globalen Südens die Umwandlung der herkömmlichen kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Zulieferer auf der einen Seite, ihre weitere Marginalisierung auf der anderen rasch voranschreiten. Eine "Selbstverständigung der Agraropposition in Deutschland", zu der der Agrarbericht beitragen will und die unter anderem auch in einem ausführlichen Diskussionspapier der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL zum Ausdruck kommt, ist daher dringend notwendig. Zusätzlich bietet der Bericht ein breites Spektrum von Themen, unter anderem zur Umsetzung der EU-Agrarreform, über die drohende weitere Ausdehnung der agrarindustriellen Produktionsweise durch das Handels- und Investitionabkommen TTIP zwischen der EU und den USA, die neuerlichen Vorstöße, die Anbauspielräume für gentechnisch veränderte Pflanzen auszuweiten und die Novellierung der Düngeverordnung. Zu kurz kommen dabei allerdings die internationalen Entwicklungen im Agrar- und Ernährungsbereich, obwohl ihre Bedeutung sowohl für die agrarindustrielle Entwicklung in Europa als auch für die Perspektiven und Chancen einer wie auch immer gestalteten 'bäuerlichen Landwirtschaft' wächst. Die Wahrnehmung des Schicksals bäuerlicher Landwirtschaft im globalen Süden und des Aufschwungs politischer und sozialer Bewegungen über die Kreise der Eingeweihten aus entwicklungspolitischen oder Menschenrechtsorganisationen hinaus wäre auch für die "Selbstverständigung in Deutschland" wichtig.

Der kritische Agrarbericht 2015. Schwerpunkt: Agrarindustrie und Bäuerlichkeit. Herausgegeben vom AgrarBündnis. Hamm/Konstanz (ABL Verlag) Januar 2015

JPS, 600 Seiten Politische Ökonomie und Food Sovereignty (2014)

Zu seinem 40jährigen Bestehen hat The Journal of Peasant Studies eine Sonderausgabe herausgebracht (Vol. 41, No. 5 and 6, 2014), in der 26 Beiträge zu fünf Themenschwerpunkten zusammengefasst sind: Land and resource dispossession, the financialization of food and agriculture, vulnerabilty and marginalization in an era of crisisthe blurring of the rural/urban dichotomy in hybrid livelihoods, and questions of agri-food systems and food sovereignty. Viele davon können kostenlos heruntergeladen werden.

Hossain, N., et al, "Them Belly Full (But We Hungry)" (2015)

30. März 2015: Die Straßenproteste in zahlreichen Ländern, die durch die sprunghafte Steigerung der Grundnahrungsmittelpreise 2007/2008 ausglöst wurden, zeigten die globalen Verflechtungen des kommerzialisierten Agrar- und Ernährungssystems. Globale Entwicklungen und lokale Situation ergaben eine brisante Mischung. Sie waren auch der Anstoß für das Forschungsprojekt "The Moral and Political Economy of Accountability for Hunger", finanziert von der britischen Entwicklungsbehörde DFID, in dessen Rahmen "Food Riots and Food Rights" in vier Ländern analysiert wurden - Kenia, Mosambik, Bangladesh und Indien. Informativer als der Synthese-Bericht, der die anhaltende Diskrepanz von Hunger und Überfluss mit einer Zeile aus einem Bob Marley-Song fasst, sind die ausführlichen Länder-Studien, in denen die Motive und Mechanismen der Proteste dargestellt werden. Als Lehre aus den Aufständen und dem ungelösten Problem von Hunger und Mangelernährung sieht die Studie "the need for a properly global politics of food. This means a world moral economy, an international right-to-food movement, and a global response to food crises."

Hossain, N., et al, Them Belly Full (But We Hungry). Food rights struggles in Bangladesh, India, Kenya and Mozambique. Website mit Links zum Synthese-Bericht und den Länderstudien.

Siehe dazu auch den Klassiker: John Walton & David Seddon, Free Markets & Food Riots. The Politics of Global Adjustment. Oxford UK & Cambridge USA 1994. Download der Einleitung (pdf-Datei)

How the other half farms (2014)

November 2014: Mit dem Bericht  'The State of Food and Agriculture 2010-2011' (Download pdf file 3,3mb) legte die UN-Agrarorganisation FAO eine Bestandsaufnahme der Rollen von Frauen in der Landwirtschaft vor, die bis heute die Diskussion mitprägt. "Women make significant contributions to the rural economy in all developing country regions", hieß es damals in der Ankündigung von 'Women in agriculture. Closing the gender gap in development', eine Einsicht, die inzwischen mainstream geworden ist, auch wenn deshalb nicht notwendig die politischen Konsequenzen daraus gezogen wurden. Weiter hieß es damals:

"Their roles differ across regions, yet they consistently have less access than men to the resources and opportunities they need to be more productive. Increasing women’s access to land, livestock, education, financial services, extension, technology and rural employment would boost their productivity and generate gains in terms of agricultural production, food security, economic growth and social welfare. Closing the gender gap in agricultural inputs alone could lift 100–150 million people out of hunger."

"No blueprint exists for closing the gender gap, but some basic principles are universal: governments, the international community and civil society should work together to eliminate discrimination under the law, to promote equal access to resources and opportunities, to ensure that agricultural policies and programmes are gender-aware, and to make women’s voices heard as equal partners for sustainable development. Achieving gender equality and empowering women in agriculture is not only the right thing to do. It is also crucial for agricultural development and food security."

Zur Vorbereitung des Berichts SOFA 2010-2011 wurden eine Reihe von Studien in Auftrag gegeben, die jetzt als Buch vorliegen: 'Gender in Agriculture. Closing the Knowledge Gap'. Da das Buch mehr als 100 Euro kostet, hier eine ausführliche Gast-Rezension von Dennis Avilés, Sustainable Agriculture and Gender Advisor bei Oxfam.

Quisumbing, A.R., et al, (Eds.), Gender in Agriculture: Closing the Knowledge Gap. Published with the Food and Agriculture Organization of the United Nations (Springer) 2014

Reclaiming Land Governance from the Market (2014)

November 2014: "The governance of land, forests, water bodies and natural resources has always been a deeply contested terrain, and one that has frequently resulted in conflicts among different actors who claim authority, legitimacy or expertise in making governance decisions. Most national governance systems do not recognize the traditional, customary and collective rights of local users and their institutions to manage and protect them. Instead, transnational corporations, multilateral bodies, international financial institutions and many governments are increasingly promoting and putting into place market-led governance mechanisms for land, forest and water use and management, and environmental protection. These governance mechanisms deny local peoples and communities access to crucial life-sustaining resources, advance the commodification of nature, and entrench an ecologically unsustainable, high carbon, economic growth driven model of production and consumption."

"This collection of articles explores some of the challenges facing peasants, farmers, forest dwellers, fisher-folk, pastoralists, indigenous peoples and other local communities in their efforts to build systems for the governance of land, water, forests and natural resources that are just, participatory, ecologically sound and foster genuinely sustainable forms of living."

Keeping Land Local: Reclaiming Governance from the Market. 'Land Struggles' briefing paper series from Focus on the Global South, the Land Research Action Network, and Global Campaign for Agrarian Reform, 3rd issue, 2014. Download (pdf file)

Zehn Jahre 'Leitlinien für das Recht auf Nahrung' (2014)

Oktober 2014: Vor zehn Jahren wurden die 'Leitlinien für das Recht auf Nahrung' verabschiedet - Anlass für mehrere Rückblicke und Einschätzungen, welche Auswirkungen das hatte. Auch die diesjähige Ausgabe von 'Right to Food and Nutrition Watch', herausgegeben unter anderem von der Menschenrechtsorganisation FIAN und der Entwicklungsorganisation Brot für die Welt, "schaut zurück, um weiter zu gehen" und analysiert unterschiedliche Aspekte wie die Auswirkungen auf Frauen oder die Rolle des FAO-Committee on World Food Security. Auch bei den Regional- und Länderberichten steht die Frage, wie die Umsetzung des Rechts auf Nahrung beispielsweise in Indien, auf den Philippinen, in Mali oder in Tansania vorangetrieben werden kann, im Mittelpunkt.

Ten Years of Right to Food Guidelines: Gains, Concerns and Struggles. Right to Food and Nutrition Watch 2014.April 2014. Download (pdf file)

Literaturübersicht: Frauen und Landwirtschaft (2014)

September 2014: Die zentrale Rolle von Frauen in der Landwirtschaft und im Ernährungssystem ist inzwischen allgemein anerkannt. Als Bäuerinnen, Landarbeiterinnen, Händlerinnen und Verarbeiterinnen leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Produktion von Agrarprodukten, besonders von Grundnahrungsmitteln, zu Einkommen und Ernährungssicherheit. In den vergangenen Jahren schlägt sich diese Einsicht auch in einer wachsenden Zahl von Publikationen nieder, die sowohl die Situation untersuchen als auch Vorschläge diskutieren, wie dieser Beitrag gestärkt werden kann, unter anderem durch gesicherte Nutzungsrechte an Ressourcen und durch den Abbau diskriminierender Strukturen. Mehr 

Women and Land Rights in Africa (2014)

September 2014:From the Editorial: "Despite the gendered nature of power relations, land-rights issues are constantly negotiated, contested and resisted by affected women in various ways. Beyond formal processes, the examples of women's self-organised resistance to land grabs and their strategies to thwart partirarchal forms of dispossession offer powerful narratives. The examination of issues that are specific to women and land unveils both vulnerabilities and potntials. It substantiates the need for interventions that reach beyond the provision of legal access to land rights if the aim of women's economic empowerment is to be realised."

Women and Land Rights: Questions of Access, Ownership and Control. Perspectives #2.13 Political analysis and commentary from Africa. Heinrich Böll Stiftung. Oktober 2013. Download (pdf file 573kb)

Siehe auch: Feminist Economics, Special Issue: Land, Gender, and Food Security. Volume 20, Issue 1, 2014. (Taylor&Francis)

Soziale Bewegungen und 'La Via Campesina' (2014)

23. August 2014: Auch wenn sie nur selten die internationale Öffentlichkeit erreichen, gibt es zahllose Kämpfe, mit denen die unterschiedlichen ländlichen Bevölkerungsgruppen auf Übergriffe gegen ihre Landrechte, Ressourcen und Lebensbedingungen reagieren. Sie richten sich gegen transnationale Konzerne, internationale Finanzinstitutionen und Regierungen, die sich legitimiert fühlen, eine marktorientierte Entwicklung und Ressourcennutzung weitgehend ohne Beteiligung oder Berücksichtigung der Interessen dieser Bevölkerungsgruppen durchzusetzen. Neben Fallbeispielen enthält die Sammlung von Artikeln über diesen Widerstand, die vom aktionsorientierten Forschungsnetzwerk Land Research Action Network (LRAN) herausgegeben wird, einen Beitrag von Peter Rosset, der unter anderem LRAN koordiniert, über das internationale Bauernnetzwerk La Via Campesina: 'Shifts in Social Movement Thinking on Agrarian Reform, Land and Territory'. Eine Publikation aller bisherigen Beiträge der Artikel-Serie 'Land Struggles' ist für Mitte September angekündigt.

Quelle:Focus on the Global South vom 22. August 2014

Die Zukunft der Nahrung - eine Standortbestimmung (2014)

Mai 2014: Die Sammlung von Aufsätzen basiert auf Diskussionen während einer internationalen Konferenz, die im November 2011 in Berlin stattfand, und weiteren Veranstaltungen des Projekts 'Future of Food', das vom Herbst 2010 bis Winter 2011/2012 lief. Die Grundüberzeugung dabei ist, dass nur eine bäuerliche Landwirtschaft die vielfältigen Anforderungen an eine nachhaltige Landwirtschaft erfüllen kann. Eine Reihe von Beiträgen behandeln einige der Probleme, die die gegenwärtige Krise der Landwirtschaft und damit Ernährungsunsicherheit, Armut und Umweltzerstörung verursachen - das internationale Handelsregime, das zum Teil durch die Welthandelsorganisation WTO geprägt ist, falsche Subventionen, die Fischereiindustrie sowie großflächige Landnahmen durch Investoren, beispielsweise für Energiepflanzen, mit denen sich der weitaus längste Beitrag ausgewogen auseinandersetzt. Der größte Teil der Beiträge unterstreicht einmal mehr die nach wie vor zentrale Rolle bäuerlicher Landwirtschaft und Kleinfischerei für die Lebens- und Umweltsituation weltweit und stellt mögliche Ansätze vor, sie zu stärken und ihre Existenz zu sichern.

Trotz der breiten Themenaufstellung bleiben wesentliche Aspekte der Realität in der landwirtschaftlichen und ländlichen Enwicklung allerdings weitgehend ausgespart - der wichtigste die Rolle der Agrar- und Ernährungsindustrie bei den globalen Umwälzungen des Ernährungssystems (wobei die Agrarinvestitionen nur ein Teil sind) und die massive politische Unterstützung, die sie genießt - im Namen von Ernährungssicherheit und Armutsminderung. Dadurch verändert sich nicht nur das wirtschaftliche und politische Umfeld für die bäuerliche Landwirtschaft grundlegend, beispielsweise durch die Einbindung bäuerlicher Betriebe in Produktions- und Wertschöpfungsketten. Die Dominanz der Industrie bestimmt auch die Erfolgsaussichten der vorgeschlagenen Lösungsansätze. Auch ein Blick auf die Diskussion über das Konzept der Ernährungssouveränität oder auf die Rolle von Bauernorganisationen und -bewegungen würden eine realistischere Einschätzung der Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft ermöglichen. Insofern halten Titel und Untertitel nur teilweise, was sie versprechen.

Future of Food. State of the Art, Challenges and Options for Action. Stephan Albrecht et al (eds.). München (oekom) 2013

Der Widerstand gegen Genpflanzen steht (2014)

Mai 2014: Die Industrie legitimiert Gentechnologie unter anderem mit der Hungerbekämpfung. Doch werden bislang kaum gentechnisch veränderte Nahrungsmittel angebaut, sondern überwiegend Soja und Mais, meist als Futtermittel, Raps und Baumwolle. Überhaupt konzentriert sich der Anbau von gv-Pflanzen auf sechs Länder, darunter die USA, Argentinien und Brasilien, während in vielen anderen die Ablehnung anscheinend eher zunimmt. Einige Ergebnisse der Studie:

  • "The report reveals that 90 per cent of GM crops are grown in just six countries and by less than one per cent of the world farming population. An analysis of industry figures shows the claimed increase in GM planting in 2013 remains confined to these six countries."
  • "The number of countries cultivating genetically modified (GM) crops is in decline, with Poland and Egypt the latest countries to suspend GM crop production."
  • "There is also little evidence that new GM varieties are the best way to improve nutrition or increase our capacity to adapt to climate change. Ninety nine per cent of available GM crops on the market have been modified to resist pesticides or produce their own, resulting in spiraling pesticide use."
  • "Countries such as Mexico, Kenya, Egypt and Poland have recently suspended cultivation of certain GM crops. Around the world, experts are calling for a shift to agro-ecological farming methods to tackle hunger and malnutrition. These methods have been shown to double yields in Africa and effectively tackle pests."
  • "Countries such as the USA, Argentina and Brazil, some of the world's top producers of GM crops, are seeing an upward trend in the use of chemical pesticides as a result of their long-term adoption of GM crops."
  • "In Africa GM crops are grown only in three countries, South Africa, Burkina Faso and Sudan. However, extreme pressure from biotech companies threatens to open up the continent to GM crops. A recent Kenyan decision to ban GM crops came under fire from lobbyists."

who benefits from gm crops? an industry built on myths. Friends of the Earth International, April 2014. Download (pdf-Datei)

Ernährungssicherheit durch Getreidereserven (2014)

Mai 2014: Die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation WTO im Dezember 2013 in Bali, Indonesien, wurde unter anderem durch einen Streit zwischen einer Gruppe von Entwicklungsländern, angeführt von Indien, und Industriestaaten geprägt, unter welchen Bedingungen Länder Getreidereserven anlegen dürfen. Nach der Nahrungsmittelkrise 2007/2008 wird eine solche Vorratshaltung sowohl von Regierungen als auch von Entwicklungsexperten als Mittel gegen Preisschwankungen und Hunger diskutiert. In Indien beispielsweise oder in China ist sie seit Jahrzehnten Teil eines öffentlichen Systems zur Ernährungssicherung, während Agrarexporteure darin eine Möglichkeit zur Subventionierung der Landwirtschaft und des Agrarhandels sehen. Dieses Policy-Paper stellt den Hintergrund der Kontroverse und Erfahrungen in Entwicklungsländern mit öffentlichen Lebensmittelreserven vor, bietet eine Übersicht über WTO-Bestimmungen, die die Einrichtung von Getreidereserven beschränken können und analysiert die in Bali gefundene Kompomisslösung, die aus Perspektive der Ernährungssicherheit als unbefriedigend gilt.

Vorrang für Ernährungssicherheit. Die WTO und der Konflikt über Getreidereserven. Von Thomas Fritz (FDCL) 2014. Download (pdf-Datei 800kb), auch in englisch (pdf file 790kb)

Ernährung - Agrobusiness oder Agrikultur (2014)

April 2014: Eine Reihe von Beiträgen in dieser Ausgabe der Zeitschrift 'Widerspruch' analysieren Einflussfaktoren auf die Ernährungssituation wie die Enteignung der kleinbäuerlichen ProduzentInnen und die Konzentration in der Agrarindustrie, die ihre Kontrolle über Markt und Produktionsmittel, abgesichert durch Freihandelsverträge und Patentrechte, kontinuierlich ausgebaut hat, darunter zwei Artikel über den Schweizer Saatgut- und Chemiekonzern Syngenta. Andere Beiträge fragen nach Alternativen, basierend vor allem auf dem politischen Konzept der Ernährungssouveränität und der Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft oder nach der Umsetzung des Rechts auf Nahrung per Gesetz, wie es in Indien versucht wird.

Widerspruch 64. Ernährung - Agrobusiness oder Agrikultur. 33. Jg/1. Halbjahr 2014. Editorial und Inhaltsverzeichnis

Food Sovereignty: A Critical Dialogue (2014)

April 2014: Bei zwei internationalen Konferenzen (September 2013 und Januar 2014) wurde das Konzept der Ernährungssouveränitität diskutiert. In der Ankündigung dafür hieß es:

"A fundamentally contested concept, food sovereignty has — as a political project and campaign, an alternative, a social movement, and an analytical framework — barged into global agrarian discourse over the last two decades. Since then, it has inspired and mobilized diverse publics: workers, scholars and public intellectuals, farmers and peasant movements, NGOs and human rights activists in the North and global South. The term has become a challenging subject for social science research, and has been interpreted and reinterpreted in a variety of ways by various groups and individuals. Indeed, it is a concept that is broadly defined as the right of peoples to democratically control or determine the shape of their food system, and to produce sufficient and healthy food in culturally appropriate and ecologically sustainable ways in and near their territory. As such it spans issues such as food politics, agroecology, land reform, bio-fuels, genetically modified organisms (GMOs), urban gardening, the patenting of life forms, labor migration, the feeding of volatile cities, ecological sustainability, and subsistence rights."

Die annähernd 100 Beiträge liegen jetzt als pdf-Dateien vor. Siehe dazu auch die Zusammenfassung einer weiteren Diskussion: "Internal Report of the Day of Dialogue on knowledge for food sovereignty", January 25, 2014.

Verfügen Bäuerinnen über mehr Land als vermutet? (2014)

März 2014: Dass Frauen seltener und weniger Land besitzen als Männer, ist ein fester Bestandteil der entwicklungspolitischen Diskussion. Allerdings werde das Ausmaß der Ungleichheit teilweise übertrieben oder simplifiziert, heißt es in einem Diskussionspapier des International Food Policy Research Institute („Gender Inequalities in Ownership and Control of Land in Africa“). Meist hätten die Aussagen keine ausreichende empirische Grundlage und würden Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern, unterschiedliche Formen von Landbesitz oder die Differenz zwischen Besitz und Kontrolle ignorieren. Das Papier analysiert verschiedene Studien und präsentiert neuere, bislang unveröffentlichte Statistiken zum Verhältnis von Gender und Land in Afrika. Zwar bestätigen die verfügbaren Daten, dass „across countries, the pattern that women own less land than men, is remarkably consistent“ und „in many cases, the gender gaps are quite large“, doch sei der Zugang zu Land häufig höher als vermutet, wenn auch mit großen Schwankungen zwischen einzelnen Ländern und erheblichen Unterschieden zwischen Nutzung und dokumentiertem Eigentum. In einem Beitrag für oxfamblogs fasst Cheryl Doss, eine der Autorinnen der Veröffentlichung, dieses Ergebnis provokativ zusammen: „Women own 2% of land = not true“ und plädiert für eine differenziertere Debatte.

Gender Inequalities in Ownership and Control of Land in Africa. Myths versus Reality. By Cheryl Doss et al. IFPRI Discussion Paper 01308, December 2013. Download (pdf-Datei 1,2mb)

Vandana Shiva, Krieg und Frieden in Indien (2014)

Februar 2014: Analyse und Theorie, Differenzierung und Detailgenauigkeit sind Vandana Shivas Sache nicht. Dafür kann sie wortgewaltig austeilen gegen Globalisierung, Wachstumsgläubigkeit, Finanzspekulation, maßloses Konsumverhalten, Konzerne, vor allem aus den USA, und die „globale Privatwirtschaft“. Das tut sie auch in diesem Buch mit gewohnter Verve, Rigorosität und Radikalität. 

Allerdings liegt ihrer enormen Bandbreite von Kritik ein recht einfaches Weltbild zugrunde: Auf der einen Seite stehen die Konzerne wie Monsanto, die WTO, die Weltbank und einige weitere 'übliche Verdächtige', doch viele andere, die ebenfalls für den gegenwärtigen Zustand der von Shiva diagnostizierten „Öko-Apartheid“ verantwortlich sind, bleiben ausgespart, geraten nicht ins Visier. Auf der anderen Seite stehen vor allem indigene Gemeinschaften oder solche Bevölkerungsgruppen, die Shiva dazu ernennt, und da wiederum die Frauen - doch auch hier fehlen viele, die sich ebenso wehren, die genauso betroffen sind, Bewegungen, die ebenfalls Widerstand leisten und für die gleichen Ziele kämpfen. Die einen führen einen „Krieg gegen die Erde und die Menschen“, die anderen verteidigen „die Rechte der Erde und der Menschen auf Land und Wasser, Wälder, Saatgut und Artenvielfalt“. Dazwischen Vandana Shiva, mal als weiblicher Gandhi, mal als eine Art säkulare Form einer indischen Göttin, Mittlerin zwischen Zerstörung und Schöpfung.

Es ist dieses einfache Weltbild, das die komplexen Verhältnisse der Globalisierung agitatorisch auf klare Frontstellungen, Feindbilder und Akteure reduziert, das die Bedeutung und Beliebtheit von Vandana Shiva in den vergangenen Jahrzehnten begründet hat und bis heute ausmacht, besonders in den westlichen Industrieländern - ihre Rolle als ‚Maschinengewehr’ der Globalisierungskritik, mit vielen Patronen, von denen aber einige auch nicht treffen. So bietet das Buch jenseits eines Einblicks in einige Basisbewegungen in Indien gegen neue Stahlwerke und  Bergbau, gegen Enteignung von Wasser, Wäldern und Saatgut, gegen Klimawandel und Handelsregelungen und alternativen Ansätzen dazu vor allem das bekannte Vandana Shiva-Feuerwerk, das so schön hilft, die Welt zu erklären, die Gegner zu identifizieren und Hoffnungen zu wecken, dass es irgendwo doch noch eine Zukunft und Frieden gibt - und sei es in einer Handvoll Saatgut.

Vandana Shiva, Jenseits des Wachstums. Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen. Zürich (Rotpunktverlag) 2014

Ökologische Landwirtschaft in Afrika (2014)

Januar 2014: Aus der Ankündigung: "This publication demonstrates that organic management can benefit people, the economy and ecosystems and that this can be achieved in Africa, where hunger and degradation stubbornly persist, despite decades of development efforts. The work presented in this volume stems from the conference on Mainstreaming Organic Agriculture in the African Development Agenda, held in Lusaka, Zambia, from 2 to 4 May 2012. The different chapters document sustainability experiences, including: mainstreaming organic agriculture into African development approaches; community-based livestock systems combining holistic range management; indigenous ethno-veterinary practices and new understanding of customary systems of resource management; ecofunctional intensification through management of legumes, systems of rice intensification and integrated farming; and smallholders’ knowledge harnessed through family farmers learning groups and customized information and communication technologies."

Organic Agriculture: African Experiences in Resilience and Sustainability. Edited by Raymond Auerbach, Gunnar Rundgren and Nadia El-Hage Scialabba. Rome 2013 (FAO) Download (pdf-file)

Future of Food: Journal on Food, Agriculture and Society (2014)

TheDepartment of Organic Food Quality and Food Cultureat the University of Kassel, Germany and theFederation of German Scientists (VDW)present a peer reviewed journal for young scholars and researchers. The aims of 'Future of Food: Journal on Food, Agriculture, and Society' "are to create a platform for young scholars, researchers, post graduate students, doctoral students and post doctoral fellows who are interested in food related themes to deliberate their research experiences through research paper articles. As a multi-disciplinary journal, natural scientists and social scientists from all around the world are welcome to engage in this forum as contributors."

Vol 2, No 1 (2014): Water for Food

Vol 1, No 2 (2013): Food Insecurity and Hunger

UN-Organisation hält Agrarwende für notwendig (2013)

Oktober 2013: Klimawandel und Ernährungskrise machen eine "fundamentale Transformation" der Landwirtschaft notwendig, so lautet die Kernbotschaft des neuen Trade and Environment Review, den die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung, UNCTAD, alle drei Jahre herausgibt. Anstelle von Monokulturen, industrieller Fleischproduktion und globaler Handelsströme müsse ein "Mosaik nachhaltiger, regenerativer Produktionssysteme" geschaffen werden, die die Produktivität kleinbäuerlicher Betriebe, lokale und regionale Märkte und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen wie Böden und biologische Vielfalt fördern. In fünf Kapiteln werden die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, der Beitrag der Fleischindustrie zu Klimawandel und Umweltschäden, die Rolle von Forschung, Technologie und Beratungsdiensten für eine Agrarwende, die Problematik der immer weiter ausgreifenden Landnutzungsänderungen, beispielsweise von der Nahrungsmittelproduktion auf den Anbau von Energiepflanzen, und die Bedeutung des internationalen Handels und seiner gegenwärtigen Regeln für die Entwicklungsperspektiven der Landwirtschaft diskutiert. Der Bericht bietet zahlreichen Autoren der Zivilgesellschaft, die seit Jahren die Agrarindustrie kritisieren und sich für eine Agrarwende und alternative Ansätze engagieren, eine prominente Plattform - und er unterstreicht, dass "ein Paradigmenwechsel begonnen hat, auch wenn er noch weitgehend unvollständig ist".

Wake up before it is too late. Make agriculture truly sustainable now for food security in a changing climate. Trade and Environment Review 2013. UNCTAD, September 2013. Download (pdf-file 4,9mb)

Naturschutz, Vertreibung, Hunger und Agrarökologie (2013)

Oktober 2013: Je knapper und teurer Land und fruchtbarer Boden werden, desto heftiger wird die Konkurrenz verschiedener Nutzungen. Das Buch untersucht zwei Formen – Naturschutzgebiete, die im Namen der Erhaltung von Vielfalt und natürlicher Umwelt ausgeweitet werden, und Land grabbing, die Ausdehnung der industriellen Landwirtschaft in Afrika, Südostasien, Osteuropa und Lateinamerika im Namen der Hungerbekämpfung. In beiden Fällen, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben, geht die jeweilige Inwertsetzung mit einer Vertreibung von Menschen einher. Clausing zeigt aber auch auf, dass sich die beiden scheinbar so gegensätzlichen Konzepte ergänzen: Die industrielle Landwirtschaft präsentiert sich als Naturschützer, indem sie behauptet, durch Intensivierung eine weitere Ausweitung der Landwirtschaft auf schützenswerte Gebiete unnötig zu machen. Umgekehrt arbeiten Naturschutzorganisationen eng mit der Agrarindustrie zusammen, um deren Treiben „verantwortungsbewusst“ gegenüber der Natur zu machen. Dem stellt das Buch agrarökologische Konzepte gegenüber, die die Rolle von Naturschutz und Nahrungsmittelerzeugung vereinen und damit sehr viel besser als konservativer Naturschutz und industrielle Landwirtschaft geeignet erscheinen, den Verlust an biologischer Vielfalt einzudämmen und globalen Hunger zu bekämpfen.

Peter Clausing. Naturschutz und Welternährung am Scheideweg. Mit einem Vorwort von Uwe Hoering. Münster (Unrast-Verlag, Leseprobe) 201. Siehe auch die Besprechung von Isabel Armbrust aus Widerspruch Nr. 64, März 2014.

Agrarindustrie und Familienbetriebe in Brasilien (2013)

Oktober 2013: Rechtzeitig zum "International Year of Family Farming", das die Vereinten Nationen ausgerufen haben, liefert diese Doktorarbeit nicht nur einen Abriss theoretischer Ansätze zur bäuerlichen Familienlandwirtschaft, sondern gibt auch einen Überblick über die Modernisierung der Landwirtschaft in Brasilien und ihre Auswirkungen: Die Verdrängung kleinbäuerlicher Landwirtschaft und vielfältige Umweltprobleme durch die Ausweitung von Monokulturen. Beispiele sind das Agroethanolprogramm und der Sojaanbau. Das Buch analysiert die komplexen Beziehungen zwischen Agroindustrie und Kleinbauern, beschreibt aber auch die Ansätze zur Wiederbelebung alternativer Landwirtschaften und die Rolle des Staates dabei.

Paulo Alfredo Schönardie, Bäuerliche Landwirtschaft im Süden Brasiliens. Historische, theoretische und empirische Studie zu Ernährungssouveränität, Modernisierung, Wiederbelebung und Staatsfunktion. München (oekom) 2013

Siehe auch die Studie: "Wer ernährt die Welt?"

Erfahrungen mit SRI in Osttimor (2013)

September 2013: The System of Rice Intensification (SRI) is a natural resource management technology that has supporters and opponents. Evidence of the technology’s impacts is mixed. Recent research results from Timor Leste suggest that SRI can improve yields and incomes of smallholder farmers when proper extension systems are in place.

Noltze, M., Schwarze, S., Qaim, M. (2012). Understanding the adoption of system technologies in smallholder agriculture: The system of rice intensification (SRI) in Timor Leste. Agricultural Systems 108, 64–73.

Noltze, M., Schwarze, S., Qaim, M. (2013). Impacts of natural resource management technologies on agricultural yield and household income:
The system of rice intensification in Timor Leste. Ecological Economics 85,
59–68.

Siehe dazu auch den Bericht in: rural21, Nr. 3/2013, und: Stichwort: SRI

 

Agrarreform auf den Philippinen erlahmt (2013)

Juni 2013: Die ambitionierte Agrarreform auf den Philippinen (Comprehensive Agrarian Reform Program, CARP), die bis Juni 2014 abgeschlossen sein soll, ist auf den letzten Metern "gelähmt und auf dem Rückzug", heisst es in einem Bericht, den Focus on the Global South herausgegeben hat. Zwar wurden seit 1988 nach offiziellen Angaben rund 3,4 Millionen Hektar umverteilt, wovon mehr als zwei Millionen Menschen profitierten. Doch die geplante Verteilung von weiteren 400.000 Hektar scheint nicht mehr zu schaffen. Die Save Agrarian Reform Alliance (SARA), ein Netzwerk von Bauernorganisationen, Frauengruppen, NGOs und Landempfängern, hat im vergangenen Jahr zahlreiche Versammlungen und Studien organisiert, um die Umsetzung des Programms zu überprüfen. Demnach haben unter anderem Grundbesitzer und Gruppen, die die Agrarreform ablehnen, erfolgreich die Landumverteilung unterlaufen und blockiert. Zudem "bleibt die Agrarreform unvollendet", weil die staatliche Unterstützung für die kleinbäuerlichen Betriebe unzureichend ist und sich die Agrarpolitik vorrangig darauf konzentriert, Investitionen der Agraindustrie zu fördern.

Mary Ann Manahan, The State of Agrarian Reform Under President Benigno Aquino III's Government. 2013 (Focus on the Global South), Download (pdf-Datei 500kb)

Politische Philosophie des Essens (2013)

April 2013: Eine zentrale These des Buches ist, dass vom gesellschaftlichen Umgang mit der Nahrungsfrage die Zukunft der Menschheit abhängt. Die wird dann mit Kategorien der Ethik (Peter Singer), Philosophie und Politischen Ökonomie durchdekliniert, "quer Beet" zu (fast) allen Fragen der Diskussion um das industrielle Ernährungssystem - vom Welthunger, städtischer Landwirtschaft und Slow Food über Bauernopposition (La Via Campesina) und Monsantos Saatgutimperium bis hin zu Welternährungspolitik von Vereinten Nationen und Welthandelsorganisation, WTO. Die "politische Ethik eines guten Essens", so die Hoffnung, könnte helfen, "die Welt zu einem besseren Ort zu machen", also: Veränderung geht durch den Magen.

Harald Lemke, Politik des Essens. Wovon die Welt von morgen lebt. Bielefeld (transcript) 2012. Inhalt und Leseprobe 

Marktorientierte Frauenoffensiven (2013)

April 2013: Natürlich ist seit Langem bekannt, dass Frauen und ihre Organisierung wesentliche Voraussetzungen dafür sind, dass eine landwirtschaftliche Entwicklung zu Armutsminderung, Ernährungssicherheit und größerer Gleichberechtigung beiträgt. Mit der aktuellen Debatte um die Agrarentwicklung sind Forderungen nach "Investitionen in Frauen" wieder stärker in den Vordergrund gerückt. Die Studie analysiert an drei Beispielen aus Äthiopien, Mali und Tansania Erfolgsbedingungen und Hindernisse für marktorientierte genossenschaftliche Unternehmen von Bäuerinnen.

Women's Collective Action: Unlocking the potential of agricultural markets. März 2013 (Oxfam). Eine Zusammenfassung auf Oxfamblogs, die Studie als pdf-Datei (3mb)

Hunger - Ursachen, Folgen, Abhilfe (2012)

Der Ansatz ist ungewöhnlich: Angestoßen durch Ethnologen schreiben Fachleute aus Sozial- und Naturwissenschaften sowie der Entwicklungszusammenarbeit zum Thema Ernährung in seinen unterschiedlichen Facetten. Die Texte behandeln historische Beispiele ("Hunger in der Geschichte"), die Rolle von Religion und Recht, das Verhältnis von Politik und Ethnologie bei der Hungerbekämpfung, Erfahrungen von NGOs, wirtschaftswissenschaftliche Ansätze wie Mikrofinanzierung oder Genossenschaftsentwicklung in Afrika, Aspekte der Kulturpflanzenforschung und der Agrarethnologie - bis hin zu einem Text über die Zwiesprache mit Nutzpflanzen. Das klingt abstrakter oder spezialisierter als sich dieses wissenschaftliche Lesebuch tatsächlich liest und dabei vielfältige Zugänge eröffnet und überraschende Anregungen bietet.

Wolfgang Liedtke, u.a. (Hg.), Hunger - Ursachen, Folgen, Abhilfe. Eine interdisziplinäre Kontroverse. Leipzig (Leipziger Universitätsverlag) 2012. Inhalt

'New Agriculturist' on Gender and Agriculture (2013)

März 2013: The focus of the latest edition of New Agriculturist(2013-2) is on 'Gender and Agriculture'. The staggering fact that women farmers, who produce the majority of the world's food, own less than two per cent of the world's land and receive only ten per cent of agricultural credit does at least suggest a good place to look for answers. In this edition, experiences and insights from a range of initiatives are presented that are working to achieve sustainable improvements in the lives of smallholder women, their families and communities.

Quelle:New Agriculturist 2013-2 (articles can be downloaded)

Das 'System of Rice Intensification' in Indien (2013)

März 2013: In den 1980er Jahren wurde das 'System zur Intensivierung des Reisanbaus" (System of Rice Intensification, SRI) im Hochland von Madagaskar entwickelt, eine Anbaumethode, die mit weniger Setzlingen und Wasser auskommt und die Abhängigkeit von teuren Produktionsmitteln wie Saatgut, Dünger, Agrochemie oder Maschinen verringern und dennoch hohe Erträge bringen kann. Inzwischen wird sie in vielen Ländern praktiziert, darunter Indien. Strittige Fragen wie die Höhe der Erträge oder die Profitabilität werden auf der Grundlage von Studien in 13 indischen Bundesstaaten, die 2010 und 2011 durchgeführt wurden, diskutiert.

K. Palanisami, et al., Impact of the System of Rice Intensification (SRI). Analysis of SRI Practices in 13 States of India. 2012 (Download pdf-Datei 405kb)

Siehe dazu den Bericht: Reiche Ernte. Eine Erfolgsgeschichte aus Kambodscha (September 2008, auch in englisch), als Download (pdf-Datei 1,97mb)

Spannungsverhältnisse auf dem 'Weltmarkt Bio' (2013)

Februar 2013: Ohne globalen Handel könnte der Ökomarkt niemals so wachsen, wie das gegenwärtig geschieht - was die Freude darüber durchaus beeinträchtigen kann, wie nicht nur Skandale mit importierten Bioprodukten oder die zunehmende Industrialisierung zeigen. Auch die Spannungsverhältnisse von 'global' und 'regional', von 'Bio' und 'Fair', also von Umwelt und Entwicklung, werden in diesem Heft der Zeitschrift Ökologie & Landbau durchaus reflektiert und an verschiedenen Aspekten beleuchtet. Der Schwerpunkt der nächsten Ausgabe (April 2013) wird übrigens der 'Kampf um Boden' sein.

Ökologie&Landbau, 1/2013. Schwerpunkt: Weltmarkt Bio. 2013 (oekom)

Der kritische Agrarbericht 2013

Seit 20 Jahren bündelt dieser alternative Agrarbericht, herausgegeben vom Agrarbündnis, die deutsche Debatte. In diesem Jahr hat er mit der Reform der EU-Agrarpolitik ein Schwerpunktthema, das soziale Bewegungen und Organisationen im Agrar-, Umwelt- und Entwicklungsbereich wie selten zuvor in gemeinsamen Kampagnen zusammengebracht hat. Auch wenn man bezweifeln mag, dass die Reformdebatte das Zeug zu einem "Paradigmenwechel" hatte - zu verfestigt ist der Schulterschluss zwischen Agrarindustrie, EU-Seilschaften und Politik, allen voran die Bundesregierung - so hat sich die Agrarpolitik inzwischen doch zu einem Zugpferd der Demokratisierung in Europa entwickelt. So kann erstmalig das EU-Parlament über die Zukunft der europäischen Agrarpolitik mitentscheiden. Vor allem aber haben die Agrarfrage und die damit zusammenhängenden 'bewegenden' Kontroversen um Fleischfabriken, Gentechnologie, Exportorientierung auf Kosten bäuerlicher Landwirtschaft in den Ländern des globalen Süden, Futtermittelimporte auf Kosten der Umwelt ebenda, Verschwendung von Nahrungsmitteln, Lebensmittelskandale und Milliarden an Subventionen für Queen und Konzerne eine breite kritische Bewegung angestoßen, die zugleich den Ausbruch aus dem industriellen Ernährungssystem erprobt. Neben dem Schwerpunktthema wird denn auch eine Vielfalt von Aktivitäten, Ansätzen und Alternativen diskutiert, wobei die einzelnen Themenbereiche durch einleitende "Entwicklungen und Trends" zusammengehalten werden. Dass der Bericht dabei arg Eurozentriert ist, ist angesichts der Bedeutung der Weichenstellungen und agrarpolitischen Entscheidungen in Europa für die weltweite Agrarentwicklung verzeihlich.

Der kritische Agrarbericht 2013. Hintergrundberichte und Positionen zur Agrardebatte. Schwerpunkt: Agrarreform. Konstanz/Hamm (ABL Verlag) Januar 2013. Ab Mai stehen die Beiträge auch als pdf-Datei Online zur Verfügung.

ActionAid: Argumente für Ökolandbau in China und anderswo (2012)

Nachdem die Regierung in Peking 1994 das White Paper zu ökologischer Landwirtschaft vorgelegt hat, wurden "Öko-Gemeinden" mit mehreren Millionen Hektar Land gefördert. Auf der anderen Seite verursacht der anhaltende massive Einsatz von Chemiedünger und Pestiziden schwere Umweltschäden, obwohl Modellrechnungen zeigen, dass eine Umstellung auf organischen Dünger die Erträge nicht beeinträchtigen würde. Das steht in der Studie "Asia at the Crossroads" von ActionAid, in der konventionelle und nachhaltige Landwirtschaft in der Autonomen Provinz Guangxi in China, ferner in Kambodscha, Myanmar, Thailand und Vietnam verglichen werden. Schlussfolgerung und Empfehlung: Organischer Landbau sollte weitaus stärker als bislang gefördert werden.

Asia at the Crossroads.Prioritising Conventional Farming or Sustainable Agriculture? (pdf-Datei 1,1mb) February 2012 (ActionAid

African Centre for Biosafety: Saatgut und Ernährungssouveränität in Südafrika (2012)

Kleinbauern brauchen einen besseren Zugang zu geeignetem Saatgut, zu dessen Produktion und Verteilung. Diese 'Saatgut-Souveränität' ist zentral für Ernährungssouveränität. Um sie unterstützen, bietet die Studie einen Überblick über die Strukturen des Saatgutsystems in Südafrika, die Vor- und Nachteile des verfügbaren Saatguts, die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie die Rolle des öffentlichen Sektors bei Herstellung und Verteilung. Damit sollen zugleich Ansatzpunkte für politische Intervention aufgezeigt werden.

African Centre for Biosafety, South Africa's Seed Systems: Challenges for food sovereignty. May 2012. Link

Alternativen aus dem Süden zur EU-Handelspolitik (2012)

Die Bestandsaufnahme "Southern Alternatives to EU Trade Policy" ist entstanden im Rahmen der Alternative Trade Mandate Alliance, einer Allianz von Entwicklungsorganisationen, Gewerkschaften, Menschenrechts-, Bauern- und Migrantengruppen. Die Beiträge, die von Autorinnen und Autoren aus Ländern des globalen Südens verfasst wurden, analysieren neben den Auswirkungen der EU-Politik vor allem Ansätze für Alternativen, unter anderem im Agrarbereich, im Wassersektor, im Bergbau und für Landnutzungsrechte. Dabei entstehen anschaulich die Umrisse von Entwicklungsperspektiven, die sich an den Rechten und Anforderungen der Menschen, besonders der ärmeren Bevölkerungsgruppen, und der Erhaltung der natürlichen Umwelt orientieren.

Southern Alternatives to EU Trade Policy. July 2012. Link 

Aoel: Fair zum Boden (2011)

Der Verlust der fruchtbaren Böden und damit die Gefährdung von Landwirtschaft und Ernährung hat in den vergangenen Jahren trotz der UN Convention to Combat Desertification (UNCCD) nur geringe öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Mit dem steigenden Interesse von Agrarinvestoren ändert sich das jetzt. Erst kürzlich hat die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) auf den alarmierenden Zustand der Böden weltweit hingewiesen (State of the World's Land and Water Resources for Food and Agriculture, SOLAW). Das Themenheft 2011 der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AoeL) stellt die Bedeutung, die der Schutz der Böden hat, heraus und zeigt auf, welchen Beitrag der Bio-Landbau dabei leistet. Mit weiterführenden Informationen.

Fair zum Boden. Herausgegeben von Aoel, Mai 2011. Link (pdf-Datei, 4,5 MB)

Siehe dazu auch den globe-spotting-Beitrag "Die Quadratur des Kreises" über den FAO-Bericht.

Barilla Center: Rettet die Pasta vor der Tonne! (2012)

26. Dezember 2012: Verschwendung und Verluste von Nahrungsmitteln bewegen auch weiterhin die Ernährungs-Diskussion. Jetzt hat auch das Barilla Center for Food & Nutrition des italienischen Pasta-Herstellers einen Text ("Food waste: Causes, impacts and proposals") erstellen lassen, der sich (selbst)kritisch mit dem Nahrungsmittelsystem auseinandersetzt und Initiativen vorstellt, wie den Verlusten begegnet werden könnte. Siehe dazu auch die FDCL-Publikation "Verlorene Ernte".

Barilla Center for Food & Nutrition, Food waste: Causes, impacts and proposals. 2012

Gérard Choplin, u.a., Ernährungssouveränität für Europa (2011)

März 2011: Die Diskussion um die Neuausrichtung der europäischen Agrarpolitik (GAP) ist in vollem Gange (Siehe die Kampagnenseite deutscher Organisationen). Einer der zivilgesellschaftlichen Beiträge dazu ist das Konzept der Ernährungssouveränität, das vom internationalen Bauernnetzwerk Via Campesina entwickelt wurde und inzwischen breite Akzeptanz hat. Für eine hochindustrialisierte, global stark integrierte Landwirtschaft wie die europäische würde seine Durchsetzung eine radikale Wende erfordern. Ausserdem bietet das Büchlein eine knappe Einführung in die europäische Landwirtschaftspolitik.

Gérard Choplin, u.a., Ernährungssouveränität. Für eine andere Agrar- und Lebensmittelpolitik. Wien 2011 (Mandelbaum Verlag)

Der kritische Agrarbericht 2012: Argumente für eine andere Landwirtschaft

Obwohl die deutsche und europäische Agrarpolitik jeden und jede in vielfältiger Weise und auch sehr unmittelbar, in wesentlichen Lebensbereichen, betreffen, sind sie doch für die meisten ein Buch mit sieben Siegeln. Die Hintergrundberichte im Kritischen Agrarbericht, die zusammenfassenden Jahresrückblicke zu den einzelnen Themenbereichen und die dezidierten Positionen, die in den zahlreichen Einzelbeiträgen zu dem umfassenden Themenspektrum bezogen werden, helfen, die vielen Aspekte des Agrarsystems, seiner Auswirkungen auf Umwelt, Ernährung, Produktionsbedingungen der Landwirtschaft und Interessen unterschiedlicher Akteure sowie seiner weltwirtschaftlichen Verflechtungen und Einflüsse auf andere Regionen zu sortieren. Seit 20 Jahren veröffentlicht das AgrarBündnis, ein Zusammenschluss von Verbänden der bäuerlichen und ökologischen Landwirtschaft, des Umwelt- und Naturschutzes, des Tierschutzes, der Entwicklungszusammenarbeit sowie der Kirchen jetzt schon diese agrar- und umweltpolitische Bestandsaufnahme. Der Schwerpunkt der Ausgabe 2012 reflektiert den Aufschwung, den alternative Konzepte und Bewegungen angesichts der Problematik der konventionellen Landwirtschaft, die sich in Nahrungsmittel-Skandalen, Land grabbing und den gegenwärtigen Reformbemühungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zeigt, haben: "Zusammen arbeiten - für eine andere Landwirtschaft". Dabei stehen die kritische Auseinanderung mit der Agrarentwicklung und der Politik in Europa sowie die Forderungen an ihre Umorientierung im Vordergrund  - und es eröffnen sich Ansatzpunkte, wo für die Umsetzung alternativer Konzepte und einer nachhaltigen Landwirtschaft angesetzt werden kann.

Landwirtschaft 2012. Der kritische Agrarbericht. Hintergrundberichte und Positionen zur Agrardebatte. Herausgegeben vom AgrarBündnis, Januar 2012 (ABL Verlag). Bis auf die Jahresrückblicke ist die aktuelle Ausgabe auch Online zugänglich, ebenso wie die früheren Berichte.

DITSL: Ökologischer Landbau und Fairer Handel (2009)

Im Auftrag des Weltladen-Dachverbandes und des Ökoverbandes Naturland haben Wissenschaftler zahlreiche Studien zum Thema 'Fairer Handel und ökologischer Landbau' ausgewertet. Die Literaturstudie zeigt die positiven wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Wirkungen. Gerade für Kleinbauern, die trotz schwieriger Bedingungen oft sehr produktiv sind, sind demnach Öko-Landbau und Fairer Handel eine überzeugende Perspektive. Die Studie ist Teil einer zweijährigen Kampagne, die die beiden Verbände seit Oktober 2009 durchführen.

Deutsches Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft (Hg.), Ökologischer Landbau und Fairer Handel in Entwicklungsländern. Möglichkeiten nachhaltiger Ertragssteigerung und Beitrag zu Ernährungssicherung und Entwicklung. Status quo und Potenzialanalyse. Witzenhausen, Juli 2009. Bezug als pdf-Datei (Download) bei Naturland oder Weltladen-Dachverband

Joyce D'Silva/John Webster, Krisenfaktor Fleischindustrie (2010)

August 2010: Auch wenn der Titel etwas irreführend suggeriert, die Fleischindustrie befände sich in einer Krise, so ist doch unübersehbar, dass die industrielle Fleischproduktion ins Gerede gekommen ist - nach BSE, Gammelfleisch oder Käfighaltung ist es jetzt ihr Beitrag zum Klimawandel. "The Meat Crisis" stellt diese und weitere schädliche Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen von Tierfarmen dar, zeigt aber auch alternative Haltungsmethoden und Handlungsmöglichkeiten auf und diskutiert ethische und religiöse Auseinandersetzungen mit tierischen Nahrungsmitteln.

Joyce D'Silva and John Webster (eds.), The Meat Crisis. Developing More Sustainable Production and Consumption. London (Earthscan) August 2010

Dyttrich/Wuhrer, (Land)wirtschaft zum Glück (2012)

2. Oktober 2012: Publikationen über Solidarische Ökonomie haben Konjunktur. Darüber, wie eine neue, solidarische Landwirtschaft aussehen kann, die Erhaltung der Umwelt und wirtschaftlichen Erfolg vereint, kommen die meisten Beispiele bislang aus den Ländern des globalen Südens. So auch in diesem Buch mit Projekten aus Indien, Philippinen und Nicaragua. Projekte aus der Schweiz zeigen aber, dass auch in Industrieländern eine andere Landwirtschaft möglich ist. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Texte zu Selbstverwaltung und Genossenschaften in der Schweiz und Deutschland in anderen Bereichen wie Industrie, (Finanz)dienstleistungen und Medien (Die Wochenzeitung, Rotpunktverlag).

Bettina Dyttrich, Pit Wuhrer (Hrsg.), Wirtschaft zum Glück. Solidarisch arbeiten heute, weltweit. Zürich (Rotpunktverlag) 2012. Leseprobe

Engels/Brandes, Stichproben: Soziale Bewegungen in Afrika (2011)

Im Unterschied zu Asien und Lateinamerika gibt es für Afrika, abgesehen vom Südlichen Afrika, relativ wenig wissenschaftliche Forschung über Gewerkschaften, Bewegungen von Landarbeitern oder feministische Organisationen. Angesichts der politischen und wirtschaftlichen Umbrüche werden soziale Bewegungen jedoch immer wichtiger, indem sie neue Kräfteverhältnisse konstituieren. Alle Beiträge der Wiener Zeitschrift für kritische Afrikastudien sind auch als pdf-Dateien zugänglich.

Stichproben 20/2011, Social Movements in Africa, edited by Bettina Engels und Nikolai Brandes. Link

Siehe dazu auch den Informationsdienst Pambazuka

Simon Fairlie, Fleisch, ja bitte .... (2010)

September 2010: .... aber anders erzeugt. Simon Fairlie zeigt an zahlreichen Beispielen die Vorzüge einer angepassten Tierhaltung: Schweine als Resteverwerter, grasende Rinder, zusätzlich mit Stroh gefüttert, würden nicht nur Abfälle verringern, sondern auch mehr Getreide für die Ernährung übrig lassen. Fairlie nimmt auch die Berechnungen über den Beitrag der Fleischproduktion zum Klimawandel auseinander, eine Ehrenrettung für die extensive Viehhaltung. Nicht der Mensch als Fleischesser sei das Problem, so die Schlußfolgerung seiner faktenreichen Auseinandersetzung unter anderem mit Argumenten für einen völligen Verzicht, sondern die Industrie.

Simon Fairlie, Meat: a Benign Extravagance. (Hyden House) September 2010

GM Watch: Bahnbrechende Züchtungserfolge - ohne Gentechnik (2011)

Oktober 2011: Um die Akzeptanz der Agro-Gentechnologie zu verbessern, melden die Life Sciences-Unternehmen regelmäßig neue 'Wunderpflanzen'. Damit betreiben sie politische Lobbyarbeit, um die Gentechnologie als Lösung für die vielfältigen Probleme der Landwirtschaft - von geringen Erträgen über Krankheitsanfälligkeit bis hin zum Klimawandel - zu etablieren. Erfolgsgeschichten mit anderen Züchtungsverfahren werden dagegen kaum bekannt, ihre breite Anwendung kaum gefördert.

Der Informationsdienst GM Watch stellt solche bahnbrechenden Züchtungserfolge auf Non-GM Successes vor.

Silke Helfrich/Heinrich Böll Stiftung, Die Rückkehr der Commons (2012)

Die akuten Krisen des globalen Systems haben zu einer Wiederentdeckung der Allmende, der Gemeingüter beziehungsweise der Commons geführt, gemeinschaftlich genutzten Ressourcen, die im Zuge der privaten Aneignungen seit dem 17. Jahrhundert mehr und mehr zurückgedrängt wurden. Diese Wiederbelebung erfolgt zudem in einer Situation, in der als Lösungsstrategie für die Krisen gerade eine neue Welle der "Einhegungen" und privaten Inbesitznahme natürlicher Ressourcen erfolgt, gleichzeitig die Konstruktion neuer Ressourcen wie des Internets und ihrer Kontrolle heftig umkämpft sind. Die eindrucksvolle Textsammlung mit Beiträgen aus rund 30 Ländern zeigt an vielen Beispielen, wo es überall auch heute noch ähnliche Formen gibt, aber auch wodurch sie bedroht sind. Vor allem aber zeigt sie, dass die Idee sich als anregende Triebkraft erweist, um neue innovative Ansätze und Projekte sozialer Beziehungen, der Selbstorganisation, der Zusammenarbeit und kollektiver Eigentumsformen zu denken und auszuprobieren, die - so die Hoffnung - das Potenzial haben, die dominate gesellschaftliche Form zu werden. Die Beiträge geben damit zugleich Einblick in die vielfältigen Ansätze, die Commons-Theorie weiterzuentwickeln, ihre politische Begründung zu vertiefen und die Bedingungen, zu denen beispielsweise die ambivalente Rolle des Staates gehört, zu reflektieren, wie die breit gefächerten Initiativen zu einer gesellschaftlichen Transformation beitragen könnten.

Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.), Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat. Bielefeld (transcript Verlag) 2012.

Siehe dazu auch den deutschen commonsblog und seine internationale Version, sowie den historischen Gastbeitrag anlässlich der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises an Elinor Ostrom für ihre Forschungen zu Allmende (Commons)

Uwe Hoering, Agrar-Kolonialismus in Afrika (2007)

Uwe Hoering, Agrar-Kolonialismus in Afrika. Eine andere Landwirtschaft ist möglich. Hamburg (VSA-Verlag) 2007

Selbstbestimmte Lösungen können die Probleme von Afrikas Landwirtschaft überwinden - das zeigen viele Beispiele. Doch sie sind gefährdet, wenn es dem Machtkartell von Wirtschaft, Regierungen und internationalen Entwicklungsorganisationen gelingen sollte, seine Vorstellungen einer "Grünen Revolution" durchzusetzen.Download (pdf-Datei 0,9 MB)

Anita Idel, Die Kuh als Sündenbock (2010)

Dezember 2010: Das Bild der Kuh als Sündenbock ist zwar schief, drückt aber aus, was Anita Idel mit ihrem Buch zeigen will: Die Schuldzuweisungen an Rinder als Verursacher von Desertifikation, von Klimawandel oder von Hunger, weil sie Getreide fressen anstatt Gras, sind gefälscht. Nicht die Weidehaltung von Rindern verursacht Probleme, sondern die industriellen Fleischfabriken der Agrarindustrie, die die Ernährungsindustrie und die Supermarkt-Theken beliefern. Dem setzt Idel die Alternative von Rindern und ihrer Halter als "Landschaftsgärtner" gegenüber.

Anita Idel, Die Kuh ist kein Klima-Killer! Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können. Marburg (Metropolis) 2010

Al Imfeld, Agrargeschichten aus Afrika (2009)

Dezember 2010: Afrikas Geschichte wurde seit Jahrhunderten von unterschiedlichen Kolonialherrschaften zugerichtet. Die negativen Auswirkungen wie Armut, Abhängigkeit und die Verdrängung kultureller Vielfalt und Eigenständigkeit zeigen sich bis heute. Al Imfeld versucht, die Agrarkultur vor dieser politischen, materiellen und wissenschaftlichen Kolonialisierung zu rekonstruieren, bevor sie durch die gewaltsamen Einflüsse weitgehend verdrängt wurde. Dafür setzt er erzählerisch viele Geschichten zu einem Bild der Agrargeschichte Afrikas zusammen, das, obwohl es sich um Puzzlesteine handelt, den indigenen Reichtum zumindest erahnen lässt. Wie viel davon heute noch für eine Rückkehr zu einer eigenen, selbst bestimmten Agrargeschichte, etwa unter dem Stichwort der "Ernährungssouveränität", tragfähig ist, bleibt offen. Hintergrundmaterial "Decolonizing African Agricultural History" (pdf-Datei 2,13 MB) auf der Website von Imfeld.

Al Imfeld, Elefanten in der Sahara. Agrargeschichten aus Afrika. Zürich 2009 (Rotpunktverlag)

Iowa State University: Höhere Erträge durch organischen Anbau

Die Untersuchung mit Mais und Soja durch Forscher der Iowa State University ist eine der wenigen vergleichenden Langzeitstudien. Sie wurde gemeinsam mit Bauern und nach kommerziellen Kriterien durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die Erträge im Anbau nach den Standards des National Organic Program der US-Landwirtschaftsbehörde USDA den herkömmlichen Anbau übertreffen können. Der Verzicht auf Chemiedünger und Pestizide bedeutete auch niedrigere Produktionskosten und damit Éinnahmen, die im Schnitt doppelt so hoch waren.

Kurzfassung der Studie "Organic vs. Conventional Farming Systems"

Journal of Agrarian Change: 'Agribusiness for Development': Who Really Gains? (2009)

Im April 2009 organisierte das Journal of Agrarian Change ein Symposium, das sich kritisch mit dem Weltentwicklungsbericht 2008 der Weltbank, 'Agribusiness for Development', auseinandersetzte. Die Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit den Auswirkungen der Weltbank-Politik auf kleinbäuerliche Betriebe in Afrika (Kojo S. Amanor), mit den Reaktionen zivilgesellschaftlicher Organisationen auf den Bericht (Matteo Rizzo) und mit Lösungen für Produktivitätsprobleme der Landwirtschaft in Afrika (Philip Woodhouse).

Eine Zusammenfassung von Hannah Bargawi und Carlos Oya: Development Viewpoint, Number 36, September 2009 (pdf-Datei 187 kb).

Die Beiträge können als pdf-Dateien heruntergeladen werden (Wiley InterScience): Journal of Agrarian Change, Volume 9 Issue 2, Pages 155-313 (April 2009)

Gregor Kaiser, (Wieder-)Aneignung genetischer Ressourcen (2012)

Das Buch, eine überarbeitete Doktorarbeit, bietet weit mehr, als Titel und Untertitel versprechen: eine umfassende Darstellung der Enteignung genetischer Ressourcen und ihrer privaten Aneignung durch die Industrie, unterstützt durch die internationale Biodiversitätspolitik. Dem werden Ansätze wie gemeinsame Eigentumsrechte, Commons oder der internationale Saatgutvertrag gegenübergestellt, die versuchen, auch andere gesellschaftliche Gruppen, die mit Fug und Recht als die eigentlichen Eigentümer gelten können, an der Nutzung genetischer Ressourcen zu beteiligen. Zwei Fallstudien  – aus Deutschland und Kenia – vertiefen die Fragestellung, wie alternative Eigentumsrechte umgesetzt werden können.

Gregor Kaiser, Eigentum und Allmende. Alternativen zu geistigen Eigentumsrechten an genetischen Ressourcen. München (oekom) 2012. Leseprobe

Literaturschau, Frauen in der Landwirtschaft (2011)

11. April 2011: Frauen leisten mindestens die Hälfte der Arbeiten, die in den Ländern des globalen Südens in der Landwirtschaft anfallen. Doch lediglich zwischen drei und 20 Prozent der Landbesitzer sind weiblich, eine Folge von Traditionen, Erbrecht und gesetzlichen Regelungen, die Frauen benachteiligen. Gesicherte Landnutzungsrechte für Frauen, zusammen mit besserem Zugang zu Produktionsmitteln und Krediten, könnte die landwirtschaftliche Produktion um 20 bis 30 Prozent steigern, schätzt die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO in ihrem Bericht über die Situation der Landwirtschaft 2011. Dass der Zugang zu Krediten allerdings ein zweischneidiges Schwert ist, zeigt Christa Wichterich am indischen Mikrofinanzsystem auf, durch das besonders Bäuerinnen in die Schuldenfalle geraten sind.

Auch in der Studie von ActionAid steht der unzureichende Zugang von Frauen zu Land als wesentliche Ursache für Ernährungsunsicherheit im Mittelpunkt. Darüber hinaus bietet sie einen Überblick über Frauenarbeit in ländlichen Gebieten. "Land grabbing" und der großflächige Anbau von Agrartreibstoffen würde zu ihrer weiteren Marginalisierung führen, warnt sie. Wie sowohl die Ernährung als auch der Schutz der Wasserressourcen auf der Grundlage herkömmlicher Praktiken gesichert werden kann, beschreibt Shiney Varghese von IATP am Beispiel der indischen Frauenorganisation Tamilnadu Women's Collective.

FAO, The State of Food and Agriculture 2011. Rome 2011. Link

Christa Wichterich, Schuldenfalle in der Landwirtschaft. In: Rundbrief 1/2011, Forum Umwelt und Entwicklung. Download (pdf-Datei 113 kb)

ActionAid, Her Mile. Women's Rights and Access to Land. March 2010. Link

Shiney Varghese, Women at the Center of Climate-friendly Approaches to Agriculture and Water Use. February 2011 (Institute for Agriculture and Trade Policy). Link

Siehe auch die FAO-Datenbank "Gender and Land Rights": Link

Felix zu Löwenstein, Food Crash oder ökologische Invensivierung (2011)

November 2011: Der reisserische Titel passt so gar nicht zur Darstellungsweise dieses Buch. Aus persönlicher Sicht, anschaulich und geradezu erdverbunden beschreibt der Verfasser, der selbst einen Biobetrieb besitzt,  die Probleme und Gefahren der intensiven, chemiebasierten Landwirtschaft, die er dafür verantwortlich macht, dass trotz aller Produktionssteigerung verbreitet Ernährungsunsicherheit und Hunger herrschen, und die - deshalb der Titel - in den Zusammenbruch führe. Als Alternative wirbt er für den "neuen Weg", die Intensivierung der ökologischen Landwirtschaft, und veranschaulicht das mit zahlreichen Beispielen, aber auch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und wirtschaftlichen Argumenten. Dass er dabei als Funktionär mehrerer ökologischer Verbände auch pro domo spricht, tut der sachlichen Argumentation keinen Abbruch. Eher trägt es dazu bei, Informationen und Sachverhalte, die zum Teil so oder ähnlich auch anderswo zu lesen sind, in ein neues Licht und einen größeren, praxisorientierten Zusammenhang zu stellen.

Felix zu Löwenstein, Food Crash. Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr. (Pattloch Verlag) 2011

Christa Müller, Die Rückkehr der Gärten in die Stadt (2011)

März 2011: Sollten einst die "Schrebergärten" vor allem der städtischen Arbeiterklasse ein nahrhaftes Zubrot bringen, so wollen die Aktivisten des Urban Gardening heute sehr viel mehr: Gemeinschaftsgärten gelten ihnen als Sozialräume neuen Typs, als Orte des Widerstands gegen die neoliberale Ordnung, bieten Antworten auf vielfältige Wachstumskrisen und die Unwirtlichkeit der Städte, und sollen über die Idylle grüner Oasen hinaus Konzepte individueller und städtischer Selbstversorgung entwickeln. Ob sie das Zeug haben, "neue Wohlstandsmodelle" und "neue Formen der Politik" zu schaffen, bleibt abzuwarten. Einen Anstoß zur Neuorientierung von Städteplanung, kommunaler Politik und der Nutzung öffentlicher Räume bieten sie allemal.

Christa Müller (Hg.), Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt. München 2011 (oekom). Die Website zum Buch. Siehe auch den Beitrag "Landwirtschaft in den Städten"

Jeffry K.O'Hara, Bauernmärkte bringen Einkommen und Arbeitsplätze (2011)

August 2011: Obwohl diese Studie der Union of Concerned Scientists die Situation von Bauernmärkten in den USA, wo sich deren Zahl seit 2000 auf über 6000 mehr als verdoppelt hat, analysiert und Empfehlungen für ihre stärkere Unterstützung durch den Staat macht, enthält sie zahlreiche Einsichten und Anregungen, die auch für die Entwicklung lokaler und regionaler Ernährungssysteme in Europa oder in Ländern des Südens hilfreich sind.

Market Forces: Creating Jobs through Public Investment in Local and Regional Food Systems, by Jeffry K.O'Hara. August 2011

Politics of agroecology alternatives (2011)

In March 2011, Olivier De Schutter, the UN Rapporteur for the Right to Food, released a report: "Agroecology and the right to food" before the UN Human Rights Council in Geneva. Based on an extensive review of recent scientific literature, the report demonstrates that agroecology, if sufficiently supported, can double food production in entire regions within 10 years whilie mitigating climate change and alleviating rural poverty. The report therefore calls States for a fundamental shift towards agroecology as a way for countries to feed themselves while addressing climate- and poverty challenges. The Journal of Peasant Studies (JPS 38:1)) offer contribution to this debate in the form of two articles on agroecology co-authored by two of the most important scholars on this topic. Both papers are available free in the JPS website.

The agroecological revolution in Latin America: rescuing nature, ensuring food sovereignty and empowering peasants. By Miguel Altieri and Victor Manuel Toledo. JPS 38:1, 161-191. Download (pdf)

The Campesino-to-Campesino agroecology movement of ANAP in Cuba: social process methodology in the construction of sustainable peasant agriculture and food sovereignty. By Peter Michael Rosset et al. JPS 38:3, 587-612. Download (pdf)

Colin Poulton, Agrarpolitik und Demokratie in Afrika (2012)

Es ist eine Binsenweisheit, dass der Agrarsektor insgesamt und die bäuerliche Landwirtschaft insbesondere von Regierungen und Entwicklungsorganisationen vernachlässigt wurden. Dafür gibt es eine Reihe unterschiedlicher Gründe, darunter das wirtschaftliche Gewicht der Agrarindustrie und das geringe Steueraufkommen durch Subsistenzlandwirtschaft. Trotzdem ist es verwunderlich, da in vielen Ländern die Bevölkerungsmehrheit immer noch in ländlichen Regionen lebt, also für Mehrheiten bei Wahlen politisch entscheidend sein sollte. Welche Zusammenhängen zwischen Demokratie, Agrarpolitik und ländlicher Entwicklung bestehen, dieser Frage geht diese Publikation anhand von Fallstudien über Burkina Faso, Äthiopien, Ghana, Malawi, Mosambik, Ruanda und Tansania nach: Unter welchen Umständen investiert die Politik in die Landwirtschaft?

Colin Poulton, Democratisation and the Political Economy of Agricultural Policy in Africa. July 2012(pdf-Datei, 975kb)

Geplant sind weitere Veröffentlichungen zu diesen Fragestellungen. Siehe dazu die Website und die Konferenz im März 2013.

Jorgen Randers, Prognose 2052: Optimistisch, trotz Katastrophe (2012)

Die "Grenzen des Wachstums", die im gleichnamigen Bericht des Club of Rome von 1972 beschworen wurden, sind überschritten, jetzt ist die Frage, welche Folgen und Auswirkungen das haben wird. So prognostiziert Randers beispielsweise für die Ernährungssituation, dass es in 40 Jahren "genug Getreide und Hühnerfleisch sowie etwas Fisch geben wird - außer für die Armen". In anderen Kapiteln wird versucht, die Folgen für Bevölkerungsentwicklung und Konsum, für Energie und CO2-Emissionen, für die "nicht-materielle Zukunft" und für den "Zeitgeist" zu erfassen. Prognosen für die unterschiedliche Entwicklung in verschiedenen Regionen, darunter die USA, China und die anderen großen Schwellenländer, runden das Bild ab. Insgesamt, so die Zusammenfassung des Blicks in die Glaskugel, wird es weniger Wachstum geben - von Bevölkerung, Wirtschaft, Produktivität und Konsum. Millionen Menschen und ganze Regionen werden weiterhin im Elend leben, soziale Konflikte und Kämpfe um Ressourcen zunehmen. Das Erklärungsgrundmuster hierfür, das von einer Fülle von Informationen, Einschätzungen und Vermutungen umrankt wird, besteht aus Klimawandel, Weltbevölkerung sowie Kapitalismus und Demokratie mit ihrem kurzfristigen Zeithorizont, die dazu führen, dass erste Ansätze für ein Umsteuern nicht reichen werden, um die Katastrophe noch abzuwenden.

Jorgen Randers, Der neue Bericht an den Club of Rome. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre. München (oekom) 2012. Leseprobe 

Peter M. Rosset, Via Campesina - eine transnationale soziale Bewegung (2010)

Der Beitrag analysiert den Ursprung und die Entwícklung des Netzwerks von Bauernorganisationen. Entstanden zunächst in Lateinamerika in den 1980er Jahren, als sich der Staat aus den ländlichen Regionen weitgehend zurückzog und sich damit Spielräume für selbständigere Organisierung eröffneten, beteiligte sich Via Campesina in den 1990er Jahren zunehmend an der internationen Diskussion. Dadurch rückte es zunehmend in eine Führungsposition bei den Kämpfen. In jüngster Zeit gewinnen Gender-Themen und der Widerstand gegen transnationale Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Zentrale Themen der Entwicklung waren der Kampf um die Anerkennung des Konzepts der Ernährungssouveränität, die Stärkung der internen Strukturen und die Bemühungen, eine gemeinsame Identität zu entwickelt und dadurch einen "Bauern-Internationalismus" zu begründen.

Maria Elena Martinez-Torres & Peter M. Rosset, La Via Campesina: the birth and evolution of a transnational social movement. In: The Journal of Peasant Studies, Vol. 37, No. 1, January 2010, 149-175. Als Download (pdf) bei Landaction

Rural21: Der Genossenschafts-Gedanke lebt! (2012)

Genossenschaften haben keinen guten Ruf, und doch sind sie nicht tot zu kriegen. Das liegt wohl auch daran, dass sie für bäuerliche Landwirtschaft unabdingbar sind, vorausgesetzt, sie werden richtig, das heisst unter anderem: demokratisch organisiert. Der Themenschwerpunkt der Zeitschrift Rural21 gibt einen Überblick über die Diskussion und aktuelle Beispiele, darunter auch die neuen Genossenschaften in China. Alle Texte können als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Suman Sahai, Indiens Saatgutrecht als Modell? (2008)

Indien gehört zu den Ländern, die versuchen, die Freiräume, die die Welthandelsorganisation WTO bei der Ausgestaltung von Patentrechten lässt, mit eigenen Saatgutrechtssystemen auszufüllen. Das indische Gesetz erkennt die wichtige Rolle der Bauern als Züchter an und beschränkt die Rechte kommerzieller Züchter an ihren Sorten auf zertifiziertes Saatgut. Damit läuft es den Intentionen der internationalen Saatgutbranche zuwider und steht daher unter enormen Druck von Kräften, die es zu Fall bringen wollen.

Suman Sahai, Die Rechte der Bauern am Saatgut - das indische Saatgutrecht als Modell für die Entwicklungsländer? Hrsg. Forum Umwelt & Entwicklung; Evangelischer Entwicklungsdienst, Bonn 2008. Bestellung oder Download (pdf-Datei 5,9 MB): EED

Rita Schäfer, Gender und ländliche Entwicklung in Afrika (2012)

Die kommentierte Bibliographie bietet einen Überblick über die Geschlechterforschung und Entwicklungszusammenarbeit in ländlichen Regionen. Ein breites Themenspektrum - von Ressourcenmanagement über Landrechte, Landreformen und Land Grabbing, agrar-ökologisches Wissen, die Folgen des Klimawandels und Ernährungssicherung bis hin zu Wanderarbeit und HIV/AIDS - wird im Hinblick auf Gender-Aspekte behandelt. Einen besonderen Stellenwert hat die Dokumentation der Studien und Diskussionspapiere internationaler Forschungseinrichtungen sowie afrikanischer WissenschaftlerInnen und EntwicklungsexpertInnen.

Rita Schäfer, Gender und ländliche Entwicklung in Afrika. Münster (Lit-Verlag) 2012

unfairtobacco: Alternativen zum Tabakanbau (2012)

8. August 2012: Die Gesundheitsgefährdung durch Rauchen ist hinlänglich bekannt. Doch die Lebens- und Arbeitssituation im Tabakanbau bleibt weitgehend ausgeblendet. Dabei sind Menschenrechtsverletzungen in der überwiegend kleinbäuerlichen Vertragslandwirtschaft verbreitet - Kinderarbeit beispielsweise und Ernährungsunsicherheit. Dazu kommen eine wirtschaftlich häufig prekäre Situation durch die extreme Abhängigkeit von den industriellen Abnehmern und erhebliche Umweltschäden. Die Framework Convention on Tobacco Control (FCTC) der Weltgesundheitsorganisation WHO strebt unter anderem an, wirtschaftlich tragfähige Alternativen zum Tabakanbau zu unterstützen. Einige solcher Ansätze in Brasilien, Kenia und Bangladesh analysiert jetzt die Studie "Alternative Livelihoods to Tobacco" der Initiative unfairtobacco.

Alternative Livelihoods to Tobacco. Approaches and Experiences. Herausgegeben von Sonja von Eichborn und Laure Norger. Berlin(FDCL) 2012. Download (pdf-Datei 1mb. Bezug: info (at) unfairtobacco.org (5 Euro)

Worldwatch Institute: Architektur einer weltweiten grünen Politik (2012)

Mai 2012: Der diesjährige Bericht "Zur Lage der Welt" des Worldwatch Institute in Washington nimmt die UN-Konferenz Rio+20 Mitte Juni zum Anlass, um sehr umfassend "neue Ideen und Maßnahmen" für einen "geteilten Wohlstand für alle" und die "Architektur einer weltweiten grünen Politik" vorzustellen. Neben einer Auseinandersetzung mit der Wachstumskritik und dem Leitbild der Rio-Konferenz, dem Konzept der Green Economy, werden in den dichten, informativen Texten Lösungsvorschläge für ein breites Spektrum von Problemfeldern vorgestellt - von Stadt- und Verkehrsentwicklung als einem starken Schwerpunkt über Landwirtschaft, Ernährung und Konsumverhalten bis hin zu kommunaler Demokratie und Umverteilung von Arbeit. Umsetzungsvorstellungen bleiben allerdings häufig vage.

Worldwatch Institute (Hg.), Zur Lage der Welt 2012. München (oekom) 2012. Leseprobe über Green Economy

Siehe auch die Studie Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. Frankfurt (Fischer) 2008 (Kurzfassung, pdf-Datei 1,2 MB)

Worldwatch Institute, Innovativ gegen Hunger und Armut (2011)

20. März 2011: Kern des Berichts sind 25 Fallstudien in Afrika, wie kleinbäuerliche Landwirtschaft zur Beseitigung von Hunger, Armut und Umweltschäden, den drohenden Klimawandel eingeschlossen, beitragen könnte. Ähnliche Einsichten werden inzwischen auch von zahlreichen Regierungen und multilateralen Institutionen verkündet. Die Kernfrage ist allerdings, wie solche optimistisch stimmenden Ansätze verbreitert und verallgemeinert werden können. Die Forderung nach mehr Unterstützung durch den Staat und die Vorschläge für "Innovationen" für die EU-Agrarpolitik, für Institutionen, Governance und politische Reformen bleiben allerdings vage und verengt, da sie sowohl die Macht der Agrarindustrie als auch die Rolle bäuerlicher Organisationen und Bewegungen weitgehend ausblenden.

Worldwatch Institute (Hrsg.), Hunger im Überfluss. Neue Strategien gegen Unterernährung und Armut. Zur Lage der Welt 2011. München (oekom) 2011

Siehe dazu auch: Wer ernährt die Welt? Bäuerliche Landwirtschaft hat Zukunft. Bonn (eed) Mai 2008. Download (pdf-Datei 2,34 MB)

Weitere Texte zum Thema Landwirtschaft - siehe auch Veröffentlichungen

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